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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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Dareios faßte schon nach dem Dolche. Mit schiefem Lächeln zog sich Narbazanas zurück; ihm folgte Bessos, kleiner, muskulöser Geselle mongolischen Typs, im gelben, starkknochigen Gesicht den schwarz hängenden Schnurrbart.
    Die Stimmung, in der man die Reise fortsetzte, war eine dumpfe und zugleich erregte. Bessos mit seiner Partei hielt sich tückisch-still abseits. Heldenmut und Entschlußkraft des Großkönigs schienen nach so kurzem Aufschwung gründlich dahin, er ruhte fast apathisch in seiner Kutsche.
    Als im Dorfe Thara drei Vermummte, die Bessos, Narbazanas und Baisaentes waren, in sein Zelt drangen, erschrak er beinahe nicht. Er wehrte sich kaum, da man ihn fesselte.
    Noch in derselben Nacht ließ Bessos sich als Oberbefehlshaber der Armee, Stellvertreter des Monarchen, ausrufen. Dareios Kodomannos, der sich damit begnügte, traurig den Kopf zu schütteln, wurde als Gefangener weitergeführt.
    Von diesen Vorgängen bekam Alexander sofort Nachricht, er beschloß, auch noch den abgesetzten und gefangenen Kodomannos haben zu müssen, in Eilmärschen war er hinter der hochverräterischen Karawane drein. Die Hetzjagd dauerte vier Tage, vier Nächte, Pferde wurden zu Tode geritten, Soldaten blieben vor Erschöpfung an der Straße, schließlich war Alexander mit ein paar Offizieren allein.
    In einer Wildnis fanden sie den königlichen Wagen, er war von allen Truppen und Begleitern verlassen, sogar die Pferde hatte man ausgespannt. In den Polstern lehnte Dareios Kodomannos, das schwere Haupt nach vorne gesunken, das nun endgültig müde war. Aus der phantasievoll komplizierten Bruststickerei seines schönen Mantels sickerte Blut, an mehreren Stellen. Er konnte noch nicht lange tot sein, seine Hand, die Alexander vorsichtig anfaßte, war noch nicht kalt.
    Alexander faßte auch seine Stirne an, die Nase, den leicht gedunsenen Mund. Er tastete, um es im Halbdunkel der Kutsche deutlicher zu erkennen, das große, tote Gesicht ab, das er lebend niemals gesehen; er untersuchte es gründlich, mit düsterer Neugierde.
    »Das war also mein Feind«, sagte er schließlich, sowohl wehmütig als verächtlich. Er winkte, das Tuch über die Leiche zu breiten, einem der Offiziere. »Wie heißt der Neue?« fragte er plötzlich zerstreut, als ginge es um eine Kleinigkeit. »Bessos – Bessos –« Er wiederholte den Namen, als probierte er seinen Geschmack auf der Zunge. – Dann wandte er sich, verließ schnell die Kutsche.
    Die Königsmörder waren über alle Berge; Bessos auf dem Wege nach Baktrien, Narbazanas nach Hyrkanien.
    Der Körper des Dareios Kodomannos wurde auf Alexanders Befehl nach Persepolis überführt. Der Beisetzung des letzten Achämeniden wohnte die Königin-Mutter Sisygambis bei.
    Zu nehmen war die Satrapie Hyrkanien, wegen hafenreicher Küsten, von Wichtigkeit. Ihre Hauptstadt ergab sich. Die Rast dort durfte nicht lange sein. Das nächste Ziel hieß Baktra, Residenz der baktrischen Satrapie.
    So wilde Gegenden hatte man noch nicht kennengelernt, die Armee murrte oft; denn es ging durch schauerliche Wälder, wo man sich mit dem Beil Weg schaffen mußte. Der Feldzug war eine Lustbarkeit gewesen, wenn auch oft eine blutige. In diesen Ländern zeigte er sein hartes und ernüchterndes Gesicht. Es gab nicht einmal Ruhm zu gewinnen, nur infame kleine Überfälle abzuwehren, mit denen tückische Eingeborene die Armee quälten. In Susia, der ersten Stadt, die sie in der Satrapie Areia berührten, kam ihnen der Regent des Landes, Satibarzanes, entgegen, seine Unterwerfung anzubieten. Er schien höflich und sanft, freilich hatte er tückische Augen.
    Den Boden vor Alexander küßte er mehrfach, dazu sagte er in elegantem Persisch schmeichelhafte Dinge. Der König fand ihn ziemlich unsympathisch, es störte ihn auch, daß er so penetrant nach minderen Wohlgerüchen duftete; andererseits gefiel ihm seine unterwürfige Art.
    Die Nachricht, die er brachte, war sensationell und erschreckend: Bessos hatte sich zum Großkönig ausrufen lassen, er trug die Tiara, die er dem armen Dareios gestohlen hatte, und nannte sich in seiner fürchterlichen Dreistigkeit Artaxerxes, Herr von Asien. – Diese Geschichte erzählte der formgewandte Satibarzanes mit passender Entrüstung, wobei allerdings ein kleines und heimtückisches Grinsen um seinen beweglichen Mund fatal auffiel.
    Für Alexander gab es nur eines: unerbittliche Verfolgung des Bessos, der sich das zu sein anmaßte, was er, der Mazedone, seit Eroberung von Babylon und

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