Alex Rider 7: Snakehead
Containern warteten; alle waren in verschiedenen Farben angestrichen, und auf manchen stand der Name des Unternehmens, dem sie gehörten. Einer dieser Container war gelb, und Alex wusste sofort: Da sollte er hin – denn an der Seitenwand war in schwarzen Buchstaben UNWIN TOYS zu lesen. Er drehte sich um in der verzweifelten Hoffnung, dass Ash ihm doch noch folgen würde. Aber sie waren allein. Warum hatte man sie getrennt? Das ergab doch keinen Sinn. Immerhin galten sie als Vater und Sohn. Er konnte nur hoffen, dass man Ash in einen anderen Container brachte und dass sie in Darwin irgendwie wieder zusammenkommen würden. Er besah seinen Handrücken. Die Telefonnummer, die Ash ihm gegeben hatte, war schon fast verschwunden, der Regen hatte sie zu einem bläulichen Fleck verwischt. Zum Glück hatte Alex sie auswendig gelernt – hoffentlich behielt er sie auch richtig. Das würde er noch früh genug erfahren – falls er jemals ein Telefon fand.
Jetzt standen sie vor dem gelben Container, der offensichtlich verschlossen war. Die Ladeluke war mit einem dicken Stahlstift gesichert, und Alex erriet, wozu er angebracht worden war. Alle Container, die in den Hafen kamen oder ihn verließen, wurden vom Zoll kontrolliert. Unterwegs durften sie nicht geöffnet werden können, weil man sonst ja alles Mögliche – Waffen, Drogen, Menschen – hineinbefördern könnte. Der Stahlstift hatte eine Code nummer, die bereits einmal kontrolliert worden war; ein zweites Mal würde sie bei der Ankunft in Australien überprüft. Sollte der Stift ausgetauschtoder manipuliert worden sein, würde der ganze Container beschlagnahmt und gründlich untersucht.
Wie sollte er da also hineinkommen? Irgendwie würde er in diesem Kasten nach Australien reisen, das stand fest. Wahrscheinlich war es zu riskant, ihm eine Kabine an Bord des Schiffs zu geben; und für die Snakeheads war er sowieso bloß ein Frachtstück von vielen. Der Mann, der ihnen vorausgegangen war, drehte sich jetzt um, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn nach unten. Alex begriff, dass er sich zwischen die Räder des Lastwagens ducken sollte.
Und gleich darauf sah er auch warum. Der Container hatte einen geheimen Eingang, eine Klappe, die bereits geöffnet war. Dort konnte er hineinklettern, ohne dass die Ladeluke oder der Sicherungsstift berührt wurde, und wenn der Container erst einmal verladen war und womöglich Dutzende andere über ihm standen, war es so gut wie unmöglich, ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Das Ganze war so einfach wie effektiv, und irgendwie empfand er eine gewisse Bewunderung für die Snakeheads. Offenbar hatten sie ein gewaltiges Imperium aufgebaut, das in mindestens drei Ländern tätig war. Ethan Brooke hatte Recht gehabt. Diese Leute waren viel schlimmer als gewöhnliche Kriminelle.
Er bückte sich und kroch unter den Lastwagen. Sofort fühlte er sich wie eingesperrt. Der schwere Container über ihm wirkte buchstäblich erdrückend, und die Klappe wurde, wie er jetzt sah, mit einem massiven Riegel von außen verschlossen. War dieser erst einmal vorgeschoben, saß er in der Falle. Wenn das Schiff unterging oder wenn die Besatzung den ganzen Kasten einfach über Bord warf, würde er in diesem übergroßen Eisensarg ertrinken. Als er zögerte, drängte derMann ihn mit einem Stoß zwischen die Schulterblätter weiter.
Alex drehte sich um und versuchte, ein möglichst ängstliches Gesicht zu machen. Er wollte wieder mit Ash zusammengebracht werden, aber wie konnte er sich verständlich machen, wenn er kein einziges Wort sprechen durfte? Einer der anderen Männer drückte ihm etwas in die Hand: eine Plastiktüte mit zwei Flaschen Wasser und einem Laib Brot. Sein Vorrat für die lange Reise. Der erste Mann schubste ihn wieder und schrie etwas.
Alex konnte die Sache nicht länger hinauszögern. Er kroch zu der Klappe. Die Männer gestikulierten und er zog sich hoch. Dabei rutschte er ab und konnte sich gerade noch mit einer Hand an dem Riegel festhalten.
Das Letzte, was er von Indonesien sah, war Schlamm, strömender Regen und das Fahrgestell eines Lastwagens. Er zog sich in den Container, und Sekunden später wurde die Klappe hinter ihm zugeschlagen. Jemand schob mit lautem Knall den Riegel vor. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr.
Erst als er sich aufrichtete, wurde ihm bewusst, dass er sehen konnte. In dem Container war es hell. Er schaute sich um. Eine große Schar ängstlicher Gesichter starrte ihn an.
Offenbar würde er auf
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