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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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danke?«
    Kleitos, mit einem Neigen der Stirn, plötzlich wieder ganz schalkhaft, galant, mit dem unbegreiflich, hundertfach deutbaren Lächeln:
    »Du dankst mir, Alexander, indem du lebst.«
    Den fünfundzwanzig im Angriff gefallenen Reitern wurden Bronzestatuen von Lysipp gegossen. Nach Athen kamen dreihundert vollständige Rüstungen als Weihgeschenk für die Pallas Athene.
    Seiner Armee dankte Alexander hingerissen, weinend vor Glück. »Mit diesem Sieg ist die Macht des Großkönigs bis zum Tauros vernichtet. Das ist der Anfang, meine Freunde, jetzt sind wir unwiderstehlich.«
    Seinen strahlenden Worten antworteten Jubel, Freudengesang und ein Regen von Blumen.
    II
    Memnon, als Grieche und als Aristokrat, haßte den Alexander mit einem persönlich bitteren, schmerzenden Haß. Für ihn war er nichts als der halbe Barbar, der revolutionäre Emporkömmling, dessen Auftreten Unordnung bringt. Auch konnte er seinem Vater und ihm den Tag von Chaironea nicht verzeihen, am wenigsten die Gnade, die man damals gegen Athen geübt hatte und die er als demütigend empfand, während die ordinärgewordene, demokratische Stadt sich noch schön bei den nachsichtigen Siegern bedankt hatte.
    Zu Syrphax, dem Chef der persischen Besatzung in Ephesos, sagte er verächtlich: »Schwärmerische wie diese haben immer das Unglück gebracht, wenn sie sich in die Welt der Tatsachen wagten. Nach ihrer Diktatur kommt das Chaos. – Ich bin für die kleinen Tyrannen«, sagte er und sah den Syrphax beleidigend an. »Die halten Ordnung.«
    Es war klar, daß er seine neuen Freunde verachtete; diese aber merkten es nicht. Sie klammerten sich an Memnon als an einen Retter; denn ihre Macht fing allerorts zu wackeln an. Mit Alexander kam ein Sturm von neuem Freiheitsgefühl über das Land, das so lange unterdrückt gewesen war. Ionien erwachte, die persisch orientierte Oligarchenherrschaft schien, dank dieses fürchterlichen Mazedonenknaben, abgewirtschaftet zu sein.
    In Ephesos trieben die Herren es noch so amüsant wie möglich; Memnon, mit einer bitteren Lustigkeit, machte mit. Der heilige Schatz der Artemis wurde geplündert, Philipps Bildsäule umgeworfen, besudelt, dazwischen wohnte man Auspeitschungen, Hinrichtungen bei.
    Störenderweise kamen täglich die unangenehmsten Nachrichten: Sardes, Residenz der Satrapie Lydien, hatte dem Eroberer, der im Zeichen der Freiheit erschien, die Tore geöffnet, Mithrines selber, persischer Befehlshaber der Besatzung, kam mit den Honoratioren vor die Stadt, den Eindringling feierlich zu empfangen.
    »Das Volk hat gejubelt«, erzählte Memnon im Kreise von Syrphax und seinen Freunden. Man grinste verächtlich. Hier hörte man das Volk nur noch wimmern und sich beklagen.
    Ein Unglücksschlag nach dem anderen für die Herren in Ephesos: Tralles und Magnesia hatten sich freiwillig ergeben, überall wurde Aristokratenregiment abgeschafft, in Chios und auf der Lesbischen Insel.
    »Wir sitzen inmitten eines Erdbebens«, sagte Memnon, dessen Gesicht immer gelber wurde. Er nagte an der Unterlippe, dabei starrte er verbittert vor sich hin. »Noch dazu ist alles dies überflüssig«, behauptete er mit einer leidenden Hartnäckigkeit. »Die Granikosschlacht wäre zu gewinnen gewesen. Persische Eitelkeit hat alles verdorben –«
    Was nützten seine Feststellungen den kleinen Gewaltherrschern, die im Erdbeben saßen? Sie fühlten sich recht schauerlich in ihrer Haut. Memnon hatte noch die Energie, zu spotten, aber seine Freunde lachten nicht mehr. Es wurde in den Straßen von Ephesos unruhig. Der Sturm nahte – –
    »Alexander soll ja so schön sein«, behauptete der gelbe Memnon mit einem Sarkasmus, den seine Genossen in dieser Situation unangebracht fanden, »daß sogar die fliehenden Feinde sich nach ihm umdrehen müssen, wenn er hinter ihnen her ist. Es wird also reizend für euch werden, ihn kennenzulernen.«
    Er selbst reiste ab, nach Halikarnaß, wie es hieß.
    Syrphax traut sich kaum mehr auf die Straße, nun jubelt schon der Pöbel von Ephesos, wie der von Sardes gejubelt hat: man weiß, daß die mazedonische Armee sich im Anmarsch befindet.
    »Der Befreier kommt!« jubelt der Pöbel. Syrphax zittert und schluchzt in seinem Palast, der von Johlenden umlagert ist. »Das ist nackte Revolution«, wimmert der kleine Herr, der den Kopf so unerbittlich aufrecht getragen hatte: »Hilft mir Persien nun nicht? Ich habe immer im Interesse des Großkönigs gehandelt.«
    Da Persien nicht hilft, flieht er nächtens in

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