Alex Rider 7: Snakehead
haben. In einer Ecke stand eine chemische Toilette, aber Alex ahnte schon, dass die hygienischen Zustände in dem Container bald katastrophal werden würden. Zum ersten Mal begriff er, wie verzweifelt diese Menschen sein mussten, um sich auf eine solche Reise einzulassen.
Aber er konnte doch nicht einfach nur so tatenlos herumsitzen. Er machte sich Sorgen um Ash – und über die Snakeheads konnte er auch nichts herausfinden, solange er in dieser Kiste eingesperrt war. Sicher, er hatte die Uhr, die Smithers ihm gegeben hatte. Aber trotz allem gab es eigentlich keinen Grund, ein Notsignal auszusenden. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Ash irgendwie an Bord der Liberian Star gelangt war. Alex würde ihn nur finden müssen.
Er hatte einen Entschluss gefasst. Bis das Schiff Jakarta verlassen hatte, konnte er nichts unternehmen, aber wenn sie auf See waren, konnte er davon ausgehen, dass der Container unbewacht war. Wozu die Mühe, wenn es sowieso keine Fluchtmöglichkeit gab? Alex schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Er musste seine Kräfte sammeln. Die Uhr würde er nicht benutzen, aber Smithers hatte ihm ja noch etwas anderes mitgegeben. Alex hatte es bereits in Position gerückt. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er damit den Container verlassen.
E r wartete, bis sie nach seiner Schätzung mindestens die Hälfte der Reise hinter sich gebracht hatten.
Über vierundzwanzig Stunden waren vergangen, Tag und Nacht wechselten, ohne dass im Innern dieses stickigen Kastens etwas davon zu merken war. Der Gestank wurde immer schlimmer. Wenigstens war niemand seekrank geworden, doch die chemische Toilette reichte natürlich nicht für so viele Leute. Niemand sprach. Was gab es auch zu sagen? Die Überfahrt war zu einem Zustand zwischen Leben und Tod geworden.
Alex hatte ein wenig von dem Schlaf nachgeholt, der ihmin Jakarta entgangen war, doch er hatte schlecht geträumt ... Ash, Thai-Boxen, Sardinen! Jetzt reichte es ihm.
Er fischte das Kaugummipäckchen aus seiner Hosentasche und öffnete den Schieber. Um besser sehen zu können, musste er es ans Licht halten, aber die drei Zahlen waren gut zu erkennen: 1, 5 und 10, jede mit einem eigenen Schalter.
Die 5-Baht-Münze war bereits an ihrem Platz. Als Alex in den Container geklettert war, hatte er so getan, als sei er abgerutscht, und als er sich mit einer Hand am Riegel festgehalten hatte, hatte er die magnetische Münze heimlich dahinter angeklebt. Falls keiner der Snakeheads das mitbekommen hatte, war sie immer noch da unten. Er würde es gleich wissen. Hoffentlich übertönten der Lärm der Schiffsmotoren und das Brausen der See die Explosion.
Er ging zu der Klappe und kniete sich daneben. Draußen war nichts zu hören, aber das wunderte ihn nicht. Die anderen Flüchtlinge sahen ihn an, wahrscheinlich fragten sie sich, was er wohl vorhatte. Es hatte keinen Sinn, noch länger zu warten. Alex drückte den Schalter für die 5.
Unter der Klappe gab es einen dumpfen Knall, und beißender Qualm drang ins Innere des Containers. Eine der Frauen begann auf Alex einzureden, aber er beachtete sie nicht. Er drückte mit einer Hand auf die Klappe, und zu seiner Erleichterung sprang sie auf und führte wie eine kleine Rutsche ins Dunkle. Der Riegel war in zwei Teile zerbrochen. Das Loch war gerade groß genug, dass sich Alex hindurchzwängen konnte – aber wohin? Es war nicht ausgeschlossen, dass er sich in den Tiefen des Frachtraums befand, von allen Seiten eingeschlossen, ohne einen einzigen Weg nach draußen.
In dem Container war kurz Panik aufgekommen. Alle redetengleichzeitig, mindestens ein halbes Dutzend Sprachen prallten aufeinander. Salem kam zu ihm und zupfte an seinem Hemd, als wollte er Alex an der Ausführung seines Plans hindern. Er schien verwirrt. Wer war dieser allein reisende Junge, der es wagte, sich die Snakeheads zum Feind zu machen, indem er hier ohne Erlaubnis wegzugehen versuchte? Und wie hatte er die Klappe aufbekommen? Sie hatten das Krachen des Riegels gehört, aber das war alles. Es schien wie von Zauberhand passiert zu sein.
Alex sah Salem in die Augen und legte einen Finger an seine Lippen. Er bat so den alten Mann, still zu sein und nicht zuzulassen, dass die anderen ihn verrieten. Mehr konnte er sich nicht erhoffen. Diese Leute waren auf der Flucht. Er hatte nichts mit ihnen zu schaffen. Mit etwas Glück würde keiner von ihnen versuchen, ihm nach draußen zu folgen, oder noch schlimmer, den Leuten von der
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