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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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leisen Zischen die Fahrstuhltür. Schröter schob den Pieper zurück in die Brusttasche. »Ich muss dringend weg. Kellergeschoss, wenn Sie aus dem Fahrstuhl kommen, zweimal rechts rum, dann sehen Sie es schon.« Damit ließ er Alex stehen und marschierte ohne sich zu verabschieden mit ausladenden Schritten wieder den Flur zurück.
    »Vielen Dank, sehr freundlich von Ihnen«, sagte Alex, ohne dass Schröter es noch hören konnte, und fügte murmelnd ein »Idiot« hinzu, bevor sie den Fahrstuhl betrat und abwärtsfuhr.
    Das unangenehme Geräusch der Säge hallte durch den gekachelten Raum, in dem Juliane Francks Leiche auf dem abwaschbaren Stahltisch lag. Am Kopfende stand Dr.Irina Woyta vornübergebeugt neben dem Präparator, der gerade schwungvoll den Schädel zur Öffnung bearbeitete, als Alex den Raum betrat. Mit ihrer Schutzbrille wirkte die Frau wie eine Präzisionsschweißerin bei der Arbeit, und in der Tat hatte Alex immer gefunden, dass Autopsien je nach Fortschritt des Sektionsstadiums zwischen grobem Handwerk und medizinischer Finesse pendelten.
    »Oha«, sagte die Ärztin, stellte ihr Diktiergerät zur Seite und schob sich die Schutzbrille auf die Stirn. »Spontanbesuch.« Während der Präparator seine Tätigkeit fortsetzte, betrachteten ein weiterer Arzt und ein junger Mann mit Spiegelreflexkamera Aufnahmen auf einem Laptop. Der Computer stand auf einem mit Instrumenten und Geräten bestückten Metallwagen neben einem zweiten Sektionstisch, auf dem die Bekleidung von Juliane Franck ausgebreitet war.
    »Alexandra Stietencron, Kripo«, stellte sich Alex knapp vor.
    »Irina Woyta, Rechtsmedizin.« Mit einem knappen Lächeln reichte die Medizinerin Alex den Ellbogen zur Begrüßung, weil ihre Hände in Latex-Handschuhen steckten. Die Ärztin war etwas kleiner als Alex, aber nur unwesentlich älter und schlank. Sie blickte Alex aus dunklen Augen interessiert an, die unter dem Rand des Ponys ihrer Pagenkopffrisur aufmerksam blitzten. »Ich hatte schon befürchtet, wieder eine Begegnung mit diesem Mario Kowarsch zu haben«, sagte Dr.Woyta in akzentfreiem Deutsch und rümpfte die Nase.
    »Schlimmer als eine Wasserleiche vor dem Frühstück?«, fragte Alex, die diesen Satz im Praktikum in der Rechtsmedizin während ihrer Ausbildung beim BKA gehört hatte.
    Die Ärztin lachte laut, wobei sie einen kleinen Brillanten entblößte, den sie als Schmuck auf einen Zahn geklebt trug. »So in der Art, ja, nicht mein Fall, dieser Kowarsch. Nun, ich werde Ihnen noch nicht viel sagen können, ich habe ja gerade erst begonnen.« Die Medizinerin ließ den Blick über die Leiche gleiten.
    So wie Juliane Franck jetzt dalag, von den Blutspuren gereinigt und nackt, konnte sich Alex gut vorstellen, wie die Frau auf Männer gewirkt haben musste. Am Fußgelenk erkannte Alex ein Schmetterlingstattoo, in der rechten Brustwarze ihres nahezu perfekt geformten Busens trug sie ein Piercing. Ihr Körper war bis auf die klaffende Wunde, die der Mörder ihr am Abdomen zwischen Becken und Brustkorb zugefügt hatte, noch unversehrt. Dr.Woyta und der Präparator waren gerade erst im Begriff gewesen, am Kopf mit der Öffnung der Körperhohlräume zu beginnen, bevor sie sich dann weiter nach unten arbeiten würden.
    Alex seufzte, und die Ärztin sah sie fragend an. »Ihr erstes Mal in der Leichenhalle?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Es war eher ein Seufzer wegen der Sache an sich. Ich habe einige Semester Medizin studiert und eine Reihe von Praktika in der Rechtsmedizin gemacht, keine Sorge, ich komme damit klar.«
    »Oh, Medizin?« Dr.Woyta lupfte eine Augenbraue. Sie trug den Splitter- und Spritzschutz aus transparentem Acryl immer noch wie eine Taucherbrille auf der Stirn hochgeschoben. »Wie kommt denn jemand wie Sie zur Kripo?«
    »Berufung«, entgegnete Alex knapp und verschränkte die Arme, weil sie in dem kühlen Sektionsraum der Pathologie nun fröstelte. »Außerdem bin ich zwar im Ermittlerteam, aber ich habe einen anderen Schwerpunkt: Ich bin Kriminalpsychologin.«
    »Ah, verstehe«, sagte die Ärztin und schien erfreut.
    »Soweit Sie das jetzt schon sagen können«, fragte Alex, »wie beurteilen Sie die Übereinstimmungen in der Tatausführung bei den beiden Opfern?«
    »Damit nehmen Sie vorweg, dass es welche gibt.« Dr.Woyta lächelte. »Nun, wir haben die offenkundigen Schnitte. Sie wurden jeweils auf die gleiche Art und Weise ausgeführt, und zwar mit einer sehr scharfen Klinge. Ich gehe davon aus, dass es ein Skalpell war.«
    Mit

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