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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Magnetplatte selbst ist wohl in Ordnung, aber die Elektronik ist defekt. Er hat einen Bruder in Thessaloniki. Und der Neffe der Frau dieses Bruders betreibt eine Firma, die auf Datenrettung in solchen Fällen spezialisiert ist.«
    Ein Hoch auf die griechische Großfamilie!
    »Sind die gut?«
    »Sie haben Kunden in ganz Europa.«
    »Dann soll er das Ding per Luftpost nach Griechenland schicken. Egal, was es kostet.«
    Sicher hätte sich auch in Deutschland oder vielleicht sogar in der Nähe von Heidelberg eine Firma finden lassen, die uns hätte helfen können. Aber ich wollte das Problem vom Hals haben und hatte außerdem größere Sorgen. Lea war seit gestern angeblich an allen möglichen und unmöglichen Orten Europas gesehen worden: in London, in Mannheim gleich zweimal, in Memmingen, in Barcelona, in einem Fischerdorf an der Riviera di Levante, östlich von Genua. Die Fahndung zeigte Wirkung. Allerdings bislang keine Ergebnisse.
    Der Regen hatte über Nacht aufgehört. Fette, dunkle Wolken hingen über der Stadt und schienen sich nicht vom Fleck bewegen zu wollen.
    Gegen zehn schreckte mich mein Handy aus trübsinnigen Gedanken.
    »Ehling hier«, meldete sich eine fröhliche Frauenstimme. »Sie wollten mich sprechen.«
    Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dadurch ein wenig wacher zu werden. »In welchem Zusammenhang?«
    »Sissi sagt, es geht um einen Mercedes und ein Mädchen. Ich bin gerade an der Tankstelle. Sissi ist das Girl an der Kasse.«
    Im Hintergrund hörte ich Männerlachen und Motorengebrumm.
    Nun war ich ganz Ohr. Yvonne Ehling war die Fahrerin des gelben Fiat, mit dem Samantha Overbecks Vater um ein Haar zusammengestoßen wäre. Sie erinnerte sich noch sehr gut an den Vorfall und auch an Lea und den Mercedes.
    »Stimmt, da war eine S-Klasse. Der hat da so blöd gestanden, sonst hätte es diesen Beinahecrash gar nicht gegeben. Das neueste Modell, soweit ich das beurteilen kann. Und der Mann, der drin gesessen hat, ich habe ihn ja nur flüchtig gesehen – ebenfalls nicht zu verachten.«
    »An das Mädchen erinnern Sie sich auch?«
    »Wie ich zur Kasse bin, hat sie neben der Tür gestanden mit einer Cola in der Hand. Hübsch. Sehr hübsch. Und ungewöhnlich gut angezogen für ihr Alter. Nicht aufgedonnert, überhaupt nicht. Ein ganz schlichtes gelbes Kleidchen hat sie getragen. Aber dieses Kleidchen hat an ihr gesessen wie maßgeschneidert. Die hat das Zeug zum Model, habe ich noch gedacht. Ich kenne mich da ein wenig aus. Falls ich sie noch mal treffe, habe ich mir später vorgenommen, dann spreche ich sie an. Sie hatte so einen Blick …«
    »Einen Blick?«
    »Wie soll man das beschreiben?« Sie überlegte. »Selbstsicher. Frech. Und auf der anderen Seite auch wieder nicht, sondern voller Zweifel und Unsicherheit. Sie muss schlimme Sachen gesehen haben in ihrem jungen Leben. Und solche Brüche, die sind das, was einen Menschen interessant macht für die Kamera. Ein Gesicht ist zu glatt, wenn es nicht irgendeine Geschichte im Hintergrund gibt.«
    »Was sind Sie von Beruf, wenn ich fragen darf?«
    »Ich betreibe eine kleine Agentur. Vermittle Fotomodelle. Bisher ist es allerdings nur eine One-Woman-Show. Bei dem Mann …« Sie brach ab. Überlegte. »Komisch. Jetzt, wo ich darüber nachdenke … Ich meine, er ist mir damals bekannt vorgekommen. Also, nicht bekannt in dem Sinne, dass er ein Bekannter von mir wäre …«
    »Sondern?«
    »Aus dem Fernsehen. Ich dachte – nicht, dass ich mir sicher wäre –, aber damals dachte ich, den kennst du doch aus der Glotze. Obwohl er diese Geheimagentensonnenbrille aufgehabt hat …«
    »Können Sie sich an das Kennzeichen des Mercedes erinnern?«
    »Ich habe einen guten Blick für Gesichter.« Wieder lachte sie. »Das gilt aber nicht für Zahlen.«
    »Wenn Sie so einen Blick für Gesichter haben, würden Sie uns helfen, ein Phantombild des Fahrers zu machen?«
    »Was hat er denn verbrochen?«
    »Das Mädchen ist seit elf Tagen verschwunden. Und ich fürchte, er hat irgendwie damit zu tun.«
    »Auf jeden Fall«, sagte sie sofort. »Wann soll ich kommen?«
    »Am besten gleich. Sie wissen, wo die Polizeidirektion ist?«
    »Wird nicht leicht werden. Ich habe ihn nur von der Seite gesehen.«
    »Das schlechteste Phantombild ist immer noch besser als keines.«
    Ich nannte ihr den Namen einer Kollegin vom Erkennungsdienst, bei der sie sich melden sollte.

18
    Am Vormittag hatte die Kellertürenbande wieder einmal zugeschlagen. Um Viertel nach neun waren sie mit

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