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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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ein.
    Geweckt wurde er durch eine Vollbremsung der Lore.
Kapitel 5
    W as ist jetzt wieder los?«, rief Herr Meier nervös, der offenbar genau wie Tore aus dem Halbschlaf gerissen worden war.
    Fedder fluchte leise. »Nichts Besonderes.« Er war abgesprungen und balancierte über die nassen, schwarzen Schwellen nach vorne.
    Tore sah im Licht des Scheinwerfers quer über den Schienen liegend etwas Dunkles, Großes. »Was ist das, Opa? Soll ich dir helfen?«
    »Nein, bleib du nur im Warmen. Ein toter Seehund, der sich an einem Pfahl verklemmt hat. Gibt es auch nicht oft. Heute stellen wir Ihnen aber alle Fotomotive zur Verfügung, die wir so bieten können, Herr Meier«, rief Fedder scherzhaft. »Müsste wohl nur heller sein! Geht es nicht mit Blitz?«
    »Zu kalt. Mir erfrieren ja die Hände! Verdammt noch mal, hätte ich diesen Auftrag bloß nicht angenommen«, schimpfte Meier. »Ich hatte die Wahl: Weihnachten im Bierzelt auf Mallorca. Thema: Was essen die deutschen Urlauber im Strandrestaurant? Aber eine Hallig schien mir exotischer. Unbekannter. Das habe ich jetzt davon!«
    »Dort hätten Sie die andalusischen Großesel fotografierenkönnen. Kennen Sie die? Die sind weiß. Der katalanische Großesel ist schwarz, und den gibt es dort auch.«
    »Du bist ein unverschämter kleiner Naseweis«, fuhr Meier ihn an.
    Wieso denn das? Was war an der Frage nach einer besonderen Eselrasse unverschämt? Der Kerl war ja wirklich reizbarer als eine Hornisse. Während Tore darüber nachdachte, hörte er Opas Schnaufen, das bis zur Lore zu hören war. Das Tier, das er von den Schienen herunterhieven musste, schien besonders schwer zu sein. »Soll ich nicht doch kommen, Opa?«
    »Ist – schon – gut«, antwortete Fedder abgehackt und kehrte mit vorsichtigen Schritten von Schwelle zu Schwelle zurück, um nicht auszurutschen. An einer Stelle blieb er stehen, um hauchdünne Eisplättchen von den Schienen zu schieben. Hoffentlich froren die nicht in der nächsten halben Stunde zu echten Eisschollen heran.
    Auf Eis würden die eisenbereiften Räder durchdrehen. Dann würde Tore mit einem Staken vorausgehen müssen, um die Dinger von den Schienen zu schieben, während Opa im Schritttempo hinterherzuckelte. Hatte Tore schon erlebt, allerdings nur als Zuschauer.
    Aber Tore hatte trotzdem das Gefühl, dass sein Opa sich nur um das bisschen Eis kümmerte, um unauffällig zu Atem zu kommen. Vielleicht war er doch nicht mehr so sportlich, wie er hatte erscheinen wollen. Beklommen sah Tore ihm ins Gesicht. Fedder bemerkte es und lächelte ihm mühsam zu. Und dann kletterte er ganz langsam auf seinen Sitzplatz vor dem Motor.
    »Hoffentlich geht es jetzt endlich schneller voran, Herr Postschiffer«, bemerkte Herr Meier leise, aber mit Nachdruck in der Stimme. »Wissen Sie, ich habe nicht jede Menge Zeit.Ich gehöre zu der arbeitenden Bevölkerung. Und ich friere mir bald die Zehen ab!«
    »Opa arbeitet auch! Und er kann doch nichts für die Verspätung!«, warf Tore aufgebracht ein. »Sie sind ja selbst zu spät gekommen! Ohne Sie hätte Opa es locker vor dem Oländer auf die Hallig geschafft, damit Sie es nur wissen! Ohne Sie wären wir schon längst zu Hause im Warmen!«
    »Schon gut, Tore«, sagte Fedder, der sich inzwischen erholt hatte. »Herr Meier ist den ganzen Tag auf der Bahn unterwegs, hungrig und verfroren ist er bestimmt auch, und da hat man so eine Reise am Ende satt. Ich verstehe das.«
    »Das hilft mir aber auch nicht«, knurrte Meier.
    »Ich fahre, so schnell es irgend geht«, sicherte Fedder zu, und Tore hörte genau, dass dieses Thema für ihn jetzt beendet war. »Wenigstens brauchen wir hier draußen mit Tang und Seegras nicht zu rechnen.«
    »So, so.«
    Der Motor brummte mit Höchstleistung. »Was wollen Sie denn auf der Hallig fotografieren?«, erkundigte sich Opa Fedder.
    »Alte Halligbräuche.«
    Alte Bräuche? Wahrscheinlich die, von denen Onkel Calle gesprochen hatte. Noch ältere als Tante Magda auf der Segellore. Darauf war auch Tore neugierig. Jedenfalls ein bisschen.
    »Welche meinen Sie?«, fragte Fedder unbewegt.
    »Nun, erst einmal die friesischen Trachten und so«, sagte Meier unsicher. »Die Frauen ziehen sie zu Festtagen noch an, habe ich gelesen. Und an Heiligabend soll ein gewisser Kinken von Haustür zu Haustür ziehen – als Jesus verkleidet, oder wie geht das? Und stellen die Kinder eigentlich immer noch Schuhe auf die Fensterbank für die Gaben?«
    Fedder mahlte mit den Zähnen und schwieg. Tore hätte

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