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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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unweigerlich, worüber sie sprechen. Keine schönen Dinge. Es ist sicher nicht leicht bei der Polizei. Ich habe vorhin im Radio gehört, dass eine Frau ermordet worden ist. Soll schlimm zugerichtet gewesen sein.«
    Alex seufzte. »Lassen Sie uns nicht darüber reden, Angelo. Ich war näher dran, als mir lieb war.«
    Lügnerin. Du warst genau da, wo du immer schon sein wolltest …
    »Na ja«, sagte Angelo, »es gibt solche Tage und solche. Auch bei mir hier in der Pizzeria. Wenn es mir einmal schlechtgeht, dann gehe ich nach der Arbeit in das Zimmer meiner kleinen Tochter, streiche ihr über die Stirn, lausche ihr ein wenig beim Atmen und gebe ihr einen Kuss auf die Nase. Dann weiß ich wieder, was wirklich wichtig ist.«
    Alex schenkte dem Kellner ein warmes Lächeln. »Das ist sehr schön, Angelo.«
    »Sehen Sie, und schon lächeln auch Sie wieder. Eine so schöne Frau wie Sie sollte immer lächeln.«
    »Schmeichler«, winkte Alex ab.
    Angelo lachte und sagte: »Einer muss es ja tun, oder?« Damit verschwand er wieder in die Kneipe.
    Ja, immerhin. Wenigstens einer, dachte Alex, starrte wieder in den Regen und trank den Espresso aus. Dann legte sie einen Zwanzigeuroschein auf den Tisch, griff nach der Handtasche und lief durch den schwächer werdenden Guss zu ihrem Mini.
    Auf halben Weg zu ihrer Wohnung klingelte das Handy. Alex zischte leise »Shit« und fummelte das Telefon mit der Rechten aus der auf dem Beifahrersitz liegenden Handtasche, während sie mit der Linken den Wagen in der Spur hielt.
    »Dachte ich mir doch, dass du noch wach bist«, sagte Helen am anderen Ende der Leitung.
    »Wieso, es ist gerade mal elf.«
    »Ich weiß, ich weiß. Wie ich dich kenne, wärst du auch um drei noch wach.« Helen spielte auf Alex’ Arbeitsmanie an, mit der sie schon früher gegen die bösen Träume, gegen das Alleinsein und für die Erfüllung ihrer Ziele gekämpft hatte. »Ich habe über den Flurfunk mitbekommen, was da heute bei euch passiert ist. Das fängt ja gleich gut an. Klang heftig und war heftig, oder?«
    »Das kannst du laut sagen. Es war das erste Mal, dass ich an einem derartigen Tatort war, und ich brauche das so schnell nicht wieder.«
    »Ach, komm«, spöttelte Helen.
    »Was soll das heißen?«
    »Es soll heißen: Erzähl mir nichts. Es ist doch genau das, was du wolltest. Und es gibt einem auch einen Kick, oder?«
    »Du spinnst.« Alex würde es niemals eingestehen, dass Helen recht hatte. Natürlich putschte sie ein solcher Fall auf. So schrecklich alles anzusehen war, so entsetzlich das Schicksal der Frau war, die so Unaussprechliches erlebt haben musste, so war Alex’ Adrenalinpegel doch gestiegen, die Sinne hatten sich geschärft. Es war ein wenig wie beim Startschuss zu einem Triathlon gewesen. Und genau wie bei einem solchen Wettbewerb würde sie sich durch diesen Fall beißen – sofern Marcus sie ließ.
    »Na ja, vielleicht spinne ich ein wenig, okay, aber ich weiß auch, wovon ich rede. Ich mache den Job schon ein paar Jahre länger an der Front als du, Schneewittchen.«
    »Jaja, schon klar, Frau Wallander.« Alex rollte mit den Augen und bog in ihre Straße ab.
    »Aber sag mal«, bohrte Helen nach, »haben sie dich einfach so mitgenommen? Also – warst du mit am Tatort und alles? Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?«
    »Ja.« Alex’ Stimme hellte sich wieder auf. »Du weißt ja, an sich bin ich nicht eingestellt, um hier die Profilerin zu geben. Es geht um Schulungen, Evaluationen, Krisenintervention, Konzeptionen, Personalentwicklung blabla und nur am Rande um Unterstützung der Kripoarbeit.«
    »Trotzdem haben sie dich mitgenommen.«
    »Jap. Haben sie«, sagte Alex stolz.
    »Lass dir das nicht aus der Hand nehmen. Zeig denen, was du draufhast. Du hast lange genug in diesem Kriminalpsychologischen Institut bei deiner Mentorin mitgearbeitet, und deine Abschlussarbeit über Geiselsituationen war echt spitze.«
    Das ging runter wie Öl. Ja, sie hatte viel Lob dafür bekommen. Nur war Theorie das eine und Praxis das andere. In einem allerdings hatte Helen unbedingt recht, dachte Alex, während sie parkte: Sie würde sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Irgendwo da draußen war ein Killer, und sie würde alles tun, um ihn zu finden.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Alex, »wie weit Marcus mich weiter einbinden wird. Ich fürchte, ich bin ihm heute etwas auf den Schlips getreten und war ein wenig, na ja, forsch. Mein altes Problem.«
    »Papperlapapp«, fuhr Helen dazwischen.

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