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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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ihrer Väter, Cousinen und Tanten behandelte. »Ich kam auch einige Monate, aber dann setzte mein Bruder Pixodaros mich ab. Ewige Götter, was für ein Schurke! Euer gewandter Vater wollte ihn ja mit seinem trotteligen Arrhidaios gehörig hineinlegen. Nun, schließlich starb auch Pixodaros, glaubt Ihr, nun wäre ich zu meinem Rechte gekommen? Othontopates holte sich, was mir zukam; mir gab er: was? Die Bergfestung Alinda! Die Bergfestung! O ihr ewigen Götter!«
    Über diese Bergfestung konnte die Ada sich gar nicht trösten, immer wieder rief sie »Alinda!« und hob die Augen trostlos gen Himmel. – Naiv und herzlich vertraute sie dem jungen Helden sich an, der aus Pella aufgebrochen war, eigens um ihr zu helfen und das Recht zu verschaffen.
    Alexander fand sie drollig und liebenswürdig, das unbedingte Vertrauen, das sie in ihn setzte, schmeichelte ihm ein wenig; so behandelte er sie mit leicht ironischer Zuvorkommenheit. Sie ihrerseits ließ es sich nicht nehmen, ihn mit Geschenken und Leckereien zu überhäufen, täglich sandte sie Schüsseln, Körbchen und Näpfe voll Zuckrigem und Gebratenem, Eingemachtem und Frischem, rosigem und stachligem Obst, Süßem, Parfümiertem, Buntem; ölig Fettem, Zartem, Nahrhaftem, Überraschendem. – Alexander amüsierte sich und ließ kokette Danksagungen überbringen.
    »Ich glaube, die will mich heiraten«, sagte er grinsend zu Hephaistion, während er an einem Mandelgebäck nagte. Sie hatte es ausgefallener vor, sie wollte ihn adoptieren. Diesen Einfall fand er so närrisch, daß er ja zu ihm sagte. »Mütter kann man nie genug haben«, meinte er und ließ sich von ihr Stirn und Wangen küssen. –
    Übrigens benutzte er seine Beziehungen zu ihr auch politisch: nun konnte er behaupten, für ihre Rechte zu kämpfen, wenn er Halikarnassos angriff.
    Hinter den Mauern der Stadt schaltete und waltete Memnon energischer und klüger als Othontopates, der offizieller Befehlshaber war.
    »Wir müssen diese Stadt bis zum Letzten, Allerletzten halten«, verlangte er immer wieder, wenn er sich mit den Führern, Ältesten und Ingenieuren über die Abwehrmöglichkeiten besprach. »Sie ist mit ihren drei Burgen fast uneinnehmbar. Vergeßt nie, daß sie unsern letzten Stützpunkt in Kleinasien bedeutet; den letzten Stützpunkt der Ordnung«, warnte er sie. »Wenn der fällt, wird die Überschwemmung nicht mehr aufzuhalten sein.«
    Sie war unaufhaltsam, alle Graben und Befestigungen, die Memnon anlegen ließ, nutzten nichts. »So soll er nichts anderes als einen Schutthaufen erobern«, sagte der Unversöhnliche. Er ließ die Stadt anzünden, zog sich mit Othontopates und den Truppen auf die Königsburg-Insel zurück.
    »Das ist die zweite griechische Stadt, die für ihn brennt«, stellte er mit einer grausamen Genugtuung fest. »Erst Theben, nun Halikarnaß. So beweist sich der Befreier Griechenlands. Hier, seine Freiheit«, dabei deutete er höhnisch über das Flammenmeer. »So hat er sie gewollt. Sie ist Chaos.«
    »Ist das die Freiheit, die ich bringen wollte?« dachte Alexander, der zwischen zusammenkrachenden Gebäuden Einzug hielt. »Die zweite Griechenstadt, die für mich brennt –«
    Immerhin beherrschte er Karien, die Ada bekam ihre Satrapie wieder. Sie weinte vor Glück und umarmte mehrfach und innig ihren Retter und Sohn, in dem sie sich nicht getäuscht hatte; er ließ ihr sogar die Einkünfte der Provinz, die stattlich waren.
    »Du bist gut!« schluchzte sie immer wieder. »Du bist so gut, Alexander!« Er nickte nachdenklich, beinah traurig. Trotzdem schien es ihm wohlzutun, daß sie so lebhaft plapperte und so unbedingt an ihn glaubte.
    Er konnte es sich sogar leisten, diejenigen seiner Soldaten, die neuvermählt waren und zu Haus junge Weiber hatten, nach Mazedonien und nach Griechenland zu den Geliebten zu schicken, was viel Anlaß zu Scherzen und saftigen Neckereien gab.
    Parmenion wurde angewiesen, mit einem Teil der Truppen nach Sardes zu ziehen, wo er überwintern sollte. So war der Alte zunächst ausgeschaltet. Alexander selber brach ins Innere Kleinasiens auf, Lykien zu nehmen, das seit des Kyros Zeiten persisch war.
    In wieviel Städten reitet er auf dem weißen Bukephalos durchs blumengeschmückte Tor? Wie oft empfingen ihn Blumenregen, Jubel der Männer und Buben, verliebtes Geraune der Weiber: »Wie jung er aussieht. – Hat einen Mund wie ein Kind und so weiche Backen. – Schau, er trägt keinen Helm; was für lockigreiches, rotblondes Haar. Schau, er

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