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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zeit. Schließlich sagte er halblaut: »Hellas, Iran, Karchedon. Drei Spieler. Drei Gewichte, die ich heute, in dieser Nacht, verschieben soll? O ihr Götter!«
    »Was kannst du in dieser Nacht verschieben?« Ungewollt klang ein wenig Spott aus Ptolemaios’ Frage.
    Hamilkar beugte sich vor; mit Nachdruck sagte er: »Vieles, Sohn des Lagos. Hellas und Karchedon, das ist ein altes, häßliches Spiel, vierhundert Jahre der Feindschaft. Aber ... es ist ein Feind, den wir kennen. Makedonien, wenn es Hellas übernimmt, ist neu. Ich verhehle nicht, daß wir die Taten deines Königs mit Bewunderung und einer gewissen Freundlichkeit betrachten. Wenn ihr – damit meine ich Hellas als Gesamtes, Ptolemaios – wenn ihr zunehmt, wird Iran vermindert; Karchedon bleibt. Makedonien hat keinen alten Haß gegen uns; es wäre also gut. – Ich gebe dir, was du haben willst, und nehme, was dein König bietet. Gibst du mir Bagoas, lege ich noch etwas dazu.«
    »Was?«
    Hamilkar grinste. »Wir haben ein paar Leute bei Arsames, der für Dareios die Kilikischen Pässe hüten soll ... Wenn ihr Tarsos erreicht, wißt ihr, ob wir Wort gehalten haben oder nicht. Dann laßt Bagoas frei. Laßt ihn einfach laufen. Und wundert euch nicht, wenn er verschwindet – in Tarsos.« Er leerte seinen Becher und stand auf.
    Ptolemaios erhob sich ebenfalls, ein wenig langsamer. »Demaratos grübelt«, sagte er. »Und er wüßte gern, ob du ihm beim Grübeln helfen kannst.«
    Hamilkar rümpfte die Nase. »Das Grübeln des Korinthers... Seit vielen Jahren Anlaß zu schnellem harten Denken bei uns. Was grübelt er?«
    »Gewisse Dinge im Zusammenhang mit Bagoas dem Heilen. Vor allem das Amulett – ankh mit Horosauge. Läßt man die Bildelemente weg, ergibt es eines der alten Keilschriftzeichen für ›Gott‹.«
    »Ich weiß. Olympias hat eines; der Widerstand in Ägypten gegen den Großkönig benutzt dieses Zeichen. Und?«
    »Bagoas der Heile hat auch so ein Ding am Hals, wie der Musiker Dymas irgendwann feststellte. Demaratos kratzt sich jeden Tag morgens, mittags und abends ein paar Momente den Kopf und denkt darüber nach. Darüber, und über die zahlreichen Münzen, mit denen Bagoas der Huldreiche – angeblich auf Anweisung des Heilen – von uns aufgegriffen wurde, als wir gerade dringend Münzen brauchten.«
    Hamilkar blickte ihn ausdruckslos an und sagte mit flacher Stimme: »Sobald wir Genaueres wissen ...«

    Die beiden Hopliten hatten am Strand geschlafen. Der getreue Emes aß eben einen gerollten Brotfladen, gefüllt mit gehacktem, scharf gewürztem Fisch, als Ptolemaios kurz nach Sonnenaufgang an Land watete. Emes sprang auf, gab dem anderen die Lederflasche, stopfte den Rest seines Frühstücks in den Mund, kaute und schluckte mächtig und lief dann dem Lagiden entgegen.
    »Na, Häuptling?«
    Ptolemaios nickte und gähnte; einen Moment hielt er sich an Emes’ Schulter fest. »Bei euch alles in Ordnung?«
    »Ja. Und du? Müde siehst du aus, Herr, und so, als ob dir nicht ganz wohl in deiner Haut wär.«
    Ptolemaios deutete auf die Uferstraße, wo die frühen Garküchen in den Morgenhimmel dampften und stanken.
    »Essen, trinken, schlafen.« Er gähnte wieder und rieb sich die Augen. »Hast du erreicht, was du erreichen wolltest?«
    Ptolemaios nickte. »Wir können zurückreiten. Etwas langsamer.«
    Emes grinste. »Gut für meinen Arsch. Wahrscheinlich darf ich nicht fragen, worum es eigentlich geht, oder?«
    »Besser, du weißt es nicht.«
    Emes blinzelte. »Raten darf ich doch, oder?«
    Ptolemaios hob die Brauen, schwieg aber.
    »Zum Beispiel, daß ich in den nächsten Tagen ungern Memnon wäre.«
    Ptolemaios legte den Finger an die Lippen. ›Und in ein paar Monden sehr ungern Bagoas‹, dachte er.

6. KÖNIGSGEBÄRDEN
    Überdrüssig der üppigen Kargheit spartanischen Schwelgens; angewidert von wimmelndem Käse und kokelndem Braten; ekelgeschwängert durch würzloses Brot und zerkochtes Gemüse; garstig ob breiiger Körner, grämlich ob schäbigen Weines; trübsinnig dank der billigen Dirnen und ihres Gezappels; wegen des Pfühles, des herben, aus Ledern und Fellen verhärmt; waidwund geritten die Schenkel – Phallos, o schwärende Schwiele! Mürrisch von Menschen groben Gemüts und von Makedonismen; ewig umzingelt von dräuendem Drang und Gedrängel –
    Kallisthenes bewegte lautlos die Lippen; dann seufzte er. Sein Blick, magisch angezogen von waberndem Blau jenseits der flirrenden Küstenebene, kehrte zurück zum tragbaren Schreibpult,

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