Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

da und sahen einander fragend an. Auch Alex wusste nicht, was passiert war. Er warf Smithers einen fragenden Blick zu, doch der schwieg. Plötzlich warf der eine Mann seine Waffe weg und wälzte sich im Gras. Im nächsten Augenblick folgte der andere seinem Beispiel. Die beiden lagen wie Kinder auf dem Rücken, wanden sich, zappelten mit den Beinen und schrien. Sie schienen vollkommen vergessen zu haben, wo sie sich befanden und warum sie gekommen waren.
»Juckpulver«, murmelte Smithers. »Extrastark. Es wurde bereits im letzten Krieg entwickelt, aber ich habe es noch verbessert. Um ehrlich zu sein, ich wollte es schon längst ausprobieren.«
Die anderen Männer waren stehen geblieben und starrten die beiden auf dem Boden ungläubig an. Dann brüllte jemand einen Befehl und sie rückten zu acht erneut und mit noch größerer Entschlossenheit vor. Sie verteilten sich auf die Monitore. Alex warf einen Blick zur Tür. Ob sie einem Angriff standhielt?
Wie als Antwort auf seine Frage eröffneten die Angreifer das Feuer. Ihre Waffen trugen Schalldämpfer, trotzdem war der Lärm der gegen Mauern, Fenster und Haustür prallenden Kugeln ohrenbetäubend. Alex kam sich vor wie in einer Schachtel aus Blech, auf die ein Hagelschauer niedergeht, und er zuckte unwillkürlich zusammen. Doch die Tür gab nicht nach und die Fensterscheiben zerbrachen nicht.
»Die Tür ist gepanzert!«, rief Smithers. »Und die Fenster haben kugelsichere Scheiben. Mit Schüssen kommen sie nicht rein.«
»Vielleicht mit einer Axt?«
»Schon, aber sie bräuchten …«
Smithers brach ab. Alex hatte die beiden Männer auf dem Monitor ebenfalls bemerkt. Sie trugen kugelsichere Westen und ihre Köpfe waren durch Schweißermasken geschützt. In den Händen hielten sie einen Schweißbrenner. Die aus der Brennerdüse austretende Flamme erreichte eine Temperatur von bis zu dreitausendfünfhundert Grad. Während die anderen Männer zurückblieben, knieten die zwei sich vor die Tür. Sie zündeten den Schweißbrenner an und eine grellblaue Flamme schoss aus der Düse. Im nächsten Augenblick roch es verbrannt. Die Innenseite der Tür änderte unter Einwirkung der extremen Hitze die Farbe und kurz darauf züngelte eine kleine Flamme durch den Spalt.
»Sie sind jedenfalls gut vorbereitet«, brummte Smithers. Es klang mehr verärgert als ängstlich.
»Können Sie sie aufhalten?«
»Leider nein. Dies ist nur ein Haus der Sicherheitsstufe drei. Wenn wir in Jerusalem oder Bagdad wären, wäre das anders.«
Alex sah auf einem Monitor eine neue Bewegung. Einer der Männer im Garten holte mit dem Arm aus. Im ersten Moment glaubte Alex, er spiele Ball, doch dann erkannte er, dass es sich nicht um einen Ball handelte, sondern um eine Granate. Sie traf das Dach und explodierte. Das Haus erzitterte und die Kronleuchter schwankten klirrend hin und her. Staub und Gips regneten von der Decke und eine Rauchwolke kam die Treppe herunter. Inzwischen fraß sich der Schweißbrenner weiter durch die Tür. Die zischende Flamme begann ein kreisförmiges Stück auszuschneiden.
»Jetzt müssen wir aber wirklich rennen«, sagte Smithers.
»Rennen?« Das konnte sich Alex bei Smithers gar nicht vorstellen. Mehr als ein schnelles Watscheln würde der Agent doch wohl kaum zustande bringen. Und wie sollten sie das Haus überhaupt verlassen?
»Es gibt einen Hinterausgang.« Smithers musste seine Gedanken erraten haben. »Mach dir keine Sorgen um mich«, fügte er hinzu. »Hauptsache, dir passiert nichts.« Er wählte eine weitere Taste der Fernbedienung.
Die Fontänen der Springbrunnen verschwanden, und noch bevor der letzte Tropfen in das Becken gefallen war, stieg stattdessen gelber Rauch auf. Die Männer stolperten hustend über den Rasen und hielten sich die Augen zu.
»Tränengas«, erläuterte Smithers. »Schade, dass wir nicht in England sind, sonst hätte ich sie jetzt mit meinen explodierenden Gartenzwergen endgültig erledigt.«
Die beiden Männer an der Tür waren trotz aller Störmaßnahmen fast fertig. Das kreisrunde Loch war schon zu drei Vierteln ausgeschnitten. Smithers eilte durch den Eingangsflur in die Küche zurück und steuerte zu Alex’ Erstaunen direkt auf den Kühlschrank zu. Für einen kleinen Imbiss war jetzt doch nun wirklich keine Zeit! Aber als Smithers die Tür aufriss, waren Nahrungsmittel und Fächer verschwunden. Stattdessen führte ein stählerner Tunnel geradewegs zur Straße hinaus.
Alex hörte, wie die Tür hinter ihnen krachend aufflog.
»Nach dir!«,