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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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noch im Auto gesessen. Wegen der Uhrzeit ist sie sich aber nicht hundertprozentig sicher. Sie hat jedes Mal, wenn sie auf der Toilette war, aus dem Fenster geguckt und sich gefragt, wieso der Kerl da draußen mitten in der Nacht und bei der Kälte im Auto sitzt.«
    »Wieso hat niemand diesen Schuss gehört? Wie kann es sein, dass niemand den Schuss gehört hat?«
    »Der Regen«, schlug Balke vor. »Es hat da draußen wirklich wie aus Kübeln geschüttet.«
    Um neun war Rapport bei der Staatsanwaltschaft.
    Natürlich war auch Liebekind dabei.
    Ich berichtete, was wir bisher wussten oder wenigstens vermuteten.
    »Wir haben Blut-und Gewebespuren, die wahrscheinlich vom Täter stammen. Die Auswertung der Tatortspuren läuft auf Hochtouren. Ich bin überzeugt, es ist nur eine Frage von Stunden, bis wir ihn haben.«
    »Was mag da passiert sein?«, rätselte die Leitende Oberstaatsanwältin, Frau Dr. Steinbeißer. »Und wie passt dieser verschwundene Softwareunternehmer ins Bild?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Bisher wissen wir nur, dass der Kollege sein Dienstfahrzeug verlassen hat, und zwar so eilig, dass er nicht mal die Tür richtig zugemacht hat. Anschließend hat es ein Handgemenge gegeben, bei dem der Täter leichte Verletzungen davongetragen hat, und das Geschoss stammt aus einer kleinkalibrigen Waffe.«
    »Was hatte Ihr Mitarbeiter dort eigentlich zu tun?«
    Das war die Frage, vor der ich mich gefürchtet hatte.
    »Eine Observation«, sagte ich leichthin. »Eine völlig harmlose Angelegenheit …«
    »Eine Observation? Allein?«
    Die Staatsanwältin sah mich befremdet an und machte sich eine Notiz.
    »Es geht um einen Anwohner, der eventuell in Drogengeschäfte verwickelt ist. Bisher ist es aber noch nicht mal ein Anfangsverdacht. Es gibt nur vage Hinweise, und ich dachte …«
    Netterweise ersparte sie mir den fälligen Kommentar.
    »Wie geht es dem Kollegen denn zurzeit?«, fragte Liebekind, vielleicht um mir zu Hilfe zu kommen.
    »Schlecht.« Plötzlich war ich wieder todmüde. »Er wird gerade zum zweiten Mal operiert. Wenn es die Zeit erlaubt, möchte ich später kurz in der Klinik vorbeischauen.«
    »Tun Sie das«, sagte die Staatsanwältin mit unergründlichem Blick. »Und Sie halten mich bitte auf dem Laufenden, ja?«

29
    Rolf Runkel lag auf der Intensivstation, erfuhr ich, als ich im Klinikum endlich jemanden gefunden hatte, der mir Auskunft geben konnte. Er musste immer noch künstlich beatmet werden. Inzwischen seien jedoch Puls und Blutdruck stabil, erklärte mir eine ebenfalls übermüdete Krankenschwester.
    »Die Doctores meinen, sie hätten ihn jetzt über den Berg. Sorgen macht uns natürlich sein schlechter Allgemeinzustand.«
    »Allgemeinzustand?«, fragte ich verwirrt. »Heißt das, ist er … irgendwie krank?«
    Sie sah mich erstaunt an. »Wussten Sie nichts davon?«
    »Ich weiß gar nichts. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    »Doch«, sagte sie nach einem langen, erschöpften Blick. »Aber eigentlich darf ich Ihnen das gar nicht sagen. Sie sind ja kein Angehöriger.«
    Das kurze Gespräch fand auf dem neonbeleuchteten und farbenfroh gestrichenen Klinikflur statt. Hier und da standen Kübel mit großen Grünpflanzen am Boden. Dazwischen kleine Gruppen gelber Plastikstühle, von denen kaum einer besetzt war. Plötzlich war mir wieder schwindlig. Ich verabschiedete mich von der Schwester, bat sie lahm, mich zu informieren, wenn es Neuigkeiten gab, vor allem natürlich gute, und bemerkte erst jetzt, dass auf einem der Stühle in der Nähe der Milchglastür zur Station eine einsame Frau saß. Eine sehr dicke Frau mit asiatischen Gesichtszügen. Sie sah mich aufmerksam an, lächelte nach Sekunden scheu.
    »Sie Herr Gerlach?«, fragte sie mit heller Kinderstimme, als die Schwester durch die automatisch schließende Glastür verschwunden war.
    Ich nickte.
    Und nickte noch einmal.
    Sie konnte nur Runkels Ehefrau sein. Ihr Mann war krank, schwer krank vielleicht, und ich … ich Idiot …
    Die Frau erhob sich umständlich. Sie war zwei Köpfe kleiner als ich und kugelrund.
    »Ich Mahsuri«, stellte sie sich mit demütig gesenktem Blick vor und streckte mir unbeholfen die Rechte hin.
    Ihre Kleidung war von sehenswerter Geschmacklosigkeit. Über zerschlissenen Jeans trug sie einen knallbunten Rock. Eine üppig mit rosafarbenen Rosen verzierte Bluse kontrastierte aufs Schärfste mit der hellgrünen Strickjacke. Auf dem Stuhl neben ihr lagen eine feuerrote Wetterjacke und eine schwarze

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