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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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taten, was Teenager heutzutage mit Computern tun und was ich wohl nie ganz begreifen würde.
    Als Theresa pünktlich um sieben klingelte, war noch nichts fertig, und mir stand der Schweiß auf der Stirn. Sie nahm es entspannt und leistete mir mit einem Glas Rotwein in der Hand Gesellschaft. Inzwischen schmurgelte das Ragout gemütlich auf dem Herd, und ich war damit beschäftigt, die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden. Theresa ersparte mir Spott und gute Ratschläge. Um halb acht waren die Kartoffeln im Ofen, die Bohnen auf dem Herd, der Salat angerichtet, und ich hatte mir ebenfalls ein Gläschen Rotwein eingeschenkt. Theresa hatte das Tischdecken übernommen. Sie trug heute Jeans und einen dünnen, tannengrünen Pullover, der vorzüglich zu ihrer dunkelblonden Lockenpracht passte. Um den Hals baumelte die schlichte Perlenkette, die sie an dem Abend getragen hatte, als ich sie zum ersten Mal sah.
    Für die Mädchen hatte sie zwei Buschrosensträußchen und für mich eine gut gekühlte Flasche Champagner mitgebracht, deren Korken ich gleich knallen ließ. Er prallte erst von der Decke, dann von der Wand und schließlich von Theresas Kopf ab. Sie lachte mit. Die Zwillinge hatten noch nie in aller Form Blumen überreicht bekommen und freuten sich gebührend.
    Theresa sah mir tief in die Augen, als sie mir zuprostete. »Alexander, ist das normal, dass dein Backofen so qualmt?«
    Ich fuhr herum, riss die Tür auf und drehte die Temperatur herunter. Zum Glück war es noch nicht zu spät. Vorsichtshalber goss ich auch beim Ragout Flüssigkeit in Form zweier weiterer Gläser Spätburgunder nach. Wenigstens die Bohnen benahmen sich bisher anständig. Die Zwillinge fragten artig, ob sie auch von dem Champagner probieren dürften. So konnten wir am Ende alle vier anstoßen auf eine gute Zukunft ohne Heimlichtuerei.
    Dann wurde aufgetischt, und wir begannen zu essen. Alle lobten meine Kochkünste, und ich staunte selbst, wie wohl mir das tat. Obwohl sie Bücher nur unter Zwang anrührten, waren meine Töchter schon am vergangenen Dienstag schwer beeindruckt gewesen, als sie hörten, Theresa sei Schriftstellerin. Heute quetschten sie sie nach Strich und Faden aus und stellten ihr all die Fragen, die sie schon aus dem einen oder anderen Interview kannte: Woher sie die Ideen habe? Wie lange es dauere, bis ein Buch fertig sei? Ob der Verlag ihr viel dreinrede? Die drei plauderten angeregt, und ich war stolz und zufrieden. Stolz auf meine Mädchen, die, wenn sie wollten, so erwachsen und verständig sein konnten. Stolz auf Theresa, weil sie so ruhig, ernsthaft und selbstverständlich mit meinen Töchtern diskutierte, als würde sie die beiden schon seit Ewigkeiten kennen. Zufrieden mit mir selbst, weil ich als Koch gar nicht so übel war.
    »Ich glaube«, sagte meine Göttin irgendwann entspannt lächelnd, »das war das beste Lammragout, das ich je gegessen habe. Und dieser leichte Rauchgeschmack am Gratin – einfach köstlich!«
    Am Mittwochmorgen wählte ich als Erstes die Nummer der Stationsschwester in Ludwigshafen. Über Nacht war mir noch eine wichtige Frage eingefallen. Die Schwester hatte jedoch zu tun und würde zurückrufen. Als Nächste rief ich Vangelis an, um zu hören, wie weit sie mit dem braunen Mercedes war.
    »Am Ende«, sagte sie wütend. »Es ist sinnlos.«
    Wir beschlossen, die Sache vorerst ruhen zu lassen. Vielleicht würde uns das Phantombild des Fahrers ja weiterhelfen, das gestern nach den Angaben von Yvonne Ehling entstanden war.
    »Ich habe mit Israel telefoniert«, berichtete Vangelis weiter. »Einen Moshe Schochat, auf den unsere Beschreibung passt, hat es dort nie gegeben. Die Universität Haifa, wo er angeblich Maschinenbau studiert hat, kennt seinen Namen auch nicht. Ich vermute, wir haben es hier wirklich mit einem Fall von Industriespionage zu tun.«
    »Angeblich beschäftigt sich die Saarstahl AG gar nicht ernsthaft mit Panzerstählen«, warf ich ein.
    »Angeblich.«
    »Sie denken, es war so was wie ein Geheimprojekt, von dem die Israelis Wind gekriegt haben?«
    »Oder eine andere Regierung im Nahen Osten.«
    »Haben Sie mit Lassalles altem Professor gesprochen?«
    »Er kann zu diesem Punkt nichts sagen. Oder er will nicht. Er sagt, mit der Firma habe er nie direkt zusammengearbeitet. Das lief alles über seinen ehemaligen Doktoranden Lassalle. Ihn haben nur die wissenschaftlichen Ergebnisse interessiert.«
    »Lassalle ist zwar nicht gerade reich«, sagte ich nachdenklich. »Aber er arbeitet

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