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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Krateros, Perdikkas, Kallisthenes, Drakon, Philippos, Eumenes, Baiton der Bematist, Nikias von den Belagerern, Kleitos, Koinos, Meleagros, Amyntas, Kalas ... In der Mitte, nahe bei Alexander, zwei eher ungewohnte Gestalten in der Runde: Aristandros der Seher, diesmal in hellen Gewändern, und Bagoas, ein schrumpfender Berg mit nagellosen Fingern und schillernden Seidenkleidern.
    Die Unterhaltung schien sich wieder um die Hintergründe für Bagoas’ Anwesenheit, Gift und Gold gedreht zu haben. Der Perser hob den Becher und schüttelte ausdauernd den Kopf.
    »Ich sagte es schon so oft, daß es mir wie ein uraltes Lied vorkommt – ich weiß es nicht. Ich wurde vom Gipfel der Gunst gestürzt, Herr, und ich habe nicht gefragt, wie tief ich fallen sollte. Ich habe getan, was man mir als Möglichkeit des Überlebens bot.«
    Demaratos und Nearchos, halb hinter einer herunterhängenden Zeltbahn verborgen, machten Geräusche des Zweifelns; Antigonos setzte sich auf und beugte sich vor, bis er fast von der Kline fiel.
    »Aber all diese Teile, die du uns anbietest, fügen sich nicht zu einem sinnvollen Bild zusammen, Perser! Du verlierst Macht und Einfluß – aber du erhältst die Aufsicht über die Gelder des Westheers. Du bist den Satrapen unterstellt, die du bisher aus der Ferne befehligen durftest – aber sie müssen dich fragen, wenn sie Geld ausgeben wollen. In der Vergangenheit hast du ihnen geboten, vielleicht auch dem einen oder anderen einen Gefallen getan – und wir sollen glauben, daß sie nun weder Rachsucht noch Dankbarkeit zeigen? Du bist ihnen unterstellt, sagst du, in Wahrheit aber gleichgestellt, sage ich – und dennoch wappnest du dich wie ein gedungener Meuchelmörder mit Gift und Dolchen? Du hast angeblich den Auftrag, Alexander und möglichst viele andere von uns zu töten – bewegst aber deinen Arsch nicht von den Teppichen und den Geldkisten?«
    Bagoas bewegte den Arm, der den Becher hielt; seine Gewänder sprühten in allen funkelnden Farben des Regenbogens. Ptolemaios sah, wie Alexander die Augen verengte.
    »Es könnte sein« – Bagoas’ Stimme klang wie glattes Öl und schartige List –, »daß all dies, die Schätze und dieser arme Leib, ein Geschenk an euch sein sollen ...«
    »Von wem?« Demaratos machte nicht einmal den Versuch, Spott und Zweifel aus seiner Stimme herauszuhalten.
    »Vielleicht von Bagoas dem Heilen?« sagte der Perser.
    Der Korinther schnaubte. »In all den Jahren hat Bagoas uns nur ein Geschenk gemacht – die Warnung vor dem Mordanschlag auf König Philipp. Wozu ... ach, es ist alles zu wirr.«
    Alexander streckte die Rechte aus. »Laß mich dein Gewand fühlen, Bagoas.«
    Der Perser wälzte sich von seiner Liege und ging zum König. Alexander nahm den Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger, rieb, tastete, betrachtete; etwas wie Sehnsucht lag plötzlich in seinem Blick.
    »Das ist Seide, nicht wahr? Aber unendlich viel feiner als all die Stückchen, die ich bisher gesehen habe. Wo webt man dieses Tuch? Welche Pflanze liefert die Fäden?«
    Bagoas wickelte sich aus seinem Obergewand und reichte es dem König. »Ein minderwertiges Geschenk, Herr; möge es dir zur Freude gereichen und dich daran erinnern, daß ein nutzloser fetter Mann deiner mit Bewunderung und Ehrfurcht gedenkt.«
    Alexander runzelte die Stirn. »Gedenke meiner, indem du Fragen beantwortest. Und – danke für die Gabe.«
    Bagoas watschelte zu seiner Liege zurück und ließ sich seufzend nieder. »Es heißt, kleine Würmer, die bestimmte Blätter verzehren, scheiden die Fäden aus, Herr ...«
    Kallisthenes keckerte laut. »Wie man aus Scheiße etwas machen kann, was teurer ist als Gold ...«
    »Genaues weiß ich nicht. Es kommt aus einem Land jenseits von Indien, weit jenseits der Grenzberge Irans.«
    »So viel zu sehen«, murmelte Alexander. Dann fuhr er sich mit der freien Hand über die Augen und wischte den Ausdruck der Sehnsucht weg.
    »Dieser schrumpelnde Greis«, sagte Bagoas, »bedauert o wie so tief, daß er dich ansonsten nicht überzeugen kann. Mein armseliges Zungengewackel ist deinem Ohr wie Essig, und wo sollte ich Honig finden?«
    Alexanders Lächeln war beinahe verächtlich. »In meinen Ohren brauche ich weder Honig noch andere Klebrigkeiten, Bagoas – nur die einfache Wahrheit.«
    Bagoas strahlte breit. »Die Wahrheit, Herr der Makedonen? Die Wahrheit ist eine für den obersten Strategen des Bundes von Korinth; eine andere für den Sohn Philipps. Und wieder eine andere für den Sieger

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