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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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Persepolis tatsächlich war. – Er beschenkte und belobte in großer Eile den sich krümmenden Satibarzanes, wandte sich wieder nach dem Osten.
    Plötzlich: Aufstand in seinem Rücken. Satibarzanes hatte nicht umsonst so hinterhältig gegrinst: kaum war die mazedonische Macht außer Sichtweite, als der ränkevolle Freund des Bessos sein Ehrenwort auch schon brach, das er nur gegeben hatte, um den Alexander in falschen Sicherheiten zu wiegen. Artakoama, Areias Hauptstadt, war Mittelpunkt der Empörung. Die mazedonische Gesandtschaft wurde überfallen und niedergemacht, auch ihr Führer ermordet.
    Alexander sah sich abgeschnitten, so mußte er die Verfolgung des Usurpators aufgeben – vorläufig, wie er grimmig beschloß. Als er die treulose Kapitale wieder erreichte, fand er sie in voller Auflösung und Panik. Satibarzanes hatte sich schon auf und davon gemacht, er war zu Bessos geflüchtet.
    Obwohl Alexander wußte, daß die aufständischen Truppen nur die Verführten waren, ließ er doch unter ihnen ein Blutbad anrichten: 13.000 wurden teils erschlagen, teils als Sklaven verkauft.
    Der Reichsverweser Antipatros berichtete Ernstes über die Lage zu Haus.
    König Agis von Sparta stand mit der persischen Seemacht im Einverständnis, nun hatte er durch seinen Bruder Agesilaos Kreta besetzen lassen. Er trieb es bis zum offenen Aufstand, den moralischen Rückhalt bot ihm der unermüdliche alte Demosthenes, der immer noch von der Rednerbühne hetzte und die ›Erneuerung der Staatenfreiheit‹ verlangte.
    Es stand gefährlich; trotzdem blieben die Briefe der Königin-Mutter zanksüchtig, eigensinnig und erfüllt von ihren eigenen Angelegenheiten. Die Politik, die sie trieb, war störrisch und oft verfahren. Mit einer Hartnäckigkeit, die niemand verstehen oder billigen konnte, bestand sie darauf, rechtmäßige Herrin des Molosserlandes zu sein. In ihren Briefen beschwerte sie sich immer aufs neue über Kleopatra, ihre bleichsüchtige Tochter, die sie niemals gemocht hatte, jetzt aber haßte; denn sie erhob Ansprüche auf dasselbe Gebiet.
    Die arme Kleine war Witwe geworden, auf den Thron des Molosserlandes gehörte ohne Frage ihr Sohn; da er unmündig war, sie selber, so bleichsüchtig sie immer sein mochte. Die Götter wußten allein, woher Olympias ihre Rechte ableitete. In jedem Fall schien ihre Versessenheit auf diesen Thron, der ihr keineswegs zukam, hirnverbrannt, in einem Moment, da ganz Griechenland mit Aufstand gegen Mazedonien drohte.
    Die einsichtigen und vernünftigen, immer etwas umständlich und pedantisch abgefaßten Berichte seines obersten Beamten las der König mit Besorgnis; die überreizten und händelsüchtigen der Mutter hingegen mit Gram.
    Die Spannung löste sich endlich: Antipatros‘ Boten verkündeten den Sieg der mazedonischen Waffen über den spartanischen Aufrührer bei Megalopolis. Man durfte aufatmen: Agis selber war tot, der Aufstand erledigt, übrigens nach tapferer Gegenwehr der Lakedaimonier.
    Alexander gratulierte seinem Reichsverweser; gleichzeitig schrieb er, streng wie noch nie, an die Mutter:
    »Dein Betragen, das nicht immer vernünftig scheint, erschwert mir, zu Ende zu bringen, was Du selber mir aufgetragen. Ich bin weit gekommen, aber noch lang nicht zum Ziel. Das Schlimmste liegt vor mir. Es wird immer härter.
    Vergiß nie, daß ich um Deines Auftrages willen leide. Es ist Dein Traum, den ich erfülle mit tausend Qualen.
    O meine Mutter: ich schreibe Dir mit blutbefleckten Händen.«
    II
    Vom Hochtale Kabul führen sieben Pässe über den Hindukusch zum Stromgebiete des Oxos.
    Als der Befehl Alexanders an die Armee erging, daß das Gebirge zu überschreiten sei, glaubten die Soldaten, nun sei er wirklich von Sinnen. Sie wußten von keinem Beispiel aus der Geschichte aller Zeiten und Völker, daß ein Heer dazu imstande gewesen wäre, ein solches Gebirge zu nehmen. Obendrein war es Winter, und man wußte, daß Bessos, immer weiter östlich entweichend, das Land ausgeplündert und verwüstet hatte. Sie murrten, aber Alexander trat vor sie hin. Er blitzte und reckte sich wie vor den großen Entscheidungsschlachten.
    »Wenn nichts anderes – dieser Gebirgsübergang wird euch unsterblich machen. Euch darf nichts unmöglich sein, ich bin euer König.«
    Es wurde noch grauenhafter, als man gefürchtet hatte. Um nicht zu verhungern, mußte man die Pferde schlachten; das Wasser, das man in Schläuchen mit sich führte, ging aus. Man aß Schnee, rohes Fleisch. Die Dörfer, durch

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