Alex Rider 7: Snakehead
Handgranate geworfen hatte, schrie laut auf, hielt sich die Schulter und taumelte zurück. Der weiße Lieferwagen fuhr an. Alex hörte den Motor aufheulen und sah, wie der Wagen zu einem umständlichen Wendemanöver ansetzte. Ash packte seinen Arm. Die Haare klebten ihm am Kopf, Wasser rann ihm übers Gesicht.
»Wir müssen hier weg!«, schrie er. Bei der Schießerei und dem Regenprasseln bestand keine Gefahr, dass jemand ihn hörte.
Der Colonel warf sich zur Seite, um an die Pistole heranzukommen. Ash trat sie weg und versetzte dem Mann einen Faustschlag an den Kopf.
»Ash ...«, fing Alex an.
»Später!«
Der Lieferwagen hatte sein Wendemanöver geschafft und stand jetzt vor dem zertrümmerten Eingangstor. Ash lief los und Alex folgte ihm. Sie kamen bei dem Wagen an, als er gerade anfuhr. Der Fahrer wartete nicht auf sie. Ash packte denGriff der Hecktür und riss sie auf. Irgendwo ratterte eine Maschinenpistole, und Alex schrie auf, als direkt vor ihm eine Salve in die Seitenwand des Wagens spritzte.
»Los!«, brüllte Ash.
Alex warf sich durch die Hecktür in den Wagen. Eine Sekunde später folgte Ash und landete auf ihm. Der Fahrer schien sie gar nicht zu bemerken. Er dachte nur an sich. Ein Seitenspiegel zersprang, die Splitter flogen umher. Der Motor kreischte laut auf, als der Fahrer das Gaspedal durchdrückte. Sie machten einen Satz nach vorn. Ganz in der Nähe gab es eine Explosion, so nah, dass Alex den heißen Luftzug im Gesicht spürte. Aber dann waren sie weg, rasten durch das Tor und auf die Straße dahinter.
Der Wagen geriet ins Schleudern und schrammte an einer Mauer entlang, dass die Funken flogen. Alex warf einen Blick zurück. Eine der beiden Hecktüren war weggesprengt, und er sah zwei Soldaten – wie Gespenster – vor dem Zaun knien und auf sie schießen. Aber sie waren schon außer Reichweite und rasten den Weg zurück, den sie am Abend zuvor gekommen waren; der Weg war jetzt nur noch ein brauner Fluss aus Schlamm und Geröll. Alex befürchtete, dass die Kopassus-Soldaten sie verfolgten, und spähte noch einmal zurück. Aber es regnete so heftig, dass von den Lagerhäusern schon nichts mehr zu sehen war; unmöglich zu erkennen, ob die beiden Jeeps ihnen hinterherjagten.
Der Fahrer war derselbe, der sie vom Flughafen abgeholt hatte. Er klammerte sich ans Lenkrad, als hinge sein Leben daran. Als er schließlich in den Rückspiegel sah, bemerkte er die beiden blinden Passagiere. Er begann wütend auf Indonesisch zu schimpfen, hielt aber nicht an. Alex war erleichtert.Wohin sie fuhren, war ganz egal. Hauptsache, sie waren nicht dageblieben.
»Was sollte das alles?«, flüsterte er Ash ins Ohr, denn er war sicher, dass der Fahrer ihn nicht hören konnte.
»Keine Ahnung.« Ash war ausnahmsweise einmal fassungslos. Er lag auf der Seite und versuchte zu Atem zu kommen. »Ein Routineeinsatz ... Pech. Oder vielleicht hat jemand nicht bezahlt. So was passiert in Jakarta immer wieder.«
»Wo fahren wir hin?«
Ash sah hinaus. Bei dem trüben Licht und durch die immer noch niederrauschenden Wassermassen war kaum etwas zu erkennen, aber irgendetwas musste er erspäht haben. »Das ist Kota. Die Altstadt. Wir fahren nach Norden.«
»Ist das gut?«
»Im Norden ist der Hafen.«
Sie gerieten in dichten Verkehr und kamen zwischen den vielen Autos und Bussen nur noch langsam voran. Die Imbissstände waren alle mit Plastikplanen abgedeckt und überall standen Leute in Hauseingängen oder hockten unter Schirmen und warteten, dass der Wolkenbruch vorüberging.
Der Fahrer drehte sich um und schrie etwas. Selbst wenn es Englisch gewesen wäre, hätte Alex wohl kein Wort verstanden.
»Er redet von dem Schiff«, erklärte Ash.
»Du kannst Indonesisch?«
Ash nickte. »Genug, um ihn zu verstehen.«
Der Lieferwagen fuhr aus einer Gasse quer über eine breite Durchgangsstraße. Ein Taxi wich ihnen wild hupend aus. Hinter ihnen ragte ein altes Haus im Regen auf. Es erinnerte ihn an Gebäude, wie er sie in Amsterdam gesehen hatte, aber Jakarta,ein Außenposten der Niederländischen Ostindien-Kompanie, hatte ja früher mal den Holländern gehört. Sie überquerten einen Platz. Er war gepflastert, und Alex, der auf dem Rücken lag, spürte jeden einzelnen Stein. Mehrere Radfahrer, die dem Wagen ausweichen wollten, kollidierten und purzelten, wilde Flüche ausstoßend, mitsamt ihren Rädern auf die Straße. Ein Mann, der einen Imbissstand vor sich herschob, sprang gerade noch rechtzeitig beiseite.
Dann
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