Alexa, die Amazone – Die große Chance
weniger – aber ...«, er verharrt kurz, wie um seine Gedanken wieder zu sammeln, »was ich dich fragen wollte, Alexa – was hältst du von einem gemeinsamen Ausritt? Flavio, du und ich? Über die abgemähten Felder und Wiesen?«
So leid tut er Alexa nun doch wieder nicht.
»Was hältst du davon, wenn nur wir beide ausreiten?«, entgegnet sie. »Ohne Flavio? Das wird bestimmt viel lustiger. Außerdem will Flavio sicherlich überhaupt nicht mit. Ich habe ihn jedenfalls noch nie reiten sehen!«
»Mir zuliebe werdet ihr euch ja vielleicht mal für zwei, drei Stunden vertragen können. Meinst du nicht?«
»Na gut, aber nur dir zuliebe!« Alexa ist von dem Gedanken, mit Flavio auszureiten, alles andere als begeistert. Sie gönnt ihm keines »ihrer« Pferde.
»Wen reitet Flavio denn?« Chicolo kriegt er nicht, denkt sie dabei.
»Er wird wohl Lucifer reiten. Den hat er vor seiner Verletzung eigentlich immer geritten.«
»Welche Verletzung denn? Hatte Flavio etwa einen Unfall?«
»Meniskusriss. Angeblich ist alles gut verheilt, er reitet aber trotzdem kaum noch.«
»Ach so, und du meinst, er reitet Lucifer?«
Eine Idee schwirrt in ihrem Kopf und beginnt sich zu einem Bild zu formen.
»Höchstens, dass er den Hengst haben will«, wirft Kurt ein. »Aber das ist ja eigentlich meiner. Obwohl ich’s verstehen könnte. Dir gefällt er von allen ja wohl auch am besten, soviel ich weiß.«
Die glühende Lanze der Eifersucht durchbohrt Alexa. Also doch Chicolo! Nein, das muss verhindert werden.
»Der passt doch viel besser zu dir, Onkel Kurt. Soll Flavio den Lucifer reiten. Ich nehme dann Simone.«
»Ich werde ihn fragen. Sollte er den Hengst allerdings haben wollen – ich habe nichts dagegen. Du doch auch nicht, oder?«
Gewollt offen schaut Kurt zu Alexa.
Sie ringt sich ein freundliches Lächeln ab. Gleichzeitig steht ihr Herz fast still, ein stechender Schmerz erfasst ihren ganzen Körper, setzt sich fest. Ihren Chicolo? Mit dem sie so gut klarkommt? Dem sie so viel beigebracht hat? Da soll dieser knielahme Kerl draufsitzen? Und alles wieder kaputt machen? Seit Monaten ist der nicht mehr geritten! Der kann’s doch überhaupt nicht mehr!
»Ist dir nicht gut, Alexa, du bist plötzlich so blass geworden?« Kurts Stimme reißt sie aus ihren düsteren Gedanken.
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung. In bester Ordnung!«
»War vielleicht doch ein bisschen viel Alkohol in dem Drink, hm?« Gutmütig verziehen sich die Fältchen um Kurts Augen zu einem leisen Lächeln.
»Nein, weißt du Kurt, im Gegenteil, wenn es dir nichts ausmacht, hätte ich ganz gerne noch mal das Gleiche. Ich – ich glaube, ich kann’s heute gebrauchen!«
»So?« Sein liebevoller Blick ruht auf ihr. »Gut, ich mixe mir auch noch einen. Bist du denn noch überhaupt nicht müde?«
»Wovon denn? Ich werde immer wacher!«, sagt Alexa, während sie schon die tollsten Pläne ausheckt. Ihr ist da so ein Gedanke gekommen. Mein lieber Flavio, du kannst dich auf was gefasst machen, denkt sie und verzieht unwillkürlich das Gesicht zu einem grimmigen Grinsen. Sie fühlt sich bereits wieder wohler und die Tatenlust lässt sie kribbelig werden.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Alexa schwört Rache
Alexa sitzt mit langen Zügeln auf Amparo. Sie genießt die noch wärmenden Strahlen der späten Herbstsonne. Die Stute geht mit raumgreifenden Schritten friedlich auf dem Hufschlag des Sandplatzes. Am Gatter liegt Nevada und schaut den beiden schläfrig zu. Sierra sitzt in seiner Nähe, achtet aber nicht auf Alexa, sondern lauscht nur gespannt zur Straße hin. Sie wartet auf ihr Herrchen, das geschäftlich in die Stadt gefahren ist und sie so lange bei Alexa und Nevada zurückgelassen hat. Alexa nimmt Sierras Desinteresse nicht persönlich. Sie hat festgestellt, dass sich die schöne Barsoi-Hündin für keinen Menschen interessiert, außer für Kurt. Selbst Flavio hat keine Chance, ihr Hundeherz zu gewinnen. Sie begrüßt zwar jedes Familienmitglied wohlerzogen mit Schwanzwedeln, zieht sich dann aber immer wieder sofort zu Kurt zurück.
Nevada dagegen lässt Alexa nicht mehr aus den Augen. Kaum fünf Tage nach ihrer ersten, seltsamen Begegnung hörte Alexa nachts merkwürdige Geräusche an ihrer Tür. Sie ließ das Licht aus und schlich sich hin, weil sie glaubte, Flavio würde ihr einen Streich spielen. Schließlich war Geisterstunde. Als sie dann die Tür mit einem Ruck aufriss, schwebte kein Leintuch-Geist an
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