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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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vereisten Steinen aus und brichst dir auch das Bein. Verstauchen reicht schon. Kriechend erreichst du die Hallig nicht. Am Ende finden sie uns beide,und du bist verschwunden, oder sie kommen für uns alle zu spät ...«
    Tore wusste, wann Widerspruch zwecklos war. Vor allem, wenn Opa mein Junge sagte. Er erhob sich, um nach dem Ganter zu sehen. Der hatte noch keinen Mucks von sich gegeben. War wahrscheinlich tot. Aber besser ein Unfalltod als ein Schlachttod!
    Die Trümmer der Kiste lagen weiter draußen im Schlick als er sich hatte vorstellen können. Sie musste sich mehrfach überschlagen haben. Der Verschlag hatte sich in seine Einzelteile zerlegt, das Türchen lag im Schlamm. Weit und breit war nichts von einer Gans zu sehen.
    Tore konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Alfons hatte Anke ein Schnippchen geschlagen. Vielleicht fand er ja eine kleine Schar von überwinternden Ringelgänsen, die ihm zeigten, wie man sich in freier Wildbahn ernährt. Der Ganter würde es schon lernen, denn er war natürlich ein besonders intelligentes Exemplar seiner Art.
    Tore wusste, wann ein Tier intelligent war. Hansi, sein Kaninchen, war es nicht.
    »Tore«, rief Opa Fedder mit schwacher Stimme. »Du bist doch noch da, oder?«
    »Natürlich, Opa«, rief Tore beruhigend zurück und meinte, einen erleichterten Seufzer gehört zu haben.
    »Kannst du versuchen, Herrn Meier so trocken zu lagern wie irgend möglich. Auf der Lore müsste sich im Kasten beim Werkzeug und der Ölkanne noch eine zusammengefaltete Plane befinden. Da rollst du ihn drauf. Und breite deinen Schlafsack über ihn. Ein nasser Schlafsack ist besser als gar keiner.«
    »Eine Wärmehülle, ich weiß«, flüsterte Tore beklommenund ärgerte sich, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Nur hätte er lieber den Großvater als den Schnösel eingepackt. Aber jetzt war es zu spät.
    »Ein Toter auf der Lore ist vielleicht ein Krimititel, aber für die Hallig eine Katastrophe. Das wollen wir nicht riskieren ...«
    Tore hörte hinter den launigen Worten die Verzweiflung in Opas Stimme. Er tat alles, um vor seinem Enkel zu verbergen, wie ernst es um ihn und Meier stand. »Und jetzt werde ich doch gehen. Ich behalte die Schienen im Auge, Opa, ich verspreche es. Und ich bleibe immer drauf! Wie weit ist es denn?«
    »Nein, Tore, tu mir das nicht an!« Fedder wurde zusehends matter. »Bis zum Beginn des Landschaftsschutzgebietes von Langeness ist es mehr als ein Kilometer. Auf Steinen und Bahnschwellen. Du brauchst mindestens eine halbe Stunde, bis du festen Boden unter den Füßen hast.«
    »Und bis zur Bandixwarf?«, fragte Tore hartnäckig.
    »Drei, vier Kilometer. Aber bitte versprich mir, dass du nicht zur Hallig zu wandern versuchst. Dein Ehrenwort darauf – Es ist vielleicht das letzte Mal ...«
    Tore hätte am liebsten vor Wut gebrüllt. Ehrenwort! Er konnte seinem Opa weder die Bitte abschlagen, noch konnte er ein großes Ehrenwort brechen. Auf irgendetwas musste Verlass sein. »Ich verspreche«, sagte er gepresst.
    Dann machte sich Tore an der Lore zu schaffen. Der Kasten war natürlich durch ein Hängeschloss verschlossen, was der Opa ganz vergessen hatte. Zum Glück hing der Schlüssel am Bund. Es dauerte nicht lange, bis Tore die Plane herausgezerrt hatte, eine grüne von der Sorte, mit denen man auch Yachten abdeckt.
    Er schleifte das Bündel auf die andere Seite zu Meier hinüber.Der war zwar noch nicht zu sich gekommen, aber er gab unbestimmte Geräusche von sich, stammelte einen Namen. Tore wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Wahrscheinlich eher gut. Vielleicht war es seine Freundin, wenn er überhaupt eine hatte. Sollte Tore eigentlich wundern.
    Es war Schwerstarbeit, den Kerl auf die Plane zu zerren. Rücksicht auf gebrochene Rückgrate oder Rippen konnte Tore da nicht nehmen. Dann schlug er den Rest des Plastikgewebes über Meier und klemmte die Kante unter ihn, bis er wie in einen Raupenkokon gewickelt lag. Über alles den schweren, nassen Schlafsack!
    Dankbar, dass er den Mann endlich in trockenen Tüchern hatte, ließ Tore sich selbst neben ihn fallen, um auszuschnaufen. Während er sein Werk inspizierte, musste er grinsen. Meier im Kokon hatte jetzt die Möglichkeit, zu einem etwas freundlicheren Wesen auszureifen. Hoffentlich nutzte er die Gelegenheit!
    Bibbernd kam Tore wieder auf die Füße. Opa hatte zwar nichts davon gesagt, aber soviel er selbst gehört hatte, musste ein Knochenbruch geschient werden. Gerade war es ihm wieder

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