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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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das Recht, mit Ihrem Anwalt zu telefonieren.«
    Er schien mich nicht zu hören, wimmerte zu meinen Füßen und erbrach sich schließlich auf den grünen Küchenboden.
    Zwanzig Minuten später saßen wir uns im schwedisch gemütlichen Wohnzimmer gegenüber. Lassalle hatte sich in der Zwischenzeit gewaschen und umgezogen, die Schweinerei vom Küchenboden geputzt und neuen Kaffee gekocht. Der Schmerz hatte ihn nüchtern gemacht. Der Kaffee schmeckte auch dieses Mal bitter.
    »Sie haben sich also um Geld gestritten«, nahm ich den Faden wieder auf. »Um siebenhundert Euro.«
    Er nickte so betreten, als hätte er das Geld gestohlen und nicht seine Tochter. »Ich war an dem Tag bei der Bank gewesen. Tausend Euro hatte ich abgehoben. Auf dem Rückweg habe ich irgendwo was getrunken. Einiges. Und das Nächste, was ich weiß – Lea mit meinem Portemonnaie in der Hand. Bisher hatte sie das nie gemacht. Nicht so offen. So unverschämt. Es war mitten in der Nacht, und ich war auf dem Sofa eingeschlafen. Habe ihr das Ding aus der Hand gerissen und sofort gesehen, dass ein paar Scheine fehlten. Sie hat abgestritten, das Geld genommen zu haben. Und ich konnte … ich meine, ich konnte ja schlecht eine Leibesvisitation … und außerdem …«
    Er nahm einen Schluck Kaffee.
    »Sie waren sich nicht sicher, ob Sie das Geld nicht irgendwo verloren hatten?«
    Er senkte den Blick. Nickte schließlich.
    »Und dann sind die Fetzen geflogen.«
    Wieder nickte er. »Lea hat getobt. So war sie noch nie.«
    »Könnte es sein, dass sie wegen dieses Streits verschwunden ist? Dass sie die Nase voll hatte von Ihnen?«
    »Sie hat es nicht mit mir ausgehalten«, flüsterte Lassalle mit herumirrendem Blick. »Sie hasst mich. Sie verachtet mich. Weil ich saufe. Weil ich als Vater eine Katastrophe bin. Weil ich nichts auf die Reihe bringe. Weil … ihre Mutter. Aber ich kann … Scheiße, ich kann doch nichts dafür, dass sie tot ist. Ich war doch nicht dabei, bei dieser Scheiße. Ich war doch nicht dabei!«
    »Wo waren Sie nicht dabei?«, fragte ich aufmerksam. »Wie ist Ihre Frau eigentlich gestorben?«
    Hasserfüllt sah er mich an. »Das tut hier ja wohl nichts zur Sache!«
    »Ich werde es auch so herausfinden.«
    »Meinetwegen. Finden Sie es heraus.«
    »Sie haben mir gestern die Verbindungsdaten von Leas Handy versprochen.«
    Er räusperte sich schleimig. »Vergessen. Sorry. Ich bin zurzeit … Mit mir ist im Moment nicht viel los.«
    »Dann rufen Sie bitte jetzt sofort in Bad Homburg an. Ich gehe nicht weg, bevor ich diese Liste habe.«
    Lassalle stemmte sich aus der Couch und begann, unterdrückt fluchend sein Telefon zu suchen. Fand es schließlich in der Küche zwischen dem schmutzigen Geschirr. Ich hörte ihn längere Zeit telefonieren, verstand jedoch nur Bruchstücke. Offenbar war es für die betagte Großmutter nicht einfach, die Unterlagen zum Handyvertrag zu finden, die der an Alzheimer erkrankte Opa irgendwo abgeheftet hatte. Nach zehn Minuten erschien Lassalle endlich wieder mit seinem aufgeklappten Laptop auf dem Arm.
    »Soll ich es Ihnen ausdrucken?«
    »Schicken Sie es mir per Mail.« Ich diktierte ihm meine Adresse, die er gleich in die Tastatur tippte.
    Dann nahm er wieder Platz und stellte den offenen Laptop achtlos auf den Couchtisch.
    Ich hatte meine Tasse inzwischen geleert, erhob mich und fragte: »Wovon leben Sie eigentlich?«
    »Patente«, erwiderte er erschöpft und spielte an der Tastatur herum. »Ich habe ein paar Patente, die regelmäßig Geld bringen.«
    »Was sind das für Patente?«
    »Herstellprozesse für bestimmte Legierungen.« Jetzt erst bemerkte er, dass ich schon stand. »Sie wollen gehen?«
    »Ja.«
    »Heißt das … bin ich nicht verhaftet?«
    »Wenn Sie künftig keine Zicken mehr machen, dann werde ich Ihre alberne Aktion vorhin vergessen. Aber wenn Sie mir noch ein einziges Mal dumm kommen, sind Sie dran.«
    Justus Lassalle starrte zu Boden, brütete vor sich hin, als wäre schwer zu begreifen, was ich ihm soeben an den Kopf geworfen hatte.
    »Ich schicke im Lauf des Tages ein paar Kollegen vorbei, die Ihr Haus nach Blutspuren absuchen werden«, erklärte ich ihm von oben herab. »Ich will wissen, was hier am Donnerstagabend passiert ist.«
    Lassalle schien jetzt kurz vor dem Einschlafen zu stehen. Als ich schon dachte, er hätte mich nicht gehört, erhob er sich ächzend und streckte mir unbeholfen seine schweißige Rechte entgegen.
    »Tun Sie das«, sagte er heiser. »Suchen Sie. Ich will es auch

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