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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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»vielleicht auch nicht.«
    »Würde er in ein Profil passen?«, fragte Marcus.
    Alex verschränkte die Arme und starrte auf ihre dunkelrot verfärbten Schuhe. Eine manisch-depressive Episode und Lithium. Natürlich handelte es sich bei der Krankheit um so etwas wie eine Stoffwechselstörung, die meist gut zu behandeln war. Aber es war denkbar, dass König seine Medikamente nicht mehr nahm, weil er sich sicher fühlte und seit Jahren in keine bipolare Episode abgeglitten war. Und es mochte sein, dass er in einer Psychose unkontrollierbar wurde. Die meisten Betroffenen – unter ihnen bekannte Persönlichkeiten und Künstler – waren harmlos und reagierten nur mit Größen- und Verfolgungswahn oder Halluzinationen, manche konnten aber gewalttätig werden. König hatte auf Alex keinen psychotischen Eindruck gemacht – wenngleich die Nachricht von Sandras Tod durchaus genug Potenzial hatte, ihn binnen kürzester Zeit in eine Ausnahmesituation zu katapultieren. Sicher, Königs nächtliche Umtriebigkeit in der FH und die Tatsache, dass er nun Hals über Kopf nach Samos geflohen war, mochten auf etwas hindeuten. Andererseits wiesen Serientäter in der Statistik eher dissoziale, emotional instabile schizoide oder kombinierte Persönlichkeitsstörungen auf.
    »Ich weiß nicht«, sagte Alex schließlich, »ob das mit seiner Krankheit wirklich etwas zu sagen hat. Es ist natürlich möglich. Und die andere Geschichte – sicher, Studentinnen verlieben sich manchmal in ihre Dozenten, und König ist durchaus attraktiv. Vielleicht hat das der Beziehung einen besonderen Kick gegeben, Sexfotos öffentlich zu machen, und …«
    »Alex«, herrschte Marcus Alex an und packte sie mit beiden Händen an den Oberarmen. »Passt er in ein Profil?«
    Du berührst mich. Deine Haut auf meiner …
    »Ich habe kein Profil«, sagte sie kalt und sah Marcus direkt an. »Aber bitte, wenn du willst: Der Eindruck, den ich von ihm gewonnen habe … Das Alter, sein Typ, der Kornkreis und alles. Die Laborratte. Und an der FH gibt es neben der Lebensmitteltechnologie auch eine pharmakologische Fakultät, in der man an Narkosesubstanzen kommen könnte, was wir noch überprüfen müssten. Ich weiß viel zu wenig über ihn, aber ja, kann sein. Es passt einiges zusammen.«
    »Okay. Das reicht mir.« Marcus drehte sich zu Schneider und tippte ihm mit dem Finger auf die Brust.
    »Du, Rolf, besorgst dir umgehend einen Haftbefehl und treibst mir diesen König auf – egal, wo er ist.«
    Schneider wollte zunächst protestieren, schloss dann aber den Mund.
    »Und du«, wandte sich Marcus an Reineking, »rollst mir die Stadt auf. Besorg mir Königs medizinische Unterlagen. Ich will wissen, ob er Herzprobleme hat, und wenn nötig, bilden wir eine Soko und stocken das Ermittlungsteam auf dreißig Mann auf, und ich will wissen, wo Sandra Lukoschik essen war und mit wem. Kowarsch soll ihre Freundinnen abklappern, und ich will alles über Juliane Franck erfahren.«
    Lärm und Rufen hinten im Kellergang ließen Marcus stocken. Marlon und Eddie bahnten sich ihren Weg zum Heizungsraum und drängelten sich aufgeregt an einigen Polizisten vorbei.
    »Shit«, zischte Marcus. »Mit dem hatte ich gar nicht mehr gerechnet.« Er überlegte einen Moment. »Rolf. Kümmer du dich um ihn. Schick ihn raus.«
    »Aber, das ist doch dein Kumpel …«
    Kumpel. Freund. Jetzt ist es ausgesprochen.
    »Reini, dann mach du das.«
    »Aber …«, stammelte Reineking.
    »Ist das so schwer zu begreifen, Mann! Ich will ihn hier nicht haben«, brach es aus Marcus hervor. Alex und die anderen zuckten zusammen.
    »Was«, hörte sie Marlon Kraft hinter sich, »was willst du hier nicht haben? Die lästige Presse oder mich?«
    »Beides.«
    Alex kannte Marcus weder besonders lange noch besonders gut. Aber so hatte sie ihn noch nie gesehen, und die Tatsache, dass Schneider und Reineking sich geduckt wegdrehten, bekräftigte sie darin, dass Kraft und Marcus gehörig aneinandergeraten sein mussten.
    »Ich habe ein Recht …«, schnauzte Marlon.
    »Du hast einen Scheiß«, blaffte Marcus zurück. »Du kannst hier nicht einfach auftauchen und die Polizeiarbeit behindern, für wen hältst du dich eigentlich? Raus hier!«
    Kraft hatte seinen Notizblock gezückt und schrieb mit. »Womit darf ich Sie noch zitieren, Herr Abteilungsleiter?«
    »Rolf!«
    Schneider, der so tat, als inspiziere er intensiv den Personalausweis des Opfers, drehte sich um und setzte eine unbeteiligte Miene auf.
    »Bitte sorg

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