Alfons die Weihnachtsgans
auch Tore erkennen. »Kannst du aufstehen?«, fragte er ängstlich.
Fedder biss sich auf die Zähne, dass sie knirschten, stemmte sich ein wenig in die Höhe und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der Fuß ist gebrochen.«
»Wo ist denn der Meier?«, fragte Tore hastig. »Wir müssen dich aus diesem Matsch herausbekommen! Allein schaffe ich das nicht.«
»Ja, wo ist Meier?«, murmelte Fedder, fiel wieder zurück und schloss die Augen.
»Herr Meier!«, brüllte Tore, außer sich vor Angst. Starb sein Opa jetzt? Typisch, dachte er, während seine Angst in Wut umschlug, hat der Mann sich etwa aus dem Staub gemacht? Zutrauen würde er es ihm. Der war von Anfang an so unsympathisch.
Der Kerl antwortete immer noch nicht. Tore suchte eine ganze Strecke vor und hinter der Lore ab. Meier war nicht da. Und am zerbrochenen Scheinwerfer, den er zwischendurch anzumachen versuchte, hätte er sich fast geschnitten.
Schließlich kam er auf die Idee, jenseits der Schienen nachzusehen. Wer wusste schon, wie die Flugbahnen von Passagieren beim Umstürzen einer Lore verliefen?
Da lag er tatsächlich. Mit dem Kopf auf den Steinen, ohne sich zu rühren. Tot! Oder nicht? Tore tastete nach seinem Arm, der kalt war, aber schließlich spürte er irgendetwas klopfen, und er beschloss, dass es der Puls sein musste. Dann drehte er vorsichtig Meiers Kopf. Klebrig. Blut. Der Mann war bewusstlos, aber er lebte.
Tore richtete sich auf und holte tief Luft. Er war auf sich allein gestellt. Er musste Hilfe holen.
Als er zu seinem Großvater zurückgekehrt war, war Fedder aus seiner Starre erwacht. Mit bloßer Hand tastete er im Matsch umher. »Hilf mir, mein Handy zu finden, Tore«, murmelte er. »Es muss hier irgendwo liegen. In meiner Tasche ist es nicht. Muss wohl herausgerutscht sein.«
»Ich sehe nichts«, sagte Tore beklommen, nachdem er Fedder gebückt umrundet hatte.
»Versuch es mit dem Scheinwerfer.«
»Ist kaputtgegangen«, berichtete Tore. »Habe ich schon festgestellt.«
»Dann die Taschenlampe an meinem Autoschlüssel.«
»Oh, ja.« Tore hatte Mühe, sich durch die wetterfeste Schutzkleidung seines Opas zur Hosentasche durchzuwühlen. Die Lampe leuchtete nicht besonders stark, aber schließlich entdeckte er das Handy. Es hatte sich in den grisseligen Schnee bis zur Hälfte eingegraben. »Nicht mehr brauchbar«, stellte er fest.
»Gib her!« Sogar Opa Fedder konnte jetzt seine Besorgnis kaum noch verbergen.
Tore gab ihm, ohne zu widersprechen, das Handy, obwohl er selbstverständlich damit umgehen konnte und wusste, dass es kaputt war.
Nach einer Weile gab Fedder auf. Das Handy klatschte neben ihm in den Matsch.
»Meier hat bestimmt auch eines«, fiel Tore nach einer Weile ein und kletterte über die Schienen auf die andere Seite. Am Zustand des Mannes hatte sich nichts geändert.
Tore zerrte seine Beine hoch, so dass sie auf eine ziemlich trockene Stelle zu liegen kamen, dann machte er sich daran, ihn zu durchsuchen. Ihm war irgendwie dabei unbehaglich, aber es ging nicht anders.
Nur dass der Kerl gar kein Handy besaß! Bei einem solchen Widerling hätte man sich das fast denken können!
»Sie werden uns suchen«, sagte Fedder plötzlich. »Ihnen wird auffallen, dass kein Scheinwerferlicht auf der Strecke zu sehen ist, sie werden mit Oland telefonieren, wo irgendjemand ihnen sagen kann, wann Ipke und ich uns begegnet sein müssen. Dann können sie sich ausrechnen, dass etwas passiert ist.«
»Das dauert zu lange, Opa«, widersprach Tore ernst. »Meier ist verletzt, wie schwer, weiß ich nicht, aber er ist schon eine Weile bewusstlos. Wie lange können Verletzte bei dieser Kälte aushalten?«
»Nicht sehr lange«, gab Fedder zu.
»Ich werde Hilfe holen«, beschloss Tore, obwohl ihm vor der Wanderung im Dunkeln graute. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Das ist das Einzige, das du nicht tun wirst«, knurrte Opa Fedder. »Du wirst dich verirren und im auflaufenden Wasser ertrinken. Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Ich nehme die Taschenlampe mit«, bot Tore bereitwillig an. Die Erwachsenen waren zu zweit, sie mussten es eben ohne Licht aushalten. Ihm würde sie ein Stück Sicherheit geben.
»Die ist am Ende. Ich hätte die Batterie wechseln sollen«, sagte Fedder müde. »Und die Gefahr, dass du dich verirrst, ist wirklich groß, glaub es mir, mein Junge. Wenn du nur einmal von den Schienen herunter musst, aus welchen Gründen auch immer – Bei dem Nebel und ohne große Erfahrung. Oder du rutschst auf den
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