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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf die Spitze des Dolchs, die im flackernden Licht glühte.
    Mit zwei schnellen Bewegungen durchtrennte Alexander die Fesseln; dann schob er den Dolch in seinen Gürtel und umarmte den Lynkesten. »Willkommen, Freund und Gefährte. Wer einen Brief eines Verräters erhält, ist darum selbst noch kein Verräter. Deine Entscheidung nach Philipps Tod wiegt mehr als die Botschaft eines Barbaren. Geh, erfrisch dich in meinem kleinen Zelt; dann komm zu uns und hilf bei den Beratungen.«

    Auf Alexanders Befehl hin blieben nach Mitternacht Leonnatos, Krateros, Laomedon, Demaratos, Hephaistion und Ptolemaios beim König zurück. Nachdem die letzten der anderen gegangen waren, herrschte einige Zeit Schweigen; schließlich sagte Demaratos:
    »Klug gehandelt, Herrscher der Makedonen. Du wirst ihn aber mit neuen Aufgaben betrauen müssen.«
    Alexander goß ein paar Tropfen Wein in seinen Wasserbecher, schwieg aber.
    Krateros sog an einem Zahn, verzog das Gesicht und beugte sich vor: »Ob es nicht doch besser wäre, du stellst ihn vors Gericht der hetairoi und ...« Er fuhr mit dem Finger über seine Kehle.
    Laomedon gluckste. »Krateros, dein Zahn macht dich grimmig, fürchte ich. Sprich mit Drakon; er reißt ihn dir aus und setzt einen neuen ein, den er aus irgendeinem edlen Maul gebrochen hat. Männer sind leider nicht so leicht zu ersetzen.«
    Hephaistion legte eine Hand auf Alexanders Arm. »Nur Rücksicht auf die Sippen daheim? Oder hast du andere Gründe?«
    »Vielleicht ist Alexandros wirklich unschuldig; immerhin gilt, was ich gesagt habe – nicht jeder, der einen Brief von, sagen wir, Demosthenes erhält, ist unbedingt Teil einer Verschwörung. Wenn Dareios es auf diesem Weg versuchen will, ist Alexandros der offensichtliche Empfänger einer solchen Botschaft; das ist schon richtig. Aber jetzt, Freunde, überlegt. Die edlen Häuser der Lynkestis, und ein paar andere, würden mich lieber heute als morgen tot sehen. Wie wir alle wissen. Und dann würden sie versuchen, einen ihrer Leute auf den Thron zu setzen. Wer ist der erste Anwärter?«
    »Alexandros«, sagte Demaratos. Er lächelte flüchtig. »Ich sagte doch, klug gehandelt.«
    »Versteh ich nicht.« Krateros ballte die Fäuste. »Antipatros hält in Pella alles mit eiserner Hand zusammen – gegen die Lynkesten, gegen die Freunde des Demosthenes, gegen, ah, deine edle Mutter, Alexander ...«
    »Ich weiß. In ihren Briefen zetert sie durch halb Asien hinter mir her.« Alexander hob eine Braue. »Und?«
    »Alexandros als Führer der thessalischen Reiterei? Alexandros als einer der wichtigsten Offiziere? Mit seiner Vipernsippe daheim? Ist die Gefahr nicht zu groß?«
    »Die Gefahr wäre anders größer«, sagte Ptolemaios. »Ich glaube, ich weiß, worauf der Korinther hinauswill. Solange Alexandros lebt und unter uns weilt, ob schuldig oder unschuldig, wird in Pella niemand versuchen, einen anderen Lynkesten auf den Thron zu setzen. Wir müssen ihn aber im Auge behalten.«
    Krateros knurrte: »Die Nacht ist voller Dolche. Wem willst du ihn anvertrauen?«
    Alexander blickte Leonnatos an. »Kannst du ihn verwenden? Er spricht Aramäisch, kann sich benehmen, ist gebildet. Und in der politischen Abteilung, als dein Mitarbeiter, braucht er außer bei Kampfeinsätzen keine Waffen zu tragen.«
    Leonnatos seufzte. »Schon gut, ich hab’s verstanden. Er muß auch nicht jeden Tag in deine Nähe kommen; unwichtige Berichte gehen von Schreiber zu Schreiber, wichtige berichte ich dir selbst.«
    »Eine andere Frage.« Demaratos räusperte sich. »Was machst du mit dem Knoten?«
    »Was für ein Knoten?« Krateros runzelte die Stirn.
    »Parmenions Ratschlag ...« Alexander lächelte. »Wer Wein will, muß nicht die Amphore zerschlagen, sondern den Stöpsel ziehen. Ich glaube, das betraf nicht nur Alexandros.«
    »Parmenion ist ein kluger Mann.« Demaratos strählte seinen Bart mit den Fingernägeln. »Es geht um den Knoten von Gordion, Krateros. Im Tempel dort steht ein uralter Wagen; die Deichsel ist wie üblich mit einem Pflock befestigt, aber um den Pflock haben tausend kluge Männer mit feinen Fingern einen Strick aus Kirschbast und Leder gewickelt und tausendmal neu verknotet. Eine Prophezeiung sagt, der werde Asien beherrschen, dem es gelingt, den Knoten zu lösen.«
    Krateros ächzte. »Müssen wir also erst die Stadt erobern, dann den Tempel niederreißen und anschließend tausend Knoten lösen?«
    »Wie lautet die Prophezeiung genau?« sagte Alexander. »Ist es nicht so,

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