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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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vorbei, da er keine Anstalten machte, mich hereinzubitten.
    »Warum so unfreundlich, Herr Gerlach?«
    Seine Stimme klang schon eine Spur klarer. Er war verunsichert, spürte wohl, dass heute mit mir nicht gut Kirschen essen war.
    »Ich bin nicht unfreundlich. Aber ich könnte es werden.«
    Achselzuckend schloss er die Tür, schlurfte auf grauen Filzlatschen vor mir her, führte mich in eine überraschend großzügig ausgestattete Küche, wo viel Edelstahl auf ein wenig Pflege hoffte und ein Berg ungespültes Geschirr die Hoffnung aufgegeben hatte. Der linke Teil des zweiflügeligen Fensters war mit Pappe und Klebeband abgedichtet. Vermutlich das Fenster, das bei Lassalles letztem Streit mit Lea zerbrochen war. Hinter hohen, blattlosen Büschen sah man das gelb gestrichene Nachbarhaus.
    »Wie es hier aussieht …«, murmelte Lassalle verwundert. »Bin die letzten Tage nicht zum Aufräumen gekommen.«
    Ich setzte mich unaufgefordert auf einen hohen Hocker, der an einer Art Bartheke stand.
    »Kaffee?«, fragte Lassalle weniger mich als sich selbst.
    Ich zögerte und sagte schließlich: »Cappuccino.«
    Er begann, an einer kompliziert aussehenden Kaffeemaschine zu hantieren, an der ein rotes Lämpchen blinkte. Er füllte Wasser nach, stellte fest, dass auch nicht mehr genug Bohnen im Vorratsbehälter waren. Fand nach einigem Suchen eine halb volle Tüte. Ließ die Bohnen in den Trichter rasseln. Das rote Blinken dauerte an. Und ich wurde mit jeder seiner unbeholfenen Bewegungen gereizter.
    »Sind Sie wegen des Einbruchs hier?«, fragte er, immer noch, ohne mich anzusehen. »Ich vermisse nichts. Keine Ahnung, was der Idiot hier gewollt hat.«
    »Das Blut an Ihrem Ärmel stammt von Lea«, erwiderte ich sachlich. »Und ich hätte dafür gerne eine Erklärung von Ihnen, die mich beruhigt.«
    Lassalle erstarrte, als würde ihm jemand einen kalten Pistolenlauf ins Genick drücken. »Blut?«, fragte er dämlich. »Welches Blut?«
    »Sie wissen ganz genau, wovon ich rede!«
    »Ich … Scheiße!«
    Mit zitternden Händen stellte er einen großen dunkelblauen Keramikbecher unter den Auslass, verursachte eine kleine Überschwemmung, weil er dabei ein halb volles Glas umstieß, fluchte unterdrückt, und ich erwartete jede Sekunde, dass er zu brüllen begann.
    »Also?«, fragte ich ungeduldig. »Ich höre?«
    »Keine Ahnung«, murmelte er nur. Endlich begann die Kaffeemaschine zu brummen. »Vielleicht habe ich sie geschlagen. Weiß wirklich nicht. Ich … Manchmal macht sie mich so unglaublich wütend.«
    »Am Tag darauf in Straßburg hat sie nicht ausgesehen, als hätten Sie sie verprügelt.«
    »Sie hat oft Nasenbluten. Hat sie von ihrer Mutter. Jasmin hatte auch oft Nasenbluten.«
    Der Kaffee war fertig. Mit gesenktem Blick stellte Lassalle den Becher vor mich hin und wandte sich erneut der Maschine zu. Im Becher war kein Cappuccino, sondern eine viel zu dünne schwärzliche Brühe.
    »Haben Sie denn nun endlich eine Spur von Lea?«, fragte er tonlos, während er einen zweiten, in diesem Fall hellbraunen Becher unter den Auslass stellte und den Cappuccino-Knopf drückte.
    »Nein.« Ich probierte einen Schluck von dem mörderisch heißen und bitteren Gesöff. Die Bohnen mussten weit jenseits ihres Haltbarkeitsdatums sein. »Sie hatten Streit an dem Abend vor Leas Ausflug nach Straßburg.«
    »Kann sein.«
    Die Kaffeemaschine brummte und brummte, aber es kam kein Kaffee. Plötzlich schwieg sie und blinkte wieder rot. Verwirrt fingerte Lassalle daran herum, drückte alle möglichen Knöpfe, aber das Geblinke hörte nicht auf. Schließlich zog er aufstöhnend den Stecker, steckte ihn wieder ein.
    »Hatten Sie Streit? Ja oder nein?«
    »Wir haben andauernd gestritten.«
    »Also auch am Donnerstagabend?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und dabei ist das Fenster zu Bruch gegangen?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wer hat es kaputt gemacht?«
    »Weiß ich nicht mehr! Ich war besoffen, und das ist ja wohl nicht verboten. Möglich, dass ich sie gestoßen habe, und sie ist dagegengefallen. Möglich, dass sie gestolpert ist. Möglich, dass sie geblutet hat. Vielleicht hat sie es auch mit Absicht zerschlagen. Würde ihr ähnlich sehen. Sie verliert manchmal völlig die Kontrolle. Dann ist sie zu allem fähig.«
    Die Kaffeemaschine blinkte immer noch. Lassalle stand mit hängenden Armen davor und war mit seinen Gedanken offensichtlich weit weg.
    »Hat sie sich an einer Glasscherbe verletzt?«
    »Ich weiß es doch nicht, Herrgott!«
    »Sie wissen verdammt

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