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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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eigentlich los?«
    »Er hat ihn festnehmen wollen«, war Kollegin Krauss überzeugt. »Wegen irgendwas. Keine Ahnung.«
    Ihre letzten beiden Worte waren eine schöne Zusammenfassung unserer bisherigen Ermittlungsergebnisse.
    Als ich die Sitzung auflöste, war es vier Uhr achtundfünfzig. Niemand hatte vor, ins Bett zu gehen. Die meisten Straßenbahnfahrer, die in den Stunden vor dem Anschlag auf der Strecke in der Nähe des Tatorts unterwegs gewesen waren, waren inzwischen telefonisch befragt worden. Bisher war jedoch nichts von Interesse dabei herausgekommen. Allmählich nahm das Gähnen kein Ende mehr, und auch ich konnte die Augen kaum noch offen halten. Immerhin war ich in der Zwischenzeit wieder getrocknet. Balke blieb zurück, während alle anderen den Raum verließen.
    Als wir allein waren, sagte er: »Ich war ja vorhin im Haus von unserem Finanzgenie. Beim Weggehen konnte ich einen Blick in sein Schlafzimmer werfen. Die Tür stand halb offen.«
    »Und?«
    »Alles stimmt. Das Bett, die Bilder an der Wand, diese altertümliche Stereoanlage …«
    Um Viertel vor sechs fuhr ich nach Hause, um mich für zwei Stunden hinzulegen.

28
    Als ich um kurz nach neun die Tür zu meinem Vorzimmer aufstieß, war ich müder als drei Stunden zuvor.
    »Der Herr Runkel wird grad zum zweiten Mal operiert«, eröffnete mir Sönnchen mit unsicherer Stimme. Sie hatte erst am Morgen von dem Drama der vergangenen Nacht erfahren und den Schrecken noch nicht ganz verdaut. »Vor ein paar Minuten hat seine Frau angerufen. Sie ist ganz durchgedreht gewesen vor Angst, die Arme.«
    Der Fahrer des herrenlosen Mercedes war schon gefunden, erfuhr ich in den nächsten Minuten von Balke, der mit schleppender Stimme sprach, sich jedoch hartnäckig weigerte, sich ebenfalls ein wenig aufs Ohr zu legen. »Er war gestern Abend zu Besuch bei Freunden, ungefähr hundert Meter vom Tatort entfernt. Dabei hat er ein paar Gläschen zu viel erwischt und sich eine Taxe genommen, als er um halb elf nach Hause wollte. Von dem, was kurz darauf passiert ist, hat er nichts mitgekriegt. Der Taxifahrer bestätigt die Uhrzeit. Das heißt wohl, der Schuss muss nach halb elf gefallen sein.«
    »Was ist mit dem Audi?«
    »Der Halter ist nicht auffindbar. Ich habe mit seiner Partnerin telefoniert. Sie haben gestern Abend einen üblen Streit gehabt. Beziehungskram. Der Mann, er heißt übrigens Jan Korte, sagte ich das schon? Egal, er ist am Ende davongestürmt, in sein Auto gestiegen und mit unbekanntem Ziel davongebrettert. Sie vermutet schon länger, dass er in Heidelberg eine Freundin hat.«
    »Was wissen wir sonst über den Mann?«
    »Er betreibt eine Softwarefirma in Hirschhorn. Siebenundzwanzig Leute, habe ich auf der Homepage gelesen. Sie machen Spezialsoftware für Geodäten. Fragen Sie mich aber bitte nicht, was das ist. Er ist fünfunddreißig Jahre alt, und sein Audi ist ein RS-Modell. Über vierhundert PS hat die Karre.«
    »Wie weit sind wir mit den Straßenbahnfahrern?«
    »Einer fehlt noch, aber der hat sich vor ein paar Minuten endlich auch gemeldet. Evalina hat schon in der Nacht kurz mit ihm telefoniert, aber da war kein vernünftiges Wort aus ihm rauszubringen. Sie meint, er war wohl besoffen. Jedenfalls ist er jetzt wieder wach, und Evalina ist unterwegs nach Nußloch, um ihn zu vernehmen. Sie klang, als könnte es interessant werden.«
    Keine zehn Minuten später klopfte es an meiner Tür. Auf meinem Schreibtisch türmten sich inzwischen die Protokolle und Papiere. Ich hatte mir ausbedungen, alles zu sehen. Jede Telefonnotiz, jede Mitschrift auch der unwichtigsten Zeugenvernehmung – nichts sollte an meinem Schreibtisch vorbeigehen. Vor mir stand eine extragroße Tasse Cappuccino, die ich noch nicht angerührt hatte.
    Kriminaloberkommissarin Evalina Krauss trat ein, gefolgt von einem tollpatschigen Riesen, der einen übernächtigten Eindruck machte. Ihre Augen waren klein, die aschblonden, sportlich kurz geschnittenen Haare standen verwegen vom Kopf ab. Niemand hatte jetzt Zeit, in den Spiegel zu sehen.
    »Das hier ist der Herr Langhoff«, stellte Evalina Krauss ihn vor. »Er hat Ihnen was zu erzählen.«
    Sie nickte dem Zeugen aufmunternd zu, der dumm herumstand und nicht wusste, wo er seine Pranken verstecken sollte. Dann setzte er sich umständlich, wobei er ständig um sich sah, als fürchtete er, jemand könnte ihn unvermittelt von hinten angreifen. Krauss nahm neben ihm Platz.
    »Jetzt erzählen Sie einfach mal«, sagte sie und unterdrückte

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