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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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sich fast an seinem Kichern verschluckt, das er aber zu unterdrücken versuchte. Er spürte genau, dass sein Opa ihm böse gewesen wäre. Anscheinend suchte er nach einer Antwort, die Meier nicht beleidigen würde.
    »Eigentlich nicht mehr«, sagte Fedder schließlich.
    »Opa, es gab doch mal den Robbert und die Kindschen«, warf Tore ein.
    »Na, ja«, gab Fedder etwas unwillig zu.
    »Was ist mit diesem Robbert?«, hakte Meier sofort begierig nach.
    »Ein Silvesterbrauch.«
    »Ja, und?«
    »Der Robbert und drei Engel fuhren von Warf zu Warf, und dort sangen und tanzten sie für die Kinder.«
    »Fuhren? Tun sie es nicht mehr?«
    Mit dieser knappen Auskunft beabsichtigte Meier sich nicht zufriedenzugeben, aber Opa schüttelte stumm den Kopf. Den Robbert gab es nicht mehr, das wusste Tore, aber Opa wollte dazu auch nichts mehr sagen.
    »Darüber würde ich sehr gerne schreiben ...«
    Vermutlich wollte Opa gerade das verhindern. In diesem Augenblick gab Alfons einen lauten Schrei von sich. Ja, recht hast du, dachte Tore zufrieden, gib du deinen Senf auch noch dazu! Dann fiel ihm endlich etwas ein, womit er Meier vielleicht vom Robbert abbringen konnte. »Die Puken kommen natürlich«, meldete er sich. »Sie sitzen als Passagiere auf den Ringelgänsen und sind für Menschen unsichtbar. Vielleicht können Ihre tollen Fotoapparate sie ja sichtbar machen. Glauben Sie, dass es technisch ginge, Herr Meier?«
    Meier sah ihn zweifelnd an. »Unsichtbare Puken, Gänseohne System und tanzende Engel. Habt ihr auf der Hallig noch mehr so abartige Dinge?«
    »Wieso abartig?«, erwiderte Tore. »Das GPS-System ist etwas ganz Modernes. Paps benutzt es zur Navigation auf See. Aber man kann es überall verwenden, wenn man die Position kennt, auch um Bierzelte zu orten.« Jetzt kicherte er doch.
    »Die finde ich allein!«, bemerkte Meier mürrisch.
    Bestimmt. Aber Tore spürte, dass er zu weit gegangen war. Und er wollte doch dem Opa keinen Ärger machen. »Onkel Calle hat mir von den Puken erzählt«, flocht er schnell als Beweis ein. »Und der muss es wissen, der weiß alles über Gänse, weil er eine Gänseherde hält.«
    »Pff«, schnaubte Meier. »Kleiner, glaubst du etwa, ein Busfahrer hätte den totalen Durchblick, was seine Fahrgäste machen, wenn sie nicht im Bus sitzen?«
    Tore runzelte die Stirn.
    »Nicht geschnallt?«
    Geschnallt schon. Er hatte sich tatsächlich vergaloppiert. Doof war der Meier nicht. Peinlich, dachte Tore und suchte nach einer Ausrede. Die Lore neigte sich ein wenig nach links. Das war die scharfe Linkskurve, die letzte Richtungsänderung vor Langeness, ab da würden sie geradewegs auf die Hallig zusteuern. Weichen gab es keine mehr. Ein Glück! »Puken und Gänse kennen sich gut«, verteidigte er sich lahm, »und Onkel Calle versteht sie.« Er starrte in die Nebelschwaden, die durch das Scheinwerferlicht waberten. Mittlerweile war es stockfinster geworden.
    »Ein Gänse- und Pukenversteher, ja?«, höhnte Meier.
    Im nächsten Augenblick ruckte ein Vorderrad über irgendeinen Gegenstand, die Lore machte einen Hopser und hob von den Schienen ab. Tore spürte noch, wie eine gewaltigeKraft an ihm zerrte, dann katapultierte sie ihn in die Höhe, und er flog durch die Luft. Die Landung im eisigen Matsch nahm ihm den Atem.
Kapitel 6
    T ore lag auf dem Rücken und starrte nach oben. Auch als er endlich wieder Luft holen konnte, sah er nichts als Schwärze.
    Es war Nacht.
    Wie lange er schon dalag, wusste er nicht. Aber das eisige Wasser drang allmählich durch den Schlafsack nach drinnen. Warum kam ihn niemand holen?
    Dann erst wurde ihm bewusst, dass Opa und der Mann namens Meier ja auch irgendwo sein mussten. Aber er hörte keinen Ton. Mühsam richtete er sich auf und versuchte mit klammen Fingern den Reißverschluss zu öffnen, den er natürlich nicht aufbekam. Immer ängstlicher lauschte er. »Opa? Opa!«, schrie er.
    Aber nur der Wind antwortete.
    Ihn packte die Angst. Opa Fedder und Meier waren tot!
    Dann hörte er ein Stöhnen. »Opa! Lebst du?«, brüllte er und zwängte die Schultern durch die schmale Öffnung, die der rostige Reißverschluss nach all seinem Zerren endlich freigab. Er versuchte, sich auf die Füße zu stemmen. Seine Hände gerieten in eiskalten Matsch.
    »Ja, hier bin ich«, keuchte Fedder.
    Als Erstes rannte Tore gegen die umgestürzte Lore, aber dahinter fand er seinen Großvater der Länge nach unterhalbdes Steindamms liegend. Ein Fuß war verdreht, die Lage stimmte nicht, das konnte

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