Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
makedonischer Offizier – unbedingt vertrauenswürdig, niemals in Gefahr, auf Einflüsterungen von Hellenen oder Persern zu hören. Ebenso Antigonos im großen Phrygien, ebenso die zahllosen Strategen, die einzelne Festungen oder Städte erhalten haben. Nearchos ... nun, Nearchos war ein anderer Fall; fünf Jahre lang hat er Lykien und Pamphylien verwaltet, die wichtigsten Teile der Landverbindung zwischen der hellenischen Hälfte der Oikumene und dem Inneren Asiens. Ein enger Freund, unbedingt verläßlich, außerdem – wie wir wissen, wie du gelesen hast – zusammen mit Antigonos der wichtigste Mitarbeiter des klugen Demaratos. Sammler und Bewerter von Kenntnissen ... an welchem Platz wäre er besser einzusetzen gewesen? Aber – all dies, mit Ausnahme der Ernennung des Kreters, hatte noch zusätzliche Wirkungen. Und diese haben mich entzückt, durch das feine Verhältnis zwischen geringem Aufwand und großer Wirkung.«
Peukestas schüttelte stumm den Kopf.
»Du siehst es noch immer nicht? Du, gläubiger Verehrer des toten Königs, weißt nicht, wie groß und wie umsichtig er tatsächlich war? Ich will es dir sagen. Alle wichtigen Maßnahmen – größere Kämpfe, die Belagerungen von Milet und Halikarnassos, den Zug nach Sardeis, die Eroberung der südlichen Küste – hat Alexander entweder selbst geleitet oder dem einen Mann übertragen, der ihm als Stratege ebenbürtig war: Parmenion. Die anderen, kleineren Unternehmungen ließ er jüngere Offiziere leiten. Mit gemischten Truppen, so daß keiner der Taxiarchen oder Ilarchen sich zurückgesetzt fühlen konnte, denn es war ja nie die ganze Taxis oder Ile eingesetzt, immer nur Teile davon, zusammen mit Teilen anderer Truppen. Auf diese Weise hat er seine jungen Gefährten erprobt – Perdikkas, Ptolemaios, Seleukos, Erigyios, Krateros, all die anderen. Und sobald er wußte, daß sie größere Aufgaben übernehmen konnten, hat er nach und nach die alten Offiziere, die Philipps und Parmenions Heer geführt hatten, zu Statthaltern und Satrapieverwaltern gemacht. Das Heer Philipps und Parmenions, jene furchtbare Waffe, wurde nicht verändert, aber nach und nach traten Alexanders Freunde an die Stelle der alten Männer, und nach und nach wurde es Alexanders Heer. Gleichzeitig waren die altgedienten Männer mit ihren engen Beziehungen zu den Häusern Makedoniens die besten Leute, wenn es darum ging, die Verbindungen zu halten. Dies, junger Freund, hat mich entzückt.«
»Und was hat dich daran entsetzt?«
Aristoteles seufzte. »Die Barbarisierung. Die von der ersten derartigen Ernennung an absehbare Veränderung der Ziele.«
Peukestas zögerte. »Du meinst ... Ich dachte immer, die Entscheidungen hierzu seien erst später gefallen.«
Aristoteles stützte sich auf die Ellenbogen. »Sie wurden erst später sichtbar, aber sie waren, kühn und schrecklich, zu Beginn bereits angelegt. Alexander hat es gewußt und gewollt; er hat alles so gelenkt.« Er ließ sich wieder in die Decken und Felle sinken. »Schau, es ist ein gesamthellenischer Rachefeldzug unter makedonischer Führung. Die Küstenländer Asiens von der persischen Herrschaft befreien; die Schändung der Tempel rächen; den Einfluß des Großkönigs zurückdrängen; all dies, ja – aber nicht mehr. Philipps Traum wird es gewesen sein, die persische Königsstraße von Sardeis bis Gordion zu ziehen, die Berge und die Küste Kilikiens zu erreichen, vielleicht – im äußersten Fall eines verwegenen Traums – am Ufer des Euphrat zu stehen. Was ist dazu nötig, neben dem Sieg in der einen oder anderen Schlacht? Die Zertrümmerung der von den Persern aufgebauten Dinge. Alexander hat sie nicht zertrümmert, sondern übernommen – er hat lediglich die Köpfe ausgetauscht. Er hat den hellenischen Städten, in denen ein persischer oder mit Persien zusammenarbeitender Tyrann saß, ihre alte Demokratie zurückgegeben. Alexander der Befreier. Er hat aber die Städte, in denen eine persienfreundliche Demokratie herrschte, mit einem einheimischen oder makedonischen Tyrannen ausgestattet. Alles, mein Freund, lief darauf hinaus, daß hier ein neues Reich begründet wurde – nicht Vertreibung der Perser und Freiheit für alle Hellenen, sondern Ersetzung der persischen durch die Herrschaft Alexanders.«
Peukestas schwieg, ein wenig verdutzt. Er dachte an die Neuordnung der Städte und Länder; an die Wiedereinsetzung der Fürstin Ada, Königin von Karien, in die Herrschaft über Halikarnassos – Ada, die Alexander zu
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