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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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ich wieder am Schreibtisch saß, tat ich das, was ich mir beim Essen überlegt hatte: Ich wählte auf meinem privaten Handy die Nummer von Gröwers Heidelberger Wahlkreisbüro. Ein Mann, dessen Stimme nichts über sein Alter verriet, meldete sich mit professioneller Freundlichkeit.
    »Ich würde gerne Herrn Gröwer sprechen«, sagte ich, nachdem ich mich als freischaffender Journalist vorgestellt hatte.
    »Herr Dr. Gröwer beantwortet Medienanfragen grundsätzlich nicht am Telefon, sondern nur schriftlich, tut mir sehr leid. Sie könnten ihn allerdings persönlich treffen. Er wird morgen in Heidelberg sein. Ich hätte da noch ein freies Terminfenster um zehn nach elf. Reichen zehn Minuten? Wen darf ich vormerken?«
    Ich verzichtete auf die Audienz und rief stattdessen kurz entschlossen in Berlin an. Dieses Mal nicht per Handy, sondern über meine offizielle Nummer.
    »Darf ich fragen, worum es geht?«, fragte mich eine professionell-sympathische Frauenstimme mit unverkennbarem sächsischem Akzent.
    »Eine Privatsache.«
    »Und mit wem spreche ich bitte? Ich habe eben Ihren Namen nicht verstanden.«
    Den hatte ich auch gar nicht genannt.
    »Gerlach.«
    »Und Sie kennen Herrn Dr. Gröwer persönlich?«
    »Das sagte ich schon.«
    Für Sekunden durfte ich mir Fahrstuhlmusik anhören. Inzwischen bereute ich den spontanen Anruf schon und stand kurz davor aufzulegen.
    »Dr. Gröwer ist Ihr Name leider unbekannt«, erklärte mir die Dame schließlich nicht mehr ganz so freundlich. »Außerdem ist er zurzeit sehr beschäftigt. Er lässt Sie bitten, ihm Ihr Anliegen schriftlich zu übermitteln. Wenn ich Ihnen seine Mailadresse diktieren darf …«
    Ich weiß nicht, welcher Teufel mich ritt, als ich sie anfuhr: »Sagen Sie ihm, ich bin Leiter der Heidelberger Kriminalpolizei, und es ist in seinem eigenen Interesse, mit mir zu sprechen.«
    Und wieder Musik.
    »Gröwer«, hörte ich dann eine professionell vertrauenerweckende Männerstimme. »Worum geht’s, Herr Gerlach? Was verschafft mir die unerwartete Ehre?«
    Er klang tatsächlich, als wären wir alte Freunde.
    »Um eine gewisse Lea Lassalle.«
    »Lea wie?«
    Er reagierte vollkommen emotionslos. Entweder er kannte sie wirklich nicht, oder er war ein ausgesucht guter Schauspieler.
    »Lassalle.«
    »Müsste ich … die Dame kennen? Ich bin mir jetzt unsicher. Ich treffe viele Menschen, wie Sie sich denken können. Da vergesse ich schon mal den einen oder anderen Namen. Aber ich könnte … Momentchen …«
    Ich hörte das Ticken einer Laptoptastatur durchs Telefon.
    »In meinen Kontakten ist sie auch nicht. Hoffentlich nicht wieder eine von denen, die behaupten, ich sei der Vater ihres Kindes. Obwohl, da würde wohl kaum die Kripo …«
    »Es ist nur eine Routineanfrage. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ihre Aussage, dass Sie die Frau nicht kennen, genügt mir vollauf.«
    »Und Routineanfragen macht seit Neuestem der Chef persönlich? Ich wusste ja, dass auch der baden-württembergische Innenminister sparen muss. Dass es aber so schlimm um unser Ländle steht …« Er gluckste, räusperte sich, wurde übergangslos wieder ernst. »Ich werde mein Sekretariat anweisen, Sie jederzeit durchzustellen.«
    Ich bedankte mich zähneknirschend, knallte den Hörer auf den Apparat und hoffte, dass Gröwer das Telefonat so rasch wie möglich wieder vergaß.
    Nachdem mein Puls sich wieder beruhigt hatte, wählte ich noch einmal die Nummer der Klinik. Hennings Zustand war unverändert. Schließlich suchte ich Doros Nummer in meinem Handy, zögerte lange und legte es wieder auf den Tisch.
    Am Samstagvormittag rief Balke um halb neun auf meiner Privatnummer an und entschuldigte sich nicht einmal für die Störung.
    »Ich habe vielleicht eine Goldader angegraben, Chef«, verkündete er heiser vor Aufregung. »Ich habe eine Zeugin gefunden, die Gröwer gut kennt. Sie ist bereit, in die Direktion zu kommen und ihre Aussage zu machen.«
    »Wann?«
    »Heute. Jetzt. Am besten gleich, bevor sie es sich anders überlegt.«
    Draußen schien heute zur Abwechslung wieder die Sonne.
    »Ich schwinge mich aufs Rad«, sagte ich. »In zehn Minuten bin ich bei Ihnen.«
    Balke erwartete mich in Begleitung einer vielleicht dreißigjährigen, vollschlanken Dunkelhaarigen, die mithilfe ausgefallener Garderobe, kunstvoller Frisur und reichlichen Make-ups den Eindruck zu erwecken versuchte, sie wäre zehn Jahre jünger.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Balke mit galanter Verbeugung und innigem Lächeln, »Frau

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