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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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Hinter den zerfetzt treibenden Wolken, durch die Frühlingssturm fuhr, traten selten und bleich Sterne hervor.
    »Aber du mußt mir helfen«, bat Alexander, der plötzlich mit Tränen kämpfte, seine Stirne an der kühlen des Hephaistion.
    Der erwiderte sanft und bestimmt, als mahne er ihn an eine Pflicht: »Es ist die Stunde, welche dich weich macht. Du weißt, daß du meine Hilfe nicht brauchst. Denn du bist am stärksten allein, Alexander! Ich störte dich nur –« Er verstummte, gerührt über den eigenen Verzicht, von dem seine Sanftmut nicht ahnte, wie er den anderen traf.
    Alexanders erhitztes Gesicht, um das Schlangenhaft verwirrt Locken hingen, zog sich zurück. Es schien im Morgenlicht fahl zu erstarren. Der Mund wurde hart, in die schöne Stirn legten sich Falten.
    Dieses war das zweitemal, daß er abgewiesen wurde. »Nun werde ich mich nicht mehr anbieten«, dachte er, ruhig nach dem Überschwang.
    Da Hephaistion nach seiner Hand tastete, überließ er sie ihm, aber ohne den Druck der anderen zu erwidern. Er wandte den strenggewordenen Blick zum Wasser, das erbleichte und sich frierend kräuselte.

SIEG
    I
    Sie opferten dem Zeus, der die Landungen schirmt, dem Herakles, schließlich der Irischen Athene; dieser weihte Alexander alle seine Waffen, wofür er allerdings, in frommem, aber vorteilhaftem Tauschgeschäft, die heiligen Waffen ihres Tempelschatzes an sich nahm. Unter diesen fand sich der Schild, von dem man sagte, er sei der des Achill gewesen, den der König seinen Ahnherrn nannte.
    An diesem Morgen verband enthusiastische Kameradschaft den Alexander mit seinen jungen Generalen, sowie mit seinen Soldaten, die ebenso jung waren. Alle liebten sich untereinander: sie waren alle nicht älter als fünfundzwanzig, auch das Jahr stand im Anfang, – und der Feldzug würde groß werden.
    Sie balgten sich wie die Buben; wer der Stärkste war, wurde mit Blumen geschmückt. Sie spürten die Sonne selig auf ihren Leibern und mit lustigem Frösteln den Wind, der vom Meer kam.
    Am lautesten jubelten sie, als mit seinen Freunden der junge König aus dem Zelte trat. Ihre Kleider hatten sie drinnen gelassen, sie waren nackt: Alexander, Kleitos und Hephaistion, Koinos, Philotas, Krateros, Perdikkas. Die Armee raste, ihre Führer waren schön und stark wie die Halbgötter.
    Ihre Körper waren im Gymnasion trainiert und braun geworden. Sie bewegten sich nackt noch freier und natürlicher als im ledernen Waffenrock; sie reckten sich, lachten, plötzlich warfen sie sich aufeinander und rangen. Zwei Paare waren im Kampf, die anderen schauten zu, applaudierten, ermunterten oder schalten, wenn einer gegen die Regeln verstieß.
    Sie waren nicht umsonst junge Griechen, bald nahmen sie den Agon ernst. Der schmale Kleitos, der von unwahrscheinlicher Gewandtheit war, besiegte den jähzornigen und schwarzbehaarten, bärenstarken Philotas, worüber der mit den Zähnen knirschte; sein Vater Parmenion unterm grauen Bart knirschte mit. – Krateros, der zu vornehm sich an die erlaubten Griffe hielt, wurde, übrigens nach tapferer Wehr, von Perdikkas besiegt, der es nicht so genau nahm.
    Nach dem Ringen gingen sie zum Diskuswerfen über, dann zum Laufen.
    Alexander und Kleitos waren die beiden Schnellsten, so sollten sie sich zu zweit noch einmal messen. Die halbe Armee nahm leidenschaftlichen Anteil.
    Es schien, als würde Alexander der Sieger werden. Er lief, das sah man, mit Anspannung all seiner Kräfte, keuchend, verfinsterten Blicks und die Kiefern aufeinander gebissen. Kleitos, ganz mühelos, hielt einige Meter hinter dem König. Er überholte ihn erst kurz vor dem Ziel, Alexander merkte es, keuchte noch stärker, nahm seine letzte Energie zusammen. Keine Frage, es war zu spät, Kleitos hatte so gut wie gewonnen. Da, zwei Meter vorm Endpunkt, verlangsamte er seinen Lauf; im letzten Augenblick, die Menge schrie vor Erregung, ließ er den anderen doch noch als Ersten passieren.
    Kaum die Nächststehenden hatten bemerkt, daß Kleitos den Alexander hatte siegen lassen; aus Mitleid oder Höflichkeit oder Spott; daß er selbst hätte siegen können, und zwar ohne Keuchen. Er stand schlau und fröhlich beiseite, während man den König mit feierlichem Zuruf begrüßte.
    Alexander, der wußte, woran er war, dankte nur flüchtig, wobei er nicht wagte, den Kleitos noch einmal anzusehen. –
    Überall wurde gerungen, gesprungen, gerannt. Viele waren ans Meer gelaufen, man hörte sie jubeln und johlen, wenn sie sich mit Wasser

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