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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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des Königs gestützt und die Pläne überflogen; ihn schwindelte ob der Ausmaße, der Ungeheuerlichkeit des Vorhabens. Der Herr Europas und Asiens veränderte die Welt, da sie ihm so, wie die Götter und Zufälle sie eingerichtet hatten, nicht gefiel. In den Plänen war kein Raum für Grenzsicherungen gegenüber Persien.
    »Wer nicht den Mut hat, Großes zu denken, wird nur Kleines erreichen«, sagte Alexander leise. »Geh, Freund; dies alles ist Zukunft. Dein Geschäft ist die Gegenwart.«
    Stunden oder Jahre der Stickigkeit später hörte er den König ächzen. Alexander stand auf, schwankend; sein Gesicht war das eines Fünfzigjährigen, grau, von einer klebrigen Schicht bedeckt. Er tastete nach alten Wunden, Narben in der Schulter, im Oberschenkel, über dem Nabel, in denen das erwürgte Feuer des babylonischen Herbstes raste.
    »Es ist genug. Macht weiter. Ich ...« Er hustete, rieb sich die Augen und sah sich um. Der Blick flackerte.
    Momente später war er wieder der König, beherrscht, fünfundzwanzig Jahre alt, ein wenig verschwitzt, aber wohlauf. Er wandte sich an einen Helfer, schickte ihn los, um Hephaistion zu suchen, dann kam er an den Tisch, an dem Kleitos, Demaratos und Ptolemaios arbeiteten.
    »Ein Gang durch die Stadt«, sagte er; die Stimme war rauh. »Luft, falls es die hier gibt. Kommt jemand mit?«
    Drakon, Kleitos und Ptolemaios schlossen sich ihm an; auf dem Gang kam ihnen Hephaistion entgegen. Einige Königswächter, vom Wachoffizier aufgeboten, fielen zurück, als Alexander abwinkte.
    »Du kannst nicht allein gehen, Herr«, sagte ein Unterführer der Hypaspisten, der auf dem Hof, den sie durchquerten, ein paar Leichtverletzte wieder an Bewegungen gewöhnen wollte.
    »Ich bin nicht allein, Freund.« Alexander wies auf seine vier Begleiter.
    »Aber ... die Stadt ist voller Dolche. Es ist unsere Aufgabe, dich zu schützen. Wer soll uns führen?«
    Alexander legte ihm die Hand auf die Schulter. »Parmenion. Aber keine Sorge; Könige werden selten von fremden Bettlern umgebracht, eher von den eigenen Fürsten und Strategen.« Er lachte, sah sich um, winkte einigen Männern, die unter den Bogengängen saßen, tranken und den Käfig mit bunten, schnatternden Vögeln betrachteten.
    »Das sind Leute aus der Taxis des Krateros – keine Königswachen!« Fast klangen die Worte des Offiziers wie ein Tadel gegenüber einem aufmüpfigen Knaben.
    »Ich weiß. Alketas, Philoxenos, Sokos, Zoilos, und Emes, der Dekadarch. Kommt ihr mit?«
    Die Männer strahlten: Weil der König sie wählte, und weil der Halbgott ihre Namen kannte – die Namen einfacher Hopliten.
    Ptolemaios blinzelte dem langen Emes zu. »Keine Sarissen, Freund – Schwert und Schild genügen.«
    »Gesindel«, murmelte Hephaistion.
    Alexander warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Laut sagte er: »Die Größten, Tapfersten, Kühnsten und Besten. Kommt.«
    Kleitos, kaum hörbar, bemerkte: »Manchmal frage ich mich, ob du ihre Treue und Zuneigung verdienst, Junge.«
    Alexander lächelte knapp. »Niemand verdient das, Kleitos. Vielleicht verdient man Erfolg oder Reichtum, aber Treue und Liebe sind Geschenke, die man nur annehmen kann, ohne zu fragen.«
    Sie verließen das Palastgelände; die ersten Tropfen lösten sich aus dem übervollen Himmel. Alexander blieb stehen, breitete die Arme aus, bot dem Himmel das Gesicht dar.
    »Endlich. Es wäre eine Erquickung und Erlösung.«
    Die Farbe der Wolken hatte sich von Bleigrau zu einem fauligen Grauschwarz gewandelt. Um sie her begannen die Menschen zu laufen, die Straßen wurden zu Rennbahnen: Man wollte heim, unter die Dächer, ehe die Wolken barsten. Auf dem kleinen Platz, den sie eben erreicht hatten, löste sich ein Markt mit Karren und Ständen, mit Gemüse, Geflügel und Flußfischen auf wie das Bild eines Traums, wenn man erwacht. Vor einem Tempel beendeten ein paar schwarzgekleidete Priester eine Erörterung und verschwanden.
    Die Tropfen fielen immer noch zögernd, als ob sie auf etwas warteten. Einer der Hopliten seufzte vernehmlich, als sie aus dem besseren Wohnviertel kamen und durch eine ärmliche Straße gingen, in der jedes fünfte Haus eine billige Schänke war. Sie rochen Bratfeuer, hörten Mädchen kreischen und Makedonen grölen.
    Alexander blieb stehen. »An den Kanälen droht uns kein Unheil, Freunde. Vergnügt euch – und seid morgen früh nüchtern.«
    Die Männer lachten und legten die Fäuste an die Brust. Nur Emes schien zu zögern.
    »Ein schlimmer Stadtteil, vor uns,

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