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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Finger an die Unterlippe. Dennoch schlug der Begriff von der asiatischen Tötungsmethode tief in ihr eine helle Glocke an, deren Klang sie nicht zuordnen konnte. »Ich nehme eher an, er will mit den Schnitten die Körper öffnen, um sie einem höheren Wesen als Opfer darzubieten.«
    Dr.Woyta zuckte mit den Achseln. »Kann auch sein. Ich dachte nur, dass das vielleicht etwas zu bedeuten hat.«
    »Ich frage mich allerdings, warum er ein Skalpell verwendet. Vielleicht hat er irgendeine medizinische Vorbildung, er gibt ja auch Injektionen, oder …«
    »Sorry, aber das glaube ich nicht. Die Injektionen hat er dilettantisch gesetzt und eher Glück gehabt, dass er die Gefäße überhaupt getroffen hat. Die Schnitte hat er auch nicht professionell ausgeführt, er hat nur ein Profi-Werkzeug benutzt.«
    »Aber warum?«
    »Tja.« Dr.Woyta legte den Kopf schief. »Wissen Sie, ich glaube fast, das mit dem Skalpell ist eher Zufall. Vielleicht ist er an das Narkosemittel Ketamin gelangt, indem er einen Notarztkoffer aus einem Rettungswagen gestohlen hat. Ketamin gehört zur Basisausrüstung. Eventuell hat er da auch das Skalpell her, mit dem man wunderbar schnipseln kann.«
    »Aber ein gestohlener Notarztkoffer …« Alex legte die Stirn in Falten. »Das wäre angezeigt worden, ganz klar.«
    »Reicht ja, wenn er Zugang zu so einem Set hat, oder? Da hat er sich dann gemopst, was er brauchte. Nur so eine Vermutung.«
    »Dieses Seppuku«, fragte Alex und lehnte sich an den Obduktionstisch, »was genau hat es damit auf sich?«
    »Es war – soweit ich weiß – ein ehrenvoller Selbstmord. Samurai haben sich damit der Entehrung zum Beispiel durch Gefangenschaft entzogen. Sie haben ihre Schuld mit dem eigenen Blut von sich gewaschen. Es galt aber auch als Zeichen der Loyalität, wenn sie ihrem Herrn in den Tod folgten.«
    Dem Herrn in den Tod folgen. Loyalität. Samurai. Sagt dir das etwas, Starling? Oder ist es eine Einbahnstraße?
    »Wie auch immer. Ich muss jetzt weitermachen, und Sie sollten das auch tun, damit Sie Ihren Samurai auf dem Kriegspfad schnell zu fassen bekommen.«
    Alex nickte knapp.
    »So schnell, wie der arbeitet«, sagte die Ärztin und schob sich die Schutzbrille wieder über die Augen, »stehe ich ansonsten übermorgen schon wieder hier und komme nicht einmal dazu, die Berichte vom ersten Mord schreiben zu lassen. Na ja, vielleicht nehme ich mir gleich ein Hotelzimmer oder frage den Staatsanwalt, ob er ein Zimmer für mich hat, was?«
    Alex antwortete nicht, denn sie hätte sagen müssen: »Ja, tun Sie das. Er wird sich gewiss sehr bald schon wieder melden.«

[home]
    29 .
    A lex trank den Rest Cola, ließ einen Eiswürfel in den Mund flutschen, umspielte ihn mit der Zunge und spuckte ihn zurück in das leere Glas. Außer einem Teller, auf dem ein einsames Blatt Rucola und ein letzter Schnitzer Gran Padano in einer braunen Pfütze aus Balsamico-Essig und Olivenöl schwammen, hatte sie eine Reihe Zahnstocher in Reih und Glied vor sich auf der rotkarierten Tischdecke liegen. Gegen die Sonne war die verblichene Markise herabgelassen, und Alex zupfte einen weiteren Zahnstocher aus dem kleinen Glas, um ihn neben den anderen auszurichten.
    »Die Kantinenleitung sollte mal darüber nachdenken, dass Sie nie dort essen gehen«, säuselte Angelo, der mit einem kleinen Tablett an den Tisch getreten war, um Alex einen doppelten Espresso und einen Ramazzotti zu servieren. »Und Alkohol im Dienst und schon mittags – ich sage lieber nichts dazu.«
    Alex schüttelte den schwarzen Zopf. »Den brauche ich jetzt«, antwortete sie, dachte an die Autopsie und stürzte das halbe Glas Kräuterschnaps in einem Zug hinunter. »Aber mit der Kantine hast du recht. Das kann kein Mensch essen, der ein wenig auf seine Ernährung achtet. Heute gab es chinesisch. Bei dieser Hitze heißes Wok-Gemüse und schwere Glutamatsoßen? Ohne mich.«
    Angelo lachte. »Nein, das chinesische Essen – ich weiß nicht. Für mich schmeckt es überall gleich, wissen Sie? Da schon lieber eine ordentliche Pasta.«
    Alex musste schmunzeln. Angelo sah in der Tat aus, als könne er ein paar Portionen davon vertragen, so schmal wie er war.
    »Das Ordnungsamt hat übrigens im letzten Sommer ein Chinarestaurant in der Stadt geschlossen. Wegen Salmonellen.
Der Goldene Drache,
kennen Sie vielleicht, und es würde mich nicht wundern, wenn sie dort auch Ratten gebraten haben, aber ich will nicht auf die Kollegen schimpfen, obwohl nach meiner Meinung ja viel mehr

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