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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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wirft es mit einer so schönen trotzigen Bewegung aus der Stirn. – Man kann ja beinah sein Gesicht nicht sehen, so ist er mit Blumen zugedeckt. – Hast du gehört? Sein Gesicht soll so schön sein, daß die fliehenden Feinde sich nach ihm umwenden müssen, wenn er hinter ihnen her ist. – Aber die Augen sieht man doch, zwischen den Blumen –«
    Gab es für ihn noch Gefahren? Den Anschlag, den ein düsterer junger Mann, Alexandros der Lynkestier, Schwiegersohn des Antipatros, von Persien hoch bestochen, gegen ihn führte, wurde entdeckt. Die Soldaten jubelten. »Den Götterliebling treffen keine Dolche!«
    In den kleinen Städten, die sich ihnen ergaben, feierten sie Freudenfeste. Sie zechten und hatten Frauen bei sich, nachts zog Alexander mit den Freunden singend auf den Marktplatz, das Bild eines griechischen Dichters, des Theodektes, mit Blumen zu schmücken.
    Warme Nacht, sie schickte ihnen aus ihrer schönen Dunkelheit warmen Regen, der ihre Haare, ihre Gesichter naß machte. Sie umarmten sich, sie legten ihre nassen Gesichter gegeneinander.
    III
    Memnon berichtet an den Großkönig in Susa.
    »Die Siege Alexanders auf dem Festlande sind unbestreitbar. Ich hoffe, daß Euere Majestät in diesem Punkte wahrhaft unterrichtet worden sind. Tatsächlich ist Sagalossos gefallen, Kelainai, Residenz der phrygischen Satrapen, hat sich freiwillig ergeben.
    Bei alle diesem handelt es sich um die zufälligen Erfolge eines dreisten Abenteurers, dem man durch eigene Fehler leider nur zu sehr das Spiel erleichtert hat. Wie die Dinge liegen, ist sein Untergang am sichersten, lassen wir ihn im Innern Kleinasiens noch ein wenig siegen und erobern, während wir uns an der Küste zurückholen, was er schon an sich gebracht. Auf diese Weise schneiden wir ihm die Verbindung mit Mazedonien ab.
    Gleichzeitig wäre es ratsam, die Zahl unserer Agenten in Griechenland zu verstärken. Auf die Dauer ist Alexanders Situation unhaltbar, wenn die Gehässigkeit im Mutterland gegen ihn zunimmt. Sparta scheint vor dem Aufstand zu stehen. In Athen wird man übellaunig, denn Alexander behandelt die erlauchte Stadt mit weniger Rücksicht, als es sein Vater getan. Erst eben hat er die athenische Bitte, die Gefangenen von Granikos freizugeben, ohne jede Begründung glattweg abgeschlagen.«
    Sein Bericht war prägnant und ausführlich, auch ehrlich, im Gegensatz zu dem, was die Hofleute schrieben; seine Vorschläge leuchteten ein. Dareios, der mit dieser Affäre bald zu Ende zu kommen wünschte, um sich seinen idyllischen Neigungen wieder hingeben zu können, entschloß sich, Memnon große Vollmacht zu geben, zum bitteren Verdruß der persischen Aristokratie.
    Memnon wurde Oberbefehlshaber der Flotte.
    Seines Lebens große Situation war gekommen, er nutzte sie mit leidenschaftlicher Energie. Sein Gesicht, das faltig und verfallen gewesen war, straffte sich; es war immer noch gelblich, aber um zehn Jahre verjüngt. Ehrgeiz und Haß machten seinen Gang elastisch.
    Er wußte sich isoliert, mit seinen Plänen und Erwägungen allein. Die Perser, die ihn umgaben, wollten ihm übel. Der einzige, der eine Art Vertrauensstellung bei ihm genoß, war Pharnabazos, sein ziemlich unbedeutender Neffe.
    Seinen groß angelegten Intrigen und Machenschaften sowie der drohenden Majestät seiner Flotte gelang es, Chios, Lesbos, viele andere Städte für Persien wiederzugewinnen. Mytilene allein widerstand noch.
    Er beschloß die Belagerung dieser Stadt.
    Am dritten Tage fühlte er sich fiebrig werden. Etwas an ihm ließ nach, er verstand nicht, woher diese Mattigkeit und Gelähmtheit kamen. Sie mußten Vorboten schwerer Krankheit sein. Hatte ihn einer aus seiner Umgebung vergiftet, ein von Alexander Bestochener oder ein höfischer Widersacher? Hatten höhere Mächte diese schwere Übelkeit geschickt? So waren die höheren Mächte dem Alexander günstig gesinnt. – Dieser Gedanke beunruhigte Memnon am meisten.
    Am nächsten Morgen war er unfähig aufzustehen, ihn peinigten Schüttelfröste, jede Bewegung, sogar klares Denken tat weh. Er bat seinen Neffen Pharnabazos ans Lager. Den Onkel so verändert zu finden, war der gute Junge völlig verdutzt; schließlich fing er sogar zu weinen an, was den Kranken ungeduldig machte. »Weine nicht!« sagte er barsch, »ich sterbe in einigen Stunden.«
    Hinter seiner Stirne, die so viel gedacht hatte und von Falten tief durchzogen war, arbeitete es noch einmal. »Wenn ich Mytilene noch erobert hätte, wäre dieser

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