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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Einsatzzentrale. Es war ein endloses Kommen und Gehen und Diskutieren und Vermuten und Beschließen. Unablässig dröhnte der Regen aufs Blechdach. Mir war ständig übel. Immer wieder wurde mir plötzlich schwindlig. Irgendeine gute Seele brachte Kaffee.
    Als ich zum ersten Mal wieder auf die Uhr sah, war es halb drei, und ich war zur Überzeugung gekommen, dass Schiller mit dem Mordanschlag auf Runkel nichts zu tun hatte. Irgendwann zückte ich mein Handy und entdeckte, dass Theresa ungefähr zehnmal angerufen und mehrere zunehmend beunruhigte SMS geschrieben hatte. Ich antwortete knapp, schilderte, was geschehen war, und versprach, mich zu melden, sobald Zeit dazu war.
    Rolf Runkel lag immer noch auf dem Operationstisch, erfuhr ich gegen drei Uhr durch einen Anruf im Uniklinikum. Bisher konnte man nur sagen, dass er zurzeit noch lebte.
    Die Suchhunde hatten nichts gefunden.

27
    Morgens um kurz nach vier kam die Sonderkommission Görresstraße zum ersten Mal zusammen. Etwa zwanzig Kolleginnen und Kollegen saßen im großen Besprechungsraum, wo die Spuren und Gerüche der Weihnachtsfeier noch nicht ganz beseitigt waren. Die erste Besprechung dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Ich berichtete, was geschehen war, soweit sich das bisher überhaupt sagen ließ. Meine Leute hatten tausend Spuren gesichert, von denen die allermeisten noch längst nicht ausgewertet waren und die zu neunundneunzig Prozent zu nichts weiter führen würden als prall gefüllten Leitz-Ordnern. Was inzwischen leider sicher war: Kein Zeuge hatte irgendetwas gehört oder gesehen.
    »Da wohnen überwiegend ältere Leute.« Balke schaffte es nicht ganz, ein Gähnen zu unterdrücken. »Da geht man zeitig zu Bett. Zur Straße hin liegen Küchen, Bäder, Arbeitszimmer. Und außerdem hat es dort ungefähr ab halb elf wie aus Kübeln geschüttet. Da waren nicht mal mehr Gassigeher auf der Straße.«
    »Der Täter wird nach hinten gelaufen sein«, meinte Klara Vangelis mit hellwachem Blick. »Zur Panoramastraße hinauf und von dort in den Wald. Sonst hätte ihn doch irgendwer sehen müssen.«
    »Haben wir alles abgesucht«, brummte ein älterer Kollege von der Spurensicherung, der todmüde aussah, sich jedoch nichts anmerken lassen wollte.
    Niemand war jetzt müde. Jeder wollte dabei sein. Jeder wollte helfen, den Dreckskerl zu fassen, der versucht hatte, einen von uns zu töten.
    »Was ist mit den Autos?«, fragte ich in die Runde.
    »Alles, was in der Nähe parkt, ist abgeklärt«, berichtete Krauss eifrig. »Bis auf einen E-Klasse-Daimler und einen Audi A6 gehören alle Fahrzeuge Leuten, die entweder in der Nähe wohnen oder zu Besuch sind oder sonst einen vernünftigen Grund angeben können, wieso sie da parken.«
    »Und was ist mit den noch nicht abgeklärten?«
    »Bei beiden habe ich die Halter noch nicht erreicht. Der Mercedes gehört einem Augenarzt aus Hirschhorn, der Audi einem Unternehmer aus Meckesheim.«
    »Wie sieht’s im weiteren Umfeld aus? Vielleicht hat der Täter weiter weg geparkt?«
    »Möglich, dass er zu Fuß gekommen ist«, warf Balke ein. »Keine zweihundert Meter entfernt ist die Straßenbahnhaltestelle Markscheide. Ich habe schon mit der Betriebsleitung telefoniert. Sie klingeln gerade sämtliche Fahrer aus den Betten, die in den zwei Stunden vor dem Schuss auf der Strecke im Einsatz waren.«
    Erst vor wenigen Minuten hatte die Nachricht die Runde gemacht: Rolf Runkel würde mit einiger Wahrscheinlichkeit überleben. Der Täter hatte ihm tatsächlich aus nächster Nähe mit einer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe in den Bauch geschossen. Die Patrone war am Rücken nicht ausgetreten, und die Chirurgen hatten große Probleme gehabt, sie zu entfernen, ohne weiteren Schaden anzurichten.
    Unter Runkels Fingernägeln hatte man Hautfetzen und Blutspuren gefunden, die vermutlich vom Täter stammten. Seine Arme wiesen Druckstellen auf, die auf ein Handgemenge schließen ließen, und im Gesicht trug er Spuren eines harten Schlags. Hatte der Täter erst abgedrückt, als er erkannte, dass er unterliegen würde? Hatte sich der Schuss vielleicht sogar unabsichtlich gelöst?
    »Die wichtigste Frage im Augenblick …«, sagte ich laut und sah böse um mich, da inzwischen alles durcheinanderredete. Nur allmählich wurde es wieder ruhiger. »Die wichtigste Frage ist im Augenblick: Was hat der Täter überhaupt da gewollt? Haben wir es mit einem ertappten Einbrecher zu tun? Warum ist Runkel mit ihm aneinandergeraten? Was zum Teufel war da

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