Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
Vom Netzwerk:
Hilligenlei reichte. Das Eis brach, und die Schollen schoben sich übereinander, aber ganz schaffte sie es nicht.
    Während das Signal drei Mal für Maschine rückwärts tutete, entdeckte Tore, dass neben ihnen Sören, der Wirt des Gasthauses, stand, ein Bär von einem Mann.
    »Habe von deinen nächtlichen Abenteuern gehört, Tore«, sagte er schmunzelnd und reichte ihm die Hand. »Gratulation. Herr Meier hat dich über den grünen Klee gelobt.«
    »Meier?« Tore blickte ungläubig zu ihm hoch. Oma Käte hörte ausgesprochen überrascht zu.
    »Ja, Martin Meier«, bestätigte Sören. »Ist ein netter Kerl.«
    Tore schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte man Meier als nett bezeichnen?
    »Ist er das?«, fragte Käte harmlos nach.
    »Ja. Sehr umgänglich. Nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich im Angebot weder Knödel noch eine Bedienung in friesischer Tracht habe, war die Sache geklärt. Ich habe Martin als Ersatz meinen polnischen Kellner zum Interview angeboten, aber den hat er abgelehnt. Dagegen hat er den Grog ausgiebig probiert und fand ihn ausgezeichnet.«
    »Unterwegs war er richtig frech«, verteidigte sich Tore, weiler das Gefühl hatte, sich Oma gegenüber erklären zu müssen. Sie glaubte bestimmt, er hätte sie angelogen.
    »So, so.«
    »Martin hat gedacht, du und dein Opa hättet ihn angeschwindelt, um ihn zu ärgern. Knödel sind seine Lieblingsbeilage, und er konnte sich gar nicht vorstellen, dass man sie irgendwo nicht kennt«, sagte Sören und schabte sich nachdenklich am Kinn. »Ich überlege jetzt, ob ich sie in Zukunft anbieten soll. Vielleicht brauchen die Süddeutschen die Dinger zum Überleben. Und als Fertigpackung machen sie ja keine große Arbeit ...«
    »Wo mag denn Herr Meier nur leben, dass er so misstrauisch ist?«, fragte Oma Käte fassungslos. »Mein Mann und Tore wirken doch nicht wie Lügner ...«
    »In einer Zeitungsredaktion.«
    »In einer Zeitungsredaktion«, wiederholte Käte. »Ja, dann! Dass die Zeitungen schwindeln, habe ich auch schon öfter festgestellt. Dort muss einer wohl Misstrauen lernen! Dafür kann Herr Meier aber nichts.«
    »Jetzt will er abreisen, er muss hier irgendwo sein. Hat die Schnauze voll«, ergänzte Sören. »Nicht wegen der Knödel und weil es bei mir als Festessen Ente gibt, sondern überhaupt. Hat wohl das falsche Reiseziel erwischt.«
    »Das geht nicht«, sagte Käte entschieden. »Wir können einen Gast nicht in solcher Stimmung abreisen lassen. Knödel hin und her.«
    Tore reckte sich und sah gespannt zur Fähre hinüber, die jetzt wieder vorwärts fuhr. Mit voller Kraft kämpfte sie sich durch die Eisschollen, die knirschten und sich rechts und links vom Bug stapelten.
    Die Fähre war voll mit Autos. Ganz vorne stand der Ölwagen,neben ihm der Traktor der Fährgesellschaft mit seinen Anhängern. Auf dem vordersten waren die in Plastikfolie verpackten Tannenbäume zu sehen.
    »Alles da«, sagte Tore strahlend, während die Fähre Hilligenlei sich die letzten Meter heranschob, und die Brücke sich langsam senkte. Weihnachten war gerettet.
    Das Gespräch zwischen Sören und Oma Käte hatte Tore nicht interessiert, und er hatte nicht immer zugehört. Plötzlich aber merkte er, dass der Wirt, an Oma Käte gewandt, durch eine Lücke zwischen den Zuschauern zeigte. »Da ist Martin Meier.«
    »Komm«, sagte Käte zu Tore, »wir gehen zu ihm.«
    Tore hatte nicht gerade den Wunsch, sich von dem Kerl zu verabschieden. Im Stillen murrend, folgte er seiner Oma. »Hallo«, sagte er lahm und blieb neben Meiers Reisetasche stehen.
    »Hallo, Tore«, grüßte Meier reserviert.
    »Ich bin seine Großmutter, Fedders Frau«, machte Käte sich selber bekannt. »Ich weiß nicht, ob Sie sich aus der Nacht noch erinnern ...«
    Martin Meier nickte knapp. Es dauerte, bis er sich zu einer Antwort bereit fand. »Wie geht es Ihrem Mann?«
    »Besser, danke. Zu Weihnachten können sie ihn allerdings noch nicht entlassen«, sagte Käte bedauernd. »Nach der Operation wäre das wirklich zu früh. Jetzt ist Fedders Platz am Tisch leer. Ich dachte, es wäre nett, wenn jemand ihn beim Festessen am ersten Weihnachtstag ausfüllen würde.«
    Was? Tore hätte am liebsten laut protestiert. Doch nicht den Kerl an Weihnachten im Haus haben! Außerdem war das Haus ja nicht leer. Eine Familie aus Hessen hatte sich in der Ferienwohnung eingemietet.
    Meier schwieg eine Weile. »Mei – meinen Sie mich?«, stammelte er dann ungläubig.
    »Ja, genau. Sie sind von ganzem Herzen eingeladen.

Weitere Kostenlose Bücher