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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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siegesgewiß um sich. –
    Es war Frühling, Alexander brannte darauf, neue Entscheidungen zu erzwingen, die endgültig sein würden. Mit ihm warteten, so brennend wie er, seine Truppen.
    Er führte sie durch Kappadokien, jenseits des Halls, auf Tassos, auf Anchiale zu; sie besetzten unterwegs die Landschaft Kilikien.
    Die Leistungen, die seine Ungeduld forderte, waren oft ungeheuer. Jeden Morgen erwachte er mit der gleichen Besessenheit: »Wir sind gestern nicht weit genug gekommen. Wir müssen heute weiter, weiter, viel weiter.« An diese Parforcemärsche mußten sich die Neugeworbenen erst gewöhnen. Man legte nachts die größten Strecken zurück, denn tags gab es schlimme Hitze, man war am liebsten im Wasser, wenn man nicht schlief.
    Sie schrien immer noch vor Glück, wenn sie in den eiskalten Flüssen plantschten. Der Feldzug hatte immer noch nicht zu lange gedauert, die großen Abenteuer standen immer noch bevor, Babylon lag in seiner fetten Pracht, sie erwartend.
    Wenn Alexander ihre braunen Körper sah, konnte er nicht allein und in Kleidern bleiben; er warf sie ab, denn er gehörte zu denen, die sich anspritzten und jubelten. Er gehörte zu ihnen, er war einer von ihnen, nichts als ihr enthusiastischer Kamerad. Er war zwanzig Jahre alt, wie sie, braun wie sie, muskulös wie sie, ihm wuchsen die Haare wie ihnen. In einem Rausche von Gemeinschaftsgefühl vergaß er alles, was von diesen ihn trennte, die Erfahrungen, Ehrgeize, selbst die Leiden. Seine Sehnsucht, nichts als junger Mann unter jungen Männern zu sein, teilzuhaben an ihrem Bunde, der ihm herrlicher und frischer als der Bund zwischen Mann und Frau schien, war stärker als alles. – So sprang er zu ihnen ins Wasser.
    Diesmal rächte es sich, denn er war erhitzt, das Wasser aber eisig gewesen. Er wurde sehr krank. Sein Fieber stieg so beängstigend hoch, daß man an seinem Wiederaufkommen zweifelte und im Heere Panik auszubrechen drohte. Er hatte mit ihnen gebadet, nun starb er – 

    Sein Arzt war ein junger Inder, der Philippos genannt wurde und den der König sehr liebte. Wenn er ihm die Medizin brachte, lächelte Alexander dankbar und freundlich, sogar an dem Tage, da er halb benommen war. Wenn der bräunliche und sanfte junge Mensch an seinem Lager saß, schlief er leichter und schöner. Vor allem waren dann die Träume angenehmer. Denn Alexander fürchtete seine Träume.
    »Ich erlebe schlafend oft so ekelhaftes Zeug«, erzählte er in mitgenommenem Zustand dem jungen Heilkundigen, der ihn morgens besuchte. »Heute nacht stand ich an einem Fluß, unter glühender Sonne. Aus dem Fluß stiegen Jünglinge – wie alt mochten sie sein? Nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre, einige vielleicht erst fünfzehn –; ich beneidete sie, denn sie schienen zu frieren. Sie waren mager und braun, auf der Brust, auf Armen, Rücken und Schenkeln hatten sie leichte Gänsehaut, so lange waren sie im Wasser gewesen. Kennst du das? Wenn Jungen zu lange im Wasser gewesen sind, bekommen sie rührend bläuliche Lippen, die zittern. Dazu haben sie verfrorene, große Augen, rührende. Ja, so standen die Kinder da, ganz schmal und schnatternd.
    Ich aber hatte ein dickes Purpurkleid an, ich war ganz eingeknöpft in lauter heißen, prallen Purpur. Darum war mir so heiß. Auch mein Kopf war feierlich eingewickelt. Der Schweiß lief mir über Nacken und Stirne, ich schwoll an vor Hitze, ich wurde unterm Staatsgewand immer dicker. Eine geblähte, schweißtriefende Purpurperson stand ich den schmalen Braunen gegenüber. Schließlich platzte ich wohl. Es war scheußlich.«
    Er schwieg angewidert. Der Inder mußte lange bei ihm sitzen, bis er beruhigt war.
    Alexander lächelte auch an dem Morgen, als ihn ein Brief vor dem Gelehrten gewarnt hatte: er sei bestochen und wolle ihn mit dem Heiltrank ermorden. Der Brief war von keinem Geringeren als Parmenion selber, der behauptete, über die bösen Absichten des Doktors genauest informiert zu sein und für das Leben seines Königs zu fürchten. Alexander überließ dem Verdächtigten den Brief zur Lektüre, während er selber das Gebräu schlürfte, das angenehm nach Kräutern schmeckte. Philippos wollte sich mit erregten Gesten verteidigen, der König zwischen seinen Decken und Tüchern lachte und winkte ab.
    »Da Parmenion mich vor dir warnt«, sagte er lustig, »wirst du mich ganz sicher gesund machen.«
    Er schlief gut, war am nächsten Tag beinah genesen. –
    Sie nahmen Tarsos, dann Anchiale, das von Sardanapal

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