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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Schnecke schon mehrfach vorbestraft war – meist hatten solche wie sie eine einschlägige Karriere vorzuweisen, die mit Diebstahl und Jugendstrafen begann und bei Drogenbesitz, Sachbeschädigung oder Prostitution noch nicht aufhörte. Kowarsch bemerkte Reinekings Aggression und deutete ein Nicken an.
    »Nee, kenne ich nicht. Würde mir aber gefallen, sieht nett aus«, antwortete die Kassiererin und stellte mit einem breiten, zweideutigen Grinsen ein weiteres Piercing zur Schau, das im Lippenbändchen zwischen den Schneidezähnen glitzerte.
    Reineking räusperte sich, rieb sich mit dem Finger unter der Nase und lehnte sich dann auf den Verkaufstresen. »Ihre sexuelle Orientierung ist mir egal. Leute wie Sie sind mir ohnehin völlig gleichgültig, es sei denn, sie machen vor der Polizei einen auf dicke Hose und neunmalklug, weil sie ansonsten im Leben nichts gebacken bekommen. Für so einen Scheiß habe ich weder Zeit noch Nerven.« Er tippte mit dem Finger auf das kopierte Foto. »Diese junge Frau war mehrfach hier mit einem Promotionsstand. Denken Sie noch mal nach – haben Sie sie hier gesehen oder nicht?«
    »Soll ich die Antwort noch mal tanzen? Nein.«
    Reineking schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und wandte sich ab. »Mann, ich krieg gleich die Krise!« Dann spürte er, wie Kowarsch ihm die Hand auf die Schulter legte und sich neben ihn drängelte.
    »Okay«, hörte er Kowarsch sagen, »wenn Sie die Frau nicht kennen, dann würden wir gerne wissen, wer hier sonst noch arbeitet und sie vielleicht gesehen haben könnte. Dazu müssen wir aber auch mit dem Marktleiter sprechen. Wann ist er in etwa wieder da?«
    »Pf, zehn Minuten oder so? Der isst gerade bestimmt was bei McDrive.«
    Reineking zog sich die Hose hoch und sah sich um. Wie Mauern aus bunten Legosteinen bildeten die aus Getränkekisten gestapelten Wände ein Labyrinth in der großen Halle. Dann warf Reineking einen Blick nach oben. Er nahm die Sonnenbrille ab und sah noch mal genauer hin. Kameras.
    »Die Überwachungsanlage – läuft die, oder ist das nur zur Abschreckung?«
    »Na sicher läuft die – haben Sie eine Ahnung. Hier kommen manchmal die Alkis rein, kaufen eine Wasserflasche und saufen vier Bier aus den Kisten aus. Die Anlage ist gerade mal zwei Monate alt oder so – macht echt super Bilder, viel besser als meine Webcam und mein Handy«
    »Mhm«, machte Reineking, »Webcam, verstehe«, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zu Mario, der ihn wortlos verstand. Wo Kameras waren, musste es auch Aufzeichnungen geben.

[home]
    28 .
    U nd wie lange haben Sie studiert?«
    »Mein Physikum habe ich an der Uni in Düsseldorf abgelegt und noch zwei Semester Klinik gemacht, wobei: das letzte Semester nicht mehr so richtig. Da hatte ich im Grunde schon das Fach gewechselt und mich mental abgemeldet.«
    »Mhm.« Alex hatte das Gefühl, dass Dr. Schröter ihr überhaupt nicht zuhörte, sie wie einen Fremdkörper in »seinem« Krankenhaus empfand und lediglich lästigen Smalltalk mit ihr auf dem Weg in die Pathologie betrieb. Vielleicht war es auch einfach diese Haltung mancher Ärzte, die Nichtmediziner für Menschen zweiter Klasse hielten. Möglicherweise war sie in Schröters Ansehen noch tiefer gesunken, weil sie ihr Medizinstudium abgebrochen hatte – der Oberarzt am Krankenhaus Lemfeld war schließlich auch Professor der Medizinischen Fakultät in Münster. Vielleicht ging es ihm auch nur auf die Nerven, in den letzten Tagen ständig die Polizei im Haus zu haben, und letztlich machte sich Alex einmal mehr zu viele überflüssige Gedanken über die Empfindungen anderer.
    Schröter marschierte ein Stück vor Alex durch den schier endlosen Flur zu den Fahrstühlen. Bei jedem Schritt quietschten die Gummisohlen seiner Turnschuhe auf dem Boden. Die feingliedrigen Hände hatte der Arzt in den Taschen seines weißen Kittels vergraben. Stumm kam er an den Aufzügen zu stehen, als sich sein Pieper meldete.
    »Gibt es schon irgendeinen Verdacht«, fragte er und legte den Kopf schief, um das Display des Piepers abzulesen, und forderte dann mit einem Knopfdruck den Aufzug an.
    »Es gibt einige Verdachtsmomente, ja. Aber ich nehme an, dass wir sehr viel tiefer schürfen müssen, um den Mörder zu erkennen. Seine Taten sind komplex, und jedes Detail hat in meinen Augen etwas sehr Spezielles zu bedeuten.«
    »Ah, ach so, natürlich«, machte Schröter abwesend. Dann öffnete sich mit einem

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