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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zurückgerannt, verfolgt von Pfeilen und zwei oder drei Speeren.
    Ptolemaios seufzte und befahl den Angriff. Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Belagerer ihre Packtiere entladen; mehrteilige Sturmleitern wurden ineinandergesteckt, Katapulte zusammengebaut, während andere Männer kopfgroße Steine zusammentrugen. Eher auf gut Glück schossen Bogenschützen Brandpfeile über die Mauern.
    Ptolemaios hatte dem langen Emes und seiner Doppelreihe den Schutz des Widders übertragen. Die Hopliten hielten mit einer Hand die Schilde über den Kopf, mit der anderen packten sie die Griffe des zwölf Schritt langen Rammbocks: mit Eisenbändern verstärktes Holz mit einer Bronzespitze. Von den Mauern flogen Steine, Pfeile, Gefäße mit heißem Wasser und übleren, stinkenden Flüssigkeiten. An sieben Stellen wurden Sturmleitern angelegt, während die kleinen Katapulte zunächst größere Steine in die Stadt schleuderten, dann mit Ladungen aus schartigen Steinen, Nägeln, Metallsplittern die Verteidiger von den Mauern zu treiben suchten.
    Eine der Leitern, links von jener, auf die Ptolemaios als erster stieg, wurde von oben umgestoßen, aber die Makedonen waren noch auf den untersten Streben gewesen und stürzten nicht tief. Ptolemaios hielt Xyston und Schild über den Kopf, das kurze Schwert zwischen den Zähnen; schnell klomm er die Leiter hinauf. Weit rechts hörte er den Widder gegen das scheußliche Tor krachen. Etwas splitterte.
    Es war eine kurze, fast lästige Arbeit; im Dorf und in der Burg hielten sich keine persischen Krieger auf. Die Dörfler wehrten sich eher halbherzig; erst als Ptolemaios befahl, die Burg und die Wälle zu zerstören, kam es zu einem wirklichen Gefecht, aber da waren die Makedonen und Verbündeten längst im Ort.
    »Laßt sie laufen«, sagte Ptolemaios, als die Dörfler endlich flohen – diejenigen, die noch lebten, die noch fliehen konnten. »Mitnehmen, was wir brauchen können; und macht schnell.«
    Dichte Rauchwolken hingen über der Burg; die erfahrenen Belagerer suchten und fanden die Stellen, an denen die Wälle leicht zu stürzen waren. Andere Männer trieben Rinder, Ziegen und Hühner aus dem Ort. Emes wehrte eine alte Frau ab, indem er sie einfach mit dem Arm wegschob, als sie kreischend und mit Nägeln und Zähnen versuchte, ihm ihre wenigen Tiere wieder abzujagen. Einer der Leichtbewaffneten, ein Agriane, drehte sich wie beiläufig um und durchbohrte sie mit seinem Speer. Immer noch kreischend brach sie zusammen; das Kreischen wurde zum Wimmern, sie kratzte am Speerschaft. Dann schrie sie noch einmal, als der Agriane den Speer herausriß.
    Emes starrte ihn an. »Wozu war das denn gut?«
    »Für die Alte.« Der Agriane spuckte aus.
    »Bitte?«
    »War gut für sie. Jetzt vermißt sie ihre Ziegen nicht mehr.« Der Hauptteil der Truppen zog mit der lebenden und toten Beute die kurvenreiche Straße zurück zum Hauptlager; Ptolemaios und ein paar seiner Reiter nahmen eine Abkürzung über die Berge. Auf der Höhe des Passes, wo der Ziegenpfad zwischen Blöcken hindurchführte, sahen sie Kallisthenes. Der Schreiber hockte auf einer flachen Felskante und blickte nach Westen, in den Sonnenuntergang jenseits des Tales, wo zwischen den Zelten die ersten Feuer brannten. Er hatte sein Schreibbrett auf den Knien; die geglättete Rolle war mit Eisenklammern befestigt, das Tintentöpfchen stand auf einem steinernen Auswuchs zu seiner Rechten. Er schrieb aber nicht, sondern kaute auf dem Ried und starrte wie verloren in den fernen Westen. Als er die Pferdehufe hörte, zuckte er zusammen und fuhr auf.
    »Ah, Ptolemaios. Ich dachte schon ... Alles erledigt?«
    »Natürlich; was denn sonst?«
    »Könnte doch sein, daß du den Ausflug zu einer gewöhnlichen oder ungewöhnlichen Sorte Schabernack genutzt hast, Makedone.«
    »Irgendwann wird deine Zunge so spitz sein, daß sie dir von innen die Wangen durchbohrt.« Ptolemaios deutete voraus, auf den Talgrund. »Sieht nach Vermehrung aus.«
    Kallisthenes kicherte. »Vermehrung; wie passend. Ein Vortrupp der Jungvermählten ist zurück; die Masse folgt in ein paar Tagen, mit Koinos, Meleagros und Ptolemaios dem Leibwächter. Zweifellos haben sie im Winter für Vermehrung in Makedonien gesorgt; und sie haben mit ihren Heldentaten geprahlt.«
    »Erfolgreich?«
    »In deinem Sinn – ja.«
    Ptolemaios bleckte die Zähne. »Sie haben also gute Arbeit geleistet und bringen Verstärkungen mit. Was wäre Erfolg in deinem Sinn?«
    Kallisthenes breitete die Arme

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