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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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trafen, marschierte schnurstracks auf einen der abgewetzten Stühle zu und setzte sich. Sie plazierte ihre Unterlagen im rechten Winkel zur Kante auf einen der beigen Tische, die ein großes Oval bildeten. Die meisten Kollegen hatten schon Platz genommen. Marcus und Reineking standen ins Gespräch vertieft mit Kaffeebechern am Kopfende des Ovals. Ihr Vorgesetzter trug eine helle Jeans, dazu ein blaues Hemd mit Krawatte und beachtete Alex nicht weiter, was man von Reineking nicht behaupten konnte. Er hatte ein Pflaster auf dem Nasenrücken – sicherlich eine Folge seines unglücklichen Unfalls mit dem Dienstwagen am Rande des Kornfelds. Seine Blicke spürte sie sogleich an ihrem Ausschnitt kleben, und der ihr gegenüber sitzende Kowarsch tuschelte mit seinem Sitznachbarn und zwinkerte Alex zu.
Arschlöcher,
dachte sie, zog sich das Haargummi vom Handgelenk, hob demonstrativ die Arme in die Höhe, griff sich in den Nacken und band sich die dunkle Mähne zu einem Zopf.
    »’tschuldigung«, räusperte es sich neben ihr, im nächsten Moment plumpste auch schon ein keuchender Rolf Schneider neben ihr auf den Stuhl. Schweißperlen standen auf den Schläfen, und er knallte eine Mineralwasserflasche auf den Tisch. »Hält ja kein Mensch aus, diese Hitze, boah, ich dachte, das kühlt etwas ab nach dem Gewitter, aber von wegen.«
    Schneider scannte sie mit seinen kleinen Schweinsäuglein. »Schickes Kleid«, schnaufte er, worauf sich seine Nasenspitze etwas hob und die Nasenflügel prüfend blähten. »Ist das Jil Sander, dein Parfüm?«
    Alex stutzte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass irgendwann einmal ein Mann ihren Duft erkannt hatte. Und jetzt ausgerechnet Rolf, dem sie diese Gabe am allerwenigsten zugetraut hatte.
    »Tja«, murmelte Schneider grinsend, ohne Alex’ Antwort abzuwarten, und rutschte in eine bequeme Sitzposition, »der alte Mann hat mehr drauf, als man so denkt, was?«
    »So.« Marcus hob die Stimme und setzte sich. »Wir sind komplett, also fangen wir an.« An einer Pinnwand hing eine Reihe von fotokopierten Formblättern, auf denen Schlagwörter wie »Einsatzleitung« und »Versammlungsort« standen. An einer weiteren Tafel war eine große Aufnahme des Kornfeldkreises angebracht, in dem das Opfer gefunden worden war. Das Foto musste von einem Helikopter aus geschossen worden sein, und Alex erkannte einige darin einbelichtete Maßeinheiten. Auf dem Bild war gut zu erkennen, dass es sich tatsächlich nur um einen schlichten Kreis handelte – nicht um eine der komplexen geometrischen Formen, die sie aus Zeitschriften kannte. Neben Marcus stand ein Laptop, das an einen Beamer angeschlossen war. Reineking starrte auf das Display des kleinen Computers und klickte mit der Maus, bis auf der etwa zwei mal zwei Meter großen Leinwand hinter ihm ein Foto des Tatorts erschien: Es zeigte die große getrocknete Blutlache auf den umgeknickten Ähren sowie die Pflöcke, an denen die Frau festgebunden worden war. Schlagartig war Alex’ Müdigkeit wie weggeblasen.
    »Okay.« Marcus seufzte und trank einen Schluck Kaffee. »Ich denke, es sind weitgehend alle im Bilde über das, was passiert ist. Gibt es etwas Neues?«
    Mario Kowarsch knibbelte an seinen Fingernägeln und sagte: »Wir warten noch auf den vorläufigen Bericht von der Leichenbeschau. Ich war vorhin bei Dr.Schröter und habe mir das angeschaut, er will das nachher faxen.«
    »Mhm«, nickte Marcus, »und gesagt hat er weiter nichts?«
    »Ja gut, ja sicher, die Frau ist umgebracht worden, erstochen.« Kowarsch zuckte mit den Schultern. »Aber ich war nur kurz da. Mir hat der Hinweis gereicht, dass wir zeitnah eine Einschätzung erhalten, und die Rechtsmedizinerin aus Münster hat wohl bereits mit der Obduktion begonnen – oder soll ich schnell bei Schröter anrufen, dass er sich meldet, wenn die fertig sind?«
    »Die halbe Stunde können wir sicher noch warten«, sagte Marcus.
    »Die Identität der Toten ist auch noch nicht geklärt«, sagte Reineking in seiner hohen Kopfstimme. »Wir haben bei der Leiche keine Papiere gefunden, aber die Gegend wird weiter abgesucht. Ich wage die Behauptung, dass wir eine irre Beziehungstat ausschließen können. Hier sieht nichts nach Affekt aus. Der Täter hat das Szenario akkurat vorbereitet und wollte sein Opfer gezielt in dem Kornkreis umbringen. Das wiederum setzt voraus, dass er sich in der Gegend auskennt – zudem wissen wir, dass Täter meist nicht mehr als zwanzig Kilometer von ihrem Wohnort zuschlagen.

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