Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
kriechen wollte.
    Er zupfte an dem Papyros, der auf dem Pult befestigt war und seit Stunden des Beschriebenwerdens harrte; dann nahm er einen Schluck Wasser-und-Wein aus der Lederflasche, die – sagte man – geformt war wie der Kriegshafen des großen Karchedon und deshalb auch so hieß: kothon. Vielleicht hieß sie aber auch so, weil sie geformt war nach dem Vorbild der alten Trompeten gleichen Namens, und weil man sie wie diese an den Mund setzte.
    Er schüttelte den Kopf, ein wenig unwillig; die Gedanken liefen wieder davon. Mühsam besann er sich auf die letzten langen Schreiben, da er sich nicht wiederholen wollte. Zuletzt hatte er von Alexanders Krankheit berichtet – pneumonίa nach Meinung Drakons und des königlichen Leibarztes Philippos, Entzündung der Lunge. Verschwitzt und erschöpft nach langem Ritt hatte er sich oberhalb von Tarsos in die Fluten eines Flusses gestürzt, der eisiges Schmelzwasser aus den Bergen Kilikiens führte. Ohnmächtig und von Krämpfen geschüttelt hatten sie ihn aus dem Wasser geholt; nachts begann das brennende Fieber. Parmenion, der zur Sicherung der Verbindungen mit einem Heeresteil vorausmarschiert war, fing gleichzeitig einen persischen Spitzel ab, der unter Qualen gestand, er habe Philippos Gold anbieten sollen oder bereits angeboten, damit der Arzt Alexander vergifte. Alexander las Parmenions Brief, während Philippos einen Heiltrank bereitete; dann nahm der König den Becher und gab Philippos den Brief. Der Heiler las, während der König trank; als Philippos gelesen hatte, war der Becher leer. Alexander sagte: »Was wäre ich ohne meine Freunde?« Und Philippos sagte: »Tot. Hast du getrunken? Gut.«
    In einer Art Nachschrift hatte Kallisthenes berichten wollen von der Stimmung im Heer – von den beiden harten Hopliten, die sich wie besorgte Väter über ihren Liebling unterhielten, aber auch wie Kinder, die ohne seine leitende Hand verloren wären in der Fremde; die gesprochen hatten von Ada, der karischen Königin, die Alexander als Sohn angenommen und versucht hatte, ihn zum Ausruhen zu bewegen und ihm Speisen und Getränke aufzuzwingen; er brauche das, ja, und zwar sehr, aber was der Pflegemutter nicht gelungen sei, könnten auch sie beide bei aller Liebe nicht schaffen; und daher sei es vielleicht gut, daß das Fieber ihn aufs Lager binde und daß der Heiler ihm Brühe einflößen könne. Er hatte sich gegen den Bericht entschieden, weil er annahm, daß derlei Einzelheiten seinen Onkel kaum berühren würden.
    Zuvor hatte er, mit ätzendem Spott, vom dreisten Glück des kleinen Makedonen geschrieben, vom dreifach dreisten Glück. Wie Memnon der Rhodier, Persiens bester Stratege, nach einem Festmahl mit seinen phönikischen Flottenkapitänen im Hafen von Milet erkrankte und wenige Tage später starb. Wie der Athener Charidemos, Stratege des Landheers in Susa, Dareios gegenüber alle Vorsicht und Ehrerbietung fahren ließ, weil einer seiner Begleiter ihm gesagt hatte, nur so könne er mit seinen Vorschlägen Gehör finden; wie sich unter den Habseligkeiten des Charidemos ein Brief fand, in dem der Athener beschworen wurde, die Vereinbarungen mit Hephaistion nicht einzuhalten – unterzeichnet von Aristion, einem Pflegesohn des Demosthenes, seit kurzem in Hephaistions Gefolge; wie Charidemos in Susa hingerichtet wurde und prophezeite, diese Ungerechtigkeit werde Dareios Thron und Leben kosten. Und wie schließlich Arsames, der die Kilikische Pforte mit wenigen hundert Kämpfern in alle Ewigkeit gegen die Makedonen hätte halten können, dort nur eine schwache Besatzung zurückließ, um auf schlechten Rat hin die von Memnon am Granikos vorgeschlagene, in Kilikien jedoch völlig falsche Strategie der verbrannten Erde durchzuführen, bis die vom eigenen Feldherrn ausgehungerte Restbesatzung die Pässe freigab und floh, als die Makedonen sich näherten.
    Was sollte er noch berichten? Die genaue Aufteilung der einzelnen Heeresgruppen für die Aufräumarbeiten in Kilikien? Den Grund, weshalb Kallisthenes mit Alexanders Heeresteil von Tarsos nach Westen zog, statt Parmenion zu begleiten, der ostwärts Richtung Syrien unterwegs war, um Pässe zu sichern und festzustellen, wo genau das gewaltige Heer des Dareios stand – noch am Euphrat oder schon fast an der Küste? Berichten von einer zähen Unterredung mit Arridaios, Alexanders Halbbruder, der langsam und tückisch dachte und nur unbeugsamer Überlebenswille war, ohne Raum für Feineres? Berichten von jenem Abend in

Weitere Kostenlose Bücher