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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hellenen erschlossenen Küstengebiete?«
    Alexander machte eine wischende Armbewegung. »Später. Du klingst wie – eine Verheißung des Untergangs. Wir wissen, daß Persien groß und stark ist, aber damit werden wir uns befassen, wenn es soweit ist.«
    Parmenion knurrte leise. »Er hat aber in einigen Punkten recht, Alexander. Zum Beispiel, was uns hier erwartet. Die Hellenenstädte in Asien, die zu befreien oder zu erobern sind, was aufs gleiche hinausläuft. Sie kommen mit den Persern zurecht, können leben, und sie zahlen dem Großkönig und den Satrapen weniger Steuern, als zum Beispiel Athen von denen verlangte, die Mitglieder des Attischen Seebunds waren.«
    Bagoas schnitt eine Grimasse. »Wenn Geld so ein Problem ist ...«
    Eumenes hielt einen abgenagten Hühnerschenkel hoch; mit vollem Mund sagte er: »Ist es, klar. Und ein Vergnügen. Wieso?«
    Wie beiläufig sagte Bagoas, als das Gelächter verklungen war: »Nun ja, diese bescheidene Gestalt ohne jede Bedeutung könnte möglicherweise ...«
    Alexander hieb auf den kleinen Tisch; ein Becher stürzte um. »Hör mit diesem Gerede auf, Bagoas. Sprich geradeaus. Ich weiß, du denkst krumm, aber begradige deine Zunge, sonst laß ich sie schienen.«
    Bagoas lächelte zuvorkommend. »Ganz wie du wünschst, erhabener Herr. Wer bin ich, dir zu widerstehen? Deshalb will ich es ganz geradeaus sagen: wieviel?«
    Perdikkas sprang auf und schrie: »Wieviel was ?«
    Ptolemaios deutete auf Bagoas, mit einem hämischen Grinsen. »Ich schätze, er wird uns jetzt fragen, wieviel wir haben wollen – als Gegenleistung für den Verzicht auf weiteren Vormarsch.«
    Alexander lächelte dünn. »Nur theoretisch, Bagoas – wieviel, meinst du, würde dein König zahlen?«
    Bagoas hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Was sind Makedoniens Jahreseinkünfte? Tausend Talente Silber? Zweitausend?«
    Eumenes fuchtelte mit einem fetttriefenden Hühnerflügel. »Also, eh, ja, ungefähr, was, Harpalos?«
    Er sah sich um, aber Harpalos war nicht im Zelt.
    Bagoas rieb sich die Nase. »Hmmm. Ein Kämpfer erhält eine Drachme am Tag – im Durchschnitt, ja? Ein Talent reicht also für sechstausend Männer für einen Tag. Sagen wir, es sind zweiundvierzigtausend Krieger – sieben Talente am Tag, ungefähr zweitausendfünfhundert im Jahr. Mehr als Makedonien einnimmt. Ohne das Heer kannst du Hellas nicht halten, König; Makedonien würde wieder bedeutungslos. Und wenn du das Heer halten willst, um Hellas klein und Makedonien groß zu sehen, mußt du Kriege führen und Beute machen ... Wenn nun der große Alexander, seine edlen Freunde und Offiziere sich aus Asien zurückzögen – zehntausend Talente?« Er schaute sich um, betrachtete die Gesichter, sah Erstaunen, Unglauben, Verachtung, Begeisterung. »In Gold – das sind zweihunderttausend in Silber.«
    Ins drückende Schweigen hinein knurrte Parmenion etwas; Eumenes legte sich auf seine Kline, hielt den Hühnerknochen über sich und sagte leise: »Uuu-allallallei!«
    Hephaistion begann zu kichern; Krateros klackte mit der Zunge.
    »So viel Geld?« sagte Kallisthenes. »Du meinst, Dareios würde das an uns vergeuden?«
    Bagoas seufzte. »Vergeudung, ja. Aber er könnte in seiner unergründlichen Weisheit beschließen, genau dies zu tun.«
    Wieder zog Schweigen wie ein klammer Nebel durchs Zelt. Endlich sagte Alexander, immer noch mit dem dünnen Lächeln:
    »Nun, meine edlen Freunde? Was sagt ihr dazu?«
    Philotas blickte Parmenion an. »Vater?«
    Parmenion starrte blicklos ins Leere. »So viel, für so wenig«, murmelte er.
    Aristandros setzte sich auf. Er lächelte, aber seine Stimme war schneidend. »Parmenion sagt es. So viel für so wenig. Ist also Persien, dessen Saum wir nicht berührt haben, ein weites Gewand, in das wir wie Läuse zu kriechen uns anschicken? Wer zahlt so viel Gold, um Läuse zu vertreiben? Mir scheint, wir sind doch ein wenig mehr als Läuse.« Er blickte Bagoas an, dessen Gesicht gefror. »Ist es so, Bagoas? Und sag mir noch eines: Wenn Dareios so viel zahlen könnte, um Läuse loszuwerden, wieviel würde er dann zahlen, um nicht von Kriegern heimgesucht zu sein?«
    Alexander nickte. »Und wieviel hat er überhaupt?«
    Bagoas ächzte und lächelte gleichzeitig; sein Gesicht war fleischgewordene Wonne und schrumpelndes Ungemach. »Edle Makedonen, laßt mich eines fragen. Wenn es denn gestattet ist, daß einer wie ich ...«
    Krateros gähnte: »Götter, jetzt geht das schon wieder los!«
    Bagoas rümpfte die Nase.

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