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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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»Kriminalpolizei. Mein Name ist Marcus Scheffler, das ist Frau von Stietencron. Sie waren telefonisch nicht erreichbar, aber das Sekretariat hat uns mitgeteilt, dass Sie noch an einem Projekt arbeiten.«
    König nickte und verschränkte die Arme noch fester vor der Brust. Jetzt wirkte er wie ein kleiner Junge, der am Kiosk einen Lolli gestohlen hat und dabei erwischt worden ist. Seine Blicke sprangen nervös zwischen Marcus und Alex hin und her.
    »Wir haben einige Fragen an Sie«, eröffnete Marcus das Spiel.
    König zuckte eine Spur zu heftig mit den Achseln und nickte steif, gab sich dann aber wieder alle Mühe, gelassen zu wirken. »Sicher.« Er räusperte sich. »Ich kann Ihnen leider keinen Platz anbieten. Das hier ist nur ein Vorbereitungsraum.«
    »Das sehe ich«, antwortete Marcus unverbindlich. »Wann haben Sie Sandra Lukoschik das letzte Mal gesehen?«
    Das Erschrecken war Marcus sicher nicht entgangen, dachte Alex. Deswegen kam er direkt zur Sache, baute Druck auf und leitete das Gespräch nicht gleich mit der traurigen Mitteilung ein, dass Königs Freundin tot war.
    »Vorgestern …«, stammelte König verunsichert. »Warum? Ist ihr etwas passiert?«
    Marcus zögerte einen Moment. »Ja«, sagte er dann, »Ihre Freundin ist tot. Sie wurde vorgestern Nacht mutmaßlich ermordet.«
    Augenblicklich wich jegliche Farbe aus Königs Gesicht. Sein Blick wurde leer und wanderte über den Boden, die Wände und die Decke hin zu Marcus und Alex, wo er Halt suchte, aber keinen fand.
    »Sie ist … tot?«
    Marcus nickte. Alex’ Magen zog sich zusammen, und sie umklammerte den Tragegurt ihrer Handtasche. Sie war noch nie dabei gewesen, wenn ein Angehöriger über den Tod eines geliebten Menschen informiert wurde. Es war fürchterlich, und sie begriff, warum sich niemand um diese Aufgabe riss. Jedes Mal musste trotz aller Routine ein Stück der eigenen Seele dabei verlorengehen. Alex zwang sich, daran zu denken, dass hier die Situation etwas anders lag und jemand vor ihr kauerte, der sich mit seiner nervösen Reaktion von einem Moment zum nächsten zum Tatverdächtigen gemacht hatte. Natürlich waren alle Menschen zunächst verunsichert, wenn die Polizei vor der Tür stand. Aber König war schon zusammengezuckt, bevor sie sich vorgestellt hatten.
    Der Ingenieur nahm langsam seine Brille ab und wischte sich wie in Zeitlupe über das Gesicht. Marcus sah Alex an, in seinen Augen meinte sie zu lesen, dass er das Gleiche dachte wie sie. Dann nickte er ihr kaum wahrnehmbar zu.
    Ihr Zeuge, Frau Staatsanwältin.
    »Herr König«, begann sie mit sanfter Stimme, »es ist sicherlich sehr schmerzhaft für Sie, und es tut uns leid, dass wir Sie mit dieser schrecklichen Nachricht überfallen. Aber wir sind dringend auf Ihre Hilfe angewiesen.«
    »Was«, stammelte König mit wässrigen Augen, »was ist passiert?« Sein Kinn fiel auf die Brust, und er sank in sich zusammen.
    Alex kniete sich hin und legte ihre Hand auf Königs. »Wir müssen davon ausgehen, dass Ihre Freundin einem Mord zum Opfer gefallen ist. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. So fürchterlich das alles ist, aber wir sind hier, weil wir dringend wissen müssen, was Frau Lukoschik zuletzt getan hat. Nur so können wir den Täter ermitteln.«
    »Wir wollten nach Samos. Für eine Woche«, sagte König mit erstickter Stimme. »Heute Abend schon, die Maschine geht gegen acht, ich wollte gleich nachher die Koffer packen. Was soll ich denn jetzt mit dem Flug machen?«
    Alex ignorierte die Äußerung. Irrationale Gedanken unter Schock waren völlig normal, weil sich die Betroffenen an Muster aus dem Alltag klammern wollten, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
    »Sie haben gesagt«, wiederholte Alex seine Worte, »dass Sie sie vorgestern zum letzten Mal gesehen haben. Hatten Sie dazwischen noch Kontakt?«
    König schüttelte den Kopf und nestelte an einem Hemdknopf. »Nein. Sandra hatte Urlaub, schon die ganze Woche. Vorgestern waren wir noch zusammen schwimmen. Abends hatte sie eine Verabredung, und ich war die ganze Nacht hier mit meinem Studentenprojekt befasst, das ich vor dem Urlaub noch fertigbekommen musste. Heute wollte sie noch einen Bikini kaufen … Es ist so schrecklich.«
    »Ich verstehe Ihren Schmerz«, sagte Alex leise. »Wissen Sie, mit wem Ihre Freundin verabredet war?«
    König schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe sie nicht danach gefragt. Vielleicht hat sie es auch erwähnt, aber ich kann mich nicht erinnern. Ich war so beschäftigt.

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