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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ordnung, nur ein wirres Chaos, in dem wir Ordnung träumen, um nicht unterzugehen. Wir armen Sterblichen werden dies herausfinden, wenn wir gestorben sind. Nichts, oder Etwas, nach dem Tod. Aber es ist noch keiner zurückgekommen, um davon zu berichten. Deshalb ziehe ich es vor, zu währen, zu dauern, zu überleben, zu rätseln, zu glauben oder nicht zu glauben oder aufbauend zu zweifeln; mein Durst nach Wissen in diesen Fragen ist kleiner als mein Durst nach Wein. Und anders als mein Hunger nach Speisen kann mein Hunger nach Erhellung warten – sehr lange.«
    Mit einem gerade noch wahrnehmbaren Hauch von Verachtung sagte Parmenion: »Leben wie eine Pflanze ... Du willst also keine großen Dinge tun, um dich selbst zu erfüllen, dich selbst zu erschaffen? Kranke pflegen, Städte bauen, deinem Volk zu Gesundheit verhelfen, Hungernde speisen, Schiffe lenken, ruhmreichen Tod in der Schlacht finden oder in Versen als Wohltäter der Welt gepriesen werden-nichts von alledem, nur andauern wie, nun ja, wie ein Stein, ein Pilz, ein Fisch?«
    »Bin ich denn ein Fisch?« Bagoas grinste. »Ich schwimme, also bin ich ein Fisch? Ich denke, also bin ich ein Gedanke? Ist es das? Ich bewege mich nicht, also bin ich ein Stein? Oh, Parmenion, größter der Strategen des Königs, ich will dir meine Wahrheit sagen: Ich will nicht in Reichtum sterben noch in Elend, nicht in Ruhm noch in Schande. Am liebsten stürbe ich gar nicht.«
    Sanft, fast liebevoll sagte Alexander: »Für einen, der den Tod fürchtet und nur leben will, bist du sehr tapfer gewesen, Bagoas. Wenn es dir gelungen wäre, mich oder sonst jemanden hier zu vergiften, wärst du eines gräßlichen Todes gestorben und hättest dir tausendmal gewünscht, nur Nägel und Zähne zu verlieren.«
    Drakon kicherte trocken. »Das hat ihm trotzdem nicht gefallen, Alexander. Er wollte mich beißen.« Aus einer wassergefüllten Schale nahm er ein paar Blätter – Salbei, Minze, Thymian –, schob sie in den Mund und begann zu kauen.
    »Nun ja, er hat sein Gift verloren und will uns mit Honig beschmieren. Ich weiß, er besitzt immer noch seine beiden besten Waffen – die Schneide der Zunge und die Phalanx der Gedanken.« Alexander blinzelte. »Aber ich will nur die Wahrheit von dir, Bagoas.«
    Bagoas lächelte. »Ich habe sie dir gegeben. Ich kann sie in herben Worten wiederholen, wenn du willst, Herr. Wie ich zu Beginn des Abends sagte: Du wirst nirgendwo offene Arme finden, und nirgendwo Antworten. Du wirst den ganzen Weg freikämpfen müssen, sogar gegen die hellenischen Städte Asiens. Alle Antworten, alle Wahrheiten wirst du selbst erfinden und erschaffen müssen. Und du hast noch nicht einmal den Saum des iranischen Reichs berührt.«
    »Nicht? Nicht einmal den Saum?« sagte Ptolemaios. »Und was ist mit der Schlacht, die wir gewonnen haben?«
    Bagoas runzelte die Stirn und machte eine Handbewegung, als ob er Sand fallen ließe. »Ein paar iranische Kämpfer und hellenische Söldner, die zufällig in der Nähe waren. Wie weit seid ihr gekommen? Hundert Parasangen? Hundertfünfzig? Weniger? Wißt ihr denn, daß es so, wie ein Adler fliegt, mehr als tausend Parasangen sind von hier bis zur Grenze Indiens, wo das Reich des Königs Darayava’ush endet? Und ihr seid keine Adler, tapfere Makedonen. Ihr werdet jeden Schritt gehen und um jeden Schritt kämpfen müssen, auf Straßen, die sich schlängeln, durch Berge, die die Unterseite des Himmels berühren, durch Eis und Schnee, durch brennende Wüsten, die trostloser und unfruchtbarer sind als die Worte eurer Philosophen. Zehntausend Meilen Müdigkeit für euch, ehe ihr auch nur die Herzlande Irans seht, Parsa und Medien. Die Berge, die Wüsten, die großen Flüsse, die ihr überqueren müßt, die mächtigen umwallten Städte, die euch nicht einlassen werden. Und Darayava’ush hat noch nicht einmal begonnen, ein Heer gegen euch aufzustellen. Eure große Schlacht ... sie war nur ein Scharmützel. Vierzigtausend Krieger, fünfundvierzig, das ist euer Heer? Wenn Darayava’ush euch entgegenkommt, früher oder später, wird das nur die Anzahl der Kämpfer seiner Vorhut sein. Vielleicht haut ihr euch einen Weg durch diese Vorhut, aber dann trefft ihr auf hunderttausend Krieger, die euch erwarten, und hinter ihnen noch mehr.«
    Dann lachte er plötzlich, legte den Kopf halb auf die rechte Schulter und blickte lauernd auf den König. »Aber vielleicht wollt ihr ja gar nicht so weit. Was sind eure Kriegsziele? Ionien? Kilikien? Die von

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