Alias - Moederischer Nebenjob
hatte sich schon eine Geschichte überlegt, in der sie in einen Swimmingpool gefallen war, falls man sie auf ihren nassen Reisepass ansprechen sollte.
Noah wartete draußen auf sie, während sich Sydney das überschaubare Angebot in dem kleinen Geschenkeladen ansah. Eine Kollektion billiger Nylongeldbörsen war alles, was hier im Angebot war. Sie kaufte sich eine in Blau, denn alles war besser, als in aller Öffentlichkeit ihr T-Shirt hochzuziehen, um an ihren Dokumentengürtel zu gelangen. Als sie Richtung Kasse ging, legte sie noch ein paar andere Dinge ins Einkaufskörbchen wie Lipgloss, Pfefferminz und eine zusammenklappbare Haarbürste. Ein mattblaues Haarband mit Gummizug wanderte ebenfalls hinein. Und an der Kasse selbst stand das Beste, was der Laden zu bieten hatte: eine bestickte Leinen-Einkaufstasche mit dem Bild des Eiffelturms, die prall gefüllt mit französischem Konfekt und Marmelade und wahrscheinlich sündhaft teuer war.
»Die nehme ich auch«, sagte Sydney, als der Kassierer ihre Einkäufe über das Band schob.
»Oui, mademoisellel«, erwiderte er, und Sydney konnte die Eurodollars in seinen Augen förmlich aufblitzen sehen.
Es war ihr egal. Nach allem, was ich bei diesem Einsatz mitgemacht habe, ist Wilson mir diese süße Entschädigung einfach schuldig, dachte sie, als sie ihren Einkauf mit dem Geld des SD-6 bezahlte.
Als sie wieder aus dem Laden kam, drückte sie Noah die Einkaufstasche in die Hand. »Halten Sie mal.«
»Für mich?«, fragte er in gespielter Überraschung.
»Das könnte Ihnen so passen! Nein, ich will mich nur schnell ein wenig zurechtmachen.« Sie clippte sich die Nylonbörse an ihren Gürtel, streifte sich das Haarband über das Handgelenk und bürstete sich das Haar.
»Haben Sie Hunger?«, fragte Noah mit Blick auf die Leckereien in der Tüte. »Ich hoffe, man hat Ihnen einen Löffel für die Marmelade gegeben, oder müssen wir den
jetzt auch noch kaufen?«
»Wovon reden Sie eigentlich?«
»Von dieser riesigen Touri-Einkaufstüte mit den vielen französischen Spezialitäten darin. Oder wollen Sie Ihrer Zimmergenossin etwa weismachen, Sie hätten das alles in San Diego gekauft?«
Sydneys Züge erstarrten einen Moment. Da sie mit ihrem Pferdeschwanz fertig war, nahm sie Noah die Tasche wieder ab. »Ich hab nicht drüber nachgedacht. Ich wollte mir nur ein Souvenir kaufen«, sagte sie und machte sich auf weitere ätzende Bemerkungen zum Thema Anfängerfehler gefasst.
»Nun. sehen Sie zu, dass Sie das Zeug im Flugzeug aufessen oder dort unter die Leute bringen.«
»Okay«, sagte sie dankbar.
Sie gingen zum Flugschalter, um die Bordkarte abzuholen. Sidney fragte nach einem Fensterplatz, doch es gab noch nicht mal mehr einen freien Sitz am Gang.
»Der Flug ist völlig ausgebucht«, sagte der Mitarbeiter der Linie. »Ich kann Ihnen leider nur einen Mittelplatz im Zentralbereich der Maschine geben.« Sie akzeptierte dies ohne Murren.
»Zentralbereich?«, fragte sie Noah stirnrunzelnd, als sie Richtung Zoll gingen.
»Tja, Sie sind keine Erste-Klasse-Passagierin mehr«, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. »Und vor allem sind Sie nicht entsprechend gekleidet.«
»Sie sehen aber auch nicht besser aus!«, protestierte Sydney.
»Nein, aber bis heute Nachmittag wird sich das geändert haben. Doch was soll's. Sie fliegen wohlbehalten wieder nach Hause, und das ist doch die Hauptsache.«
»Ich weiß.«
Noah sah nach vorn, wo sich die Passagiere bereits vor der Sicherheitskontrolle einreihten. »So, weiter gehe ich nicht mit.« Er trat ein paar Schritte aus dem Menschengewühl heraus und lehnte sich gegen eine Wand.
Sydney stellte sich neben ihn. »Kommen Sie nicht mit in die Abflughalle?«, fragte sie und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
»Ohne Flugschein geht das nicht.« Er hob die Schultern. »Außerdem werden Sie dort noch eine Weile herumsitzen müssen. Und ich hab noch was zu erledigen, wie Sie ja wissen.«
»Ach ja. Natürlich.«
»Also dann«, sagte er und zuckte wieder die Achseln.
»Ja, also, auf Wiedersehen«, sagte Sydney.
Keiner von ihnen machte Anstalten zu gehen. Sydney krümmte ihre Zehen in den Schuhen und überlegte verzweifelt, was sie noch sagen konnte.
»Es war prima, mit Ihnen zu arbeiten«, fügte er plötzlich hinzu. »Sie werden eine großartige Agentin werden, Bristow. Das kann ich Ihnen versprechen.«
Unter anderen Umständen hätte sie nach einem solchen Kompliment einen ganzen Tag auf Wolke sieben geschwebt. Doch
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