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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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gut.
    »Komm, ich bringe dich in den guten Salon. Anke ist mit trockener Kleidung und heißem Tee unterwegs. Da brummt ihre Lore schon heran«, hörte Tore noch eine mitleidige Stimme sagen, dann sackte er zusammen.
    Als Tore wieder zu sich kam, lag er der Länge nach auf einer Bank in der Lore des Marschenbauamtes, und es war herrlich warm. Anke, die inzwischen eingetroffen war, war geradedabei, ihm die Hose herunterzustreifen, die ihm an der eisigen Haut klebte.
    Das war denn doch zu viel! Tore fuhr in die Höhe, schob Anke von sich und begann sich mit klammen Fingern selbst auszuziehen. Er war erleichtert, als Anke nickte und sich zum Eingang zurückzog, um dabei zu helfen, Fedder auf der Trage hereinzuhieven.
    Meier hockte in der hintersten Ecke des Waggons auf der Bank und zog und zerrte selbst an seinem nassen Zeug. Einer der Feuerwehrmänner suchte aus einem großen Haufen Kleidung Passendes für ihn heraus und reichte es ihm. Wie zu erwarten, hörte man von Meier jetzt schon Klagen und dazwischen Flüche, wenn etwas klemmte. Und das, obwohl seine Tasche mit den teuren Fotoapparaten schon dicht neben ihm stand. Immer wieder vergewisserte Meier sich, dass sie auch wirklich da war.
    Was der sich wohl so vorstellte! Hier klaute doch niemand. Tore hätte ihn schallend ausgelacht, wenn seine Gesichtsmuskeln nicht noch so steif gewesen wären. Er ließ seine nackten Beine vor dem heißen Luftstrom des Ofens baumeln, bis sie sich wieder wie seine Beine anfühlten, dann zog er sich die Kleider an, die Anke ihm bereitgelegt hatte. Cool, die wattierte Jacke war eine Edelklamotte. Musste Ankes Enkel Kai gehören. Aber der war trotzdem in Ordnung.
    Während Anke etwas später mit einer Teekanne auf ihn zukam, fiel Tore siedendheiß etwas ein. Alfons! Die Hallig musste er erreicht haben. Sonst hätten sie ja die Rettungsaktion nicht gestartet. Aber wo war er abgeblieben?
    Der Waggon setzte sich langsam in Bewegung.
    »Wo ist Alfons?«, fragte Tore aufgeregt. »Ich hatte ihn losgeschickt,um Hilfe zu holen, weil ich weiß, wie verständig er ist. Er führt eine große Gänseherde.«
    »Du kennst ihn?«, fragte Anke betreten.
    »Schon Ewigkeiten! Jedenfalls mindestens seit einem Vierteljahr. Ist er tot? Oder vermisst?«, rief Tore ängstlich.
    Anke schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil. Er sitzt bei Wasser und Körnern im Flur meiner Tochter. Ich wusste mir in der Eile nicht anders zu helfen, weil alle noch unten standen und schwatzten, und ich konnte ihn ja nicht einfach in irgendeinen Stall sperren. Ich fürchte nur, er wird eine schöne Schweinerei veranstalten.«
    »Schweinerei«, wiederholte Tore mit wütender Verachtung. »Durch einen Ganter! Einen klugen Ganter, der uns alle gerettet hat! Du beleidigst ihn! Der würde nicht einmal eine Ganterei machen.«
    »Nein, nein«, versuchte Anke ihn erschrocken zu beschwichtigen. »So hatte ich es ja auch nicht gemeint ...«
    »Wie denn?« Tore stand auf einmal vor ihr, um lautstark Rechenschaft zu fordern.
    Der Motor schnurrte gedämpft, die Gummiräder liefen ruhig, und plötzlich schwiegen alle Gespräche. Die meisten drehten sich zu Tore um, um zuzuhören.
    »Tore! Anke hat ihm doch nicht den Hals herumgedreht, sondern ihn gefüttert«, sagte Oma Käte staunend. »So angriffslustig kenne ich dich ja gar nicht.«
    »Aber so bin ich. Ab jetzt.«
    »Er hat es gut, Tore«, sagte Anke beschwichtigend. »Eine Gans hinterlässt eben nasse Würstchen und tritt hinein, und das gibt überall Spuren. Ich werde sie aufwischen, bevor Anna zurück ist. Der Flur ist gefliest. Bei Licht betrachtet, kein Problem.«
    »Ja, gut. Aber dann solltest du nicht von Schweinerei reden«, beharrte Tore. »Alfons ist ein Ganter, der Respekt verdient.«
    Voller Genugtuung registrierte Tore, dass alle ihm zuhörten und nicht wenige nickten. Das allgemeine Gespräch kam erst wieder in Gang, als sie den Lorendamm, einen einsamen Traktor und den Feuerwehrwagen vor sich sahen.
Kapitel 11
    T ore wachte am nächsten Morgen erst spät auf, es war schon kurz vor zehn Uhr. Ihm fiel alles Mögliche ein, was er am vergangenen Abend versäumt hatte, zum Beispiel die Ankunft des Hubschraubers, der den Opa abholen sollte, und die ganze Aufregung mit der Absperrung durch die Feuerwehr. Und wo war Alfons jetzt? Bestimmt nicht mehr in Annas Flur. Und Meier? Der hatte ganz sicher noch in der Nacht beim Wirt auf Hilligenlei Knödel bestellt. Aber nicht bekommen und dann Ärger gemacht. Tore kicherte vor sich

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