Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
deine Miss Starbright die Flüge im Internet buchte. Heute Nachmittag um halb vier also. Du hast Recht, da bleibt uns tatsächlich keine Zeit zum Mittagessen.«
»Ich wollte mich verabschieden.«
»Das ist sehr nett von dir.«
Alex hatte plötzlich Gewissensbisse. »Sie denken hoffentlich nicht, ich lasse Sie im Stich, Mr Smithers.«
»Überhaupt nicht, mein Lieber. Ich frage mich nur, ob deine Abreise mit der Explosion des Goldenen Hauses zusammenhängt. Sie hat nicht nur in London sehr viel Wirbel verursacht. Du hast damit doch nichts zu tun, oder?«
Alex informierte Smithers über die Ereignisse der letzten Tage, den Einbruch in Gunters Büro, den Inhalt von Gunters Schreibtisch, den Anruf und das Geschehen auf dem Raddampfer. Diesmal ließ er nichts aus und beschrieb auch das Waterboarding. Smithers schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Chips in die Höhe sprangen.
»Ich mag die Amerikaner!«, rief er. »Aber manchmal sind sie unerträglich. Ich werde offiziell Beschwerde einreichen, Alex. Das hätten sie nicht tun dürfen.«
»Ist schon okay, Mr Smithers, mir ist ja nichts passiert.« Alex zuckte mit den Schultern. »Vielleicht will Gunter ja wirklich die amerikanische Außenministerin bei ihrem Besuch in Kairo erschießen. Aber für einen Anschlag auf die Schule habe ich keine Hinweise gefunden. Ich bin dort überflüssig und reise deshalb ab.«
Er zog sein iPhone heraus und legte es auf den Tisch.
»Das ging leider kaputt, als es im Nil nass wurde. Vielleicht können Sie ja noch etwas retten. Ich habe Fotos von den Sachen in Gunters Schreibtisch gemacht. Was das Bild von dem Kleiderhaken soll, weiß ich immer noch nicht. Daneben lag ein Prospekt von einem Ort namens Siwa.« Alex verstummte. Ihm war auf einmal noch etwas eingefallen. »Und ich habe die Wanze im Zimmer zurückgelassen.«
»Ich weiß, Alex. Ich lausche ihr schon den ganzen Morgen, aber bisher hat Mr Gunter noch nichts Interessantes gesagt. Genau genommen sagt er gar nichts.«
»Tut mir leid. Diesmal war ich Ihnen keine große Hilfe.«
»Du musst dich nicht entschuldigen.« Smithers klang auf einmal anders. Er sprach plötzlich mit einem Ernst, den Alex gar nicht an ihm kannte. Ihm war, als hörte er zum ersten Mal den wirklichen Smithers. »Und was du vorhin gesagt hast – dass du uns sitzen lassen würdest –, ist völliger Unsinn. Ich bin froh, dass du abreist. Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich war von Anfang an dagegen, dich in unsere Arbeit hineinzuziehen.«
Er machte eine Pause und fuhr dann mit fast schon trauriger Miene fort.
»Ich habe das nie gesagt, weil es nicht meine Aufgabe ist. Ich tue wie alle anderen das, was man von mir verlangt. Aber es war falsch, ganz falsch, dich mit hineinzuziehen. Viele glauben, ein Spion zu sein sei lustig und aufregend. Dein Onkel hatte so eine Vorstellung. Für ihn war das alles ein einziges Abenteuer. Und sieh, was mit ihm passiert ist … Spionage ist in Wirklichkeit eine dreckige, gefährliche Arbeit und für jemanden, der noch zur Schule geht, vollkommen ungeeignet. Ich bestreite nicht, dass du uns helfen konntest, Alex, aber um welchen Preis? Du wärst in der Liverpool Street fast getötet worden – so weit hätte es nie kommen dürfen – und du lebst seit einem Jahr inmitten tödlicher Gefahren und umgeben von Täuschung und Betrug. Niemand hätte dich zwingen dürfen, für uns zu arbeiten. Deshalb hast du absolut Recht, wenn du jetzt gehst. Ich weiß nicht, was hier in Kairo gespielt wird, aber ich sage dir, es ist mir nicht geheuer. Halte du dich da raus und fahre nach Hause. Und wenn Mr Blunt oder Mrs Jones das nächste Mal anrufen, nimm nicht ab. Vergiss, dass es uns gibt.«
Er stand auf. Alex wusste, dass Smithers sich gerade auf seine Weise von ihm verabschiedet hatte. Für immer. Er stand ebenfalls auf und sie gaben sich die Hand.
Da klingelte es an der Tür.
»Merkwürdig«, sagte Smithers. »Ich erwarte gar keinen Besuch.«
Alex folgte ihm in den Eingangsflur. Smithers nahm die Fernbedienung, die Alex auf dem Tischchen hatte liegen sehen, und drückte eine Taste. Die königliche Familie verschwand und in den goldenen Rahmen tauchten stattdessen Monitore mit Ansichten des Hauses aus verschiedenen Blickwinkeln auf. Der Garten war leer, aber vor der Tür stand ein Mann. Er trug die Uniform eines Kurierdienstes und hielt ein kleines Päckchen in der Hand.
Smithers trat an die Wand neben der Tür und sprach in ein Mikrofon. »Was wollen Sie?«
»Ich habe ein Päckchen
Weitere Kostenlose Bücher