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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Wärme?«
    »Ja. Und nein. Ah, ich weiß nicht. Vielleicht ist es der Wind.«
    »Welcher Wind, Lieber?«
    »Wenn man sich bewegt, auch wenn die Luft still ist, fühlt man, wie sie zu Wind wird. Je schneller du gehst, desto stärker wird er. Ich habe das Gefühl, seit Philipps Tod nur noch gerannt zu sein. Was hab ich verloren, was gewonnen?«
    Ptolemaios lauschte hinaus in die Nacht; sie war windstill. In der Ferne hörte er, gedämpft, die Wellen des Meeres, näher wieherten ein paar Pferde. Dann der regelmäßige Schritt der Wächter.
    »Macht hast du gewonnen, Alexander, und du verstehst sie sehr gut zu nutzen. Aber ...«
    Alexander knurrte leise. »Ja. Aber. Ohne Macht war alles einfacher. Kann ich jemandem trauen? Was ist der Sinn, der Nutzen der Macht? Ruhm, Gerechtigkeit, Freiheit?«
    »Unterhaltung«, sagte Ptolemaios halblaut; Alexander hob den Kopf und blickte zu ihm herüber. »Die Menschen wollen alles gleichzeitig, aber vor allem keine Langeweile. Über die gerechten Könige, unter deren Herrschaft niemand fror oder hungerte oder Unrecht litt, erzählt man nur, daß sie gerecht waren. Die hörenswerten Geschichten erzählt man über Fürsten, die ihr Volk außerdem von der Bürde der Langeweile befreit haben – durch Krieg und andere Spiele.«
    Alexander ließ sich wieder aufs Lager sinken. »Manchmal denke ich mich zurück nach Mieza, wo Aristoteles uns lehrte und wo wir spielen konnten, alles sei ernst. Dann denke ich, ich habe mehr verloren, als ich je wiedergewinnen kann.«
    »Das ist so«, sagte Hephaistion, »es ist aber auch anders. Du bist weiter gekommen als Philipp, fast so weit wie Philipps Träume reichten. Du bist, wo Achilles nicht war.«
    Alexander klang schläfrig. »Wirst du mit mir gehen, mein Patroklos?«
    Hephaistion beugte sich über ihn und küßte seine Stirn. »Bis ans Ende. Aber vergiß die Hindernisse nicht – denk an Bagoas.«
    Alexander grunzte. »Keine Sorge, ich vergesse nichts. Niemals. Ich weiß, wie wir die Städte behandeln müssen.«
    »Wie?«
    »Später ... morgen. Bagoas – seine Zunge ist lauteres Gift. Wir müssen ihn nach dem Amulett fragen.«
    »Dem ... diesem ägyptischen Ding, das deine Mutter trägt?«
    »Und Aristandros ... Sprich nicht von Olympias, Freund.«
    Hephaistion ächzte. »Lieber nicht, nein. Aber all dies Gerede über Geld ... Bagoas hat Mißtrauen gesät – sehr klug. Er wird zusehen, wie die Saat aufgeht. Wir müssen aufpassen, Alexander. Jemand könnte auf den Gedanken kommen, dich zu töten und die größte Belohnung zu erhalten, die je gezahlt wurde.«
    Alexander wandte den Kopf, zum Eingang. »Darüber wacht Ptolemaios, in dieser Nacht. Geh, mein Freund; laß uns allein.«

4. PELLA
    Mehr als drei Monde nach ihrem formlosen Abschied von des Königs Heer erreichten Tekhnef und Dymas das makedonische Herzland. Der Axios führte im Hochsommer nicht allzuviel Wasser; statt sich zwischen Bauernkarren und allerlei Fußgängern auf der Fähre zu drängen, trieben sie ihre Pferde durch eine Furt im Schwemmland oberhalb der Mündung.
    »Mittlerer Nachmittag«, sagte Dymas; er zügelte sein Pferd und betrachtete die neuen Häuser aus Holz und Lehmziegeln, die am Ostrand des Hafens von Pella errichtet waren. »Hier hat sich einiges getan. Bleiben wir im Hafen, ohne Musik?«
    Tekhnef musterte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Wettest du mit dir?«
    »Du kennst mich zu gut, schwarze Göttin.« Er lachte. »Ja, ich wette. Auch ohne Musik kommt morgen einer, der uns zu Antipatros holen soll. Sagen wir, morgen nachmittag; und wahrscheinlich schon gegen Mittag einer von Olympias.«
    Tekhnef blickte hinaus aufs Wasser, wo neben dem alten Hafenbecken vielleicht ein zweites, zumindest aber eine neue lange Mole entstand. »Ich setze dagegen«, sagte sie halblaut. »Olympias? Einer von ihren Leuten morgen mittag, gut, aber einer von Antipatros morgen früh.«
    »Angenommen. Was ist der Einsatz?«
    Tekhnef kicherte. »Wenn du verlierst, teilst du diese Nacht mein Lager. Wenn ich verliere, teil ich deines.«
    Zu Beginn von Philipps Herrschaft war Pellas Hafen ein halb verlandetes Becken gewesen, mit einem bröckelnden Kai, ein paar Lagerhäusern, Läden und Schänken: ein minderwertiges Anhängsel der unbedeutenden Stadt, mit der es durch einen Kanal verbunden war. Becken und Kai waren von Philipp sofort wieder nutzbar gemacht worden, nicht nur für den Handel, sondern auch für die zunächst unwichtige Kriegsflotte. Bis zum Beginn des Asienzugs hatten mehrere

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