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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aus lauterem Gold; Mosaiken aus weißen und grünen Edelsteinen, blutbespritzt von den Schlachten, die sie darstellten; umgestürzte Stapel von Münzen; feinste Goldschmiedearbeiten, zertreten unter dem Fuß eines Unholds; Bäche von roten, grünen, gelben, blauen Steinen. Emes bückte sich, um einen Rubin aufzuheben, aber in seiner Hand wurde der Stein zu Sand, und das kostbare Schwert eines göttlichen Schmieds, das Hephaistion ergriff, zerrann zu einer Myriade Ameisen mit glühenden Füßen.
    Lärm und Gestank blieben zurück, schwanden, verschwanden, als sie einen weiteren Gang betraten. Der daimon -Mann, immer ein paar Schritte vor ihnen, hörte plötzlich mit dem Flötenspiel auf, blickte sie über die Schulter an, grinste und trat um eine Biegung. Als sie ihm folgten, ihn suchten, war er nicht zu sehen; auch die Biegung war nicht da, der schimmernde Gang führte geradeaus. Vorsichtig, erschöpft, entsetzt gingen sie weiter, diesmal nicht hinter dem Alten her, sondern hinter Alexander, der das Schwert in der Hand hielt und die Zähne zusammenpreßte.
    Die nächste Halle: ein Labyrinth aus schwarzem Sand, aufgetürmt zu Wällen, die nicht die Form verloren, wenn man sie berührte, obwohl man Sand händeweise fortnehmen konnte, und die das Licht schluckten, ohne die Helligkeit zu vermindern. Alexander fand den Weg zum Mittelpunkt.
    Dort saß, mit dem Rücken zu ihnen, ein offenbar uralter, gebeugter, chaldäischer Priester auf einem Haufen Goldmünzen. Sein schwarzer Umhang war übersät mit Göttersymbolen, die hohe schwarze Mütze mit Sternen, in der Hand hielt er einen Papyros mit Sternbildern des Zodiakos und mit Schicksalsberechnungen. Als sie ihn umrundeten und von vorn sahen, grinste ein Totenschädel unter der Mütze, und die Hand mit dem Papyros war die eines weißgewaschenen Gerippes.
    Plötzlich senkte sich der Boden, kippte; sie rutschten eine Art Rampe hinab und landeten in einer weiteren Halle, trocken, gut beleuchtet, gefegt und geschmückt mit Zierbildern, die bunt und vielgestaltig waren, aber keinerlei erkennbare Gegenstände der Natur zeigten. Mitten in der Halle standen drei Männer mit ledernen Leibschurzen.
    Erst beim zweiten Blick sahen sie, daß es keine Männer waren. Der erste daimon wich vom Menschlichen ab durch sein linkes Auge: Die Augenhöhle war senkrecht. Der zweite daimon hatte eine Brust aus Glas, mit einem Türchen; dahinter wogte und pochte das Herz. Der dritte daimon sah von hinten aus wie von vom; er hatte ein Gesicht im Nacken, die Arme und Beine verfügten über Doppelgelenke, und die unmöglichen Füße wiesen in beide Richtungen.
    Sie standen an einem Tisch mit allerlei Schreib- und Schneidegeräten und vielen Papyrosrollen. Der erste daimon ergriff einen langen Streifen Papyros, verdrehte ihn einmal in sich und klebte die beiden Enden zusammen, nachdem er mit viereckiger Zunge daran geleckt hatte. Der zweite nahm ein flammendes Schreibried, blies Asche fort, öffnete die Tür über seinem Herzen, tauchte das Ried hinein, schrie grauenhaft auf und malte mit dem blutigen Ried einen Strich auf die Außenseite des Papyros, die zur Innenseite wurde, die wieder Außenseite wurde, bis der Strich auf beiden Seiten zusammenkam und nur einer war. Der Blutstrich fing Feuer, als der daimon noch einmal auf das Ried blies. Er packte den brennenden, in sich geschlungenen Streifen und zerriß ihn der Länge nach; dann hielt er ihn hoch und zeigte ihn den Männern. Sie sahen, daß nicht zwei Streifen daraus geworden waren, sondern einer mit doppelter Länge. Der dritte daimon nahm eine Schere und schnitt den Streifen der Länge nach, hielt ihn hoch, und nun waren es zwei ineinandergedrehte Schleifen. Der erste daimon keckerte hoch und schrill; der zweite berührte den Papyros mit dem brennenden Ried, der dritte ließ ihn fallen.
    Klebriger schwarzer Rauch füllte die Halle. Keuchend und hustend suchte Alexander nach einem Ausweg; die anderen folgten. Als sie aus Rauch und Würgen entronnen waren, fanden sie sich in einer weiten Sandwüste wieder; in der Nähe des Horizonts hing etwas wie ein schwarzer Fleck.
    Sie marschierten darauf zu, sie marschierten und marschierten. Der schwarze Fleck kam nicht näher. Emes berührte Alexanders Arm.
    »Ist das ... ein Traum oder eine Bestrafung, Herr? Sind wir vielleicht schon gestorben?« Seine Stimme klang wie erstickt unter ungeweinten Tränen.
    Alexander lächelte und drückte die Hand des Kriegers. »Was immer es sein mag, Freund, ich habe

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