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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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sein Atem wieder normalisiert hatte, hob er den Kopf. Der Mikrofilm lag auf einem Wassertropfen in der Pfanne. »Der Beweis«, sagte er.
    »Tom«, sagte sie. »Ich weiß, dass es stimmt. Der Angriff auf Hawaii. Ich weiß es.«
    »Das ist der Beweis. Bring ihn zur Botschaft. Lies es, Harriet. Sofort … wickel ihn aus … unter dem Glas.«
    »Tommy, was, wenn es wirklich wahr ist? Dann weißt du immer noch nicht, warum Sondegger ihn dir gegeben hat.«
    »Morgen ist der sechste Dezember. Wir haben keine Zeit mehr. Lies es.«
    Sie rollte den Mikrofilm aus und richtete die Vergrößerungslinse und eine Lampe her. Blinzelnd strich sie sich das Haar hinter die Ohren. »Es ist zu klein, ich kann kaum etwas erkennen … doch, hier. Hier wird auf den anderen Mikrofilm Bezug genommen. Es heißt … ich kann nicht … ah ja. Hier wird behauptet, der Echtheitsbeweis würde durch die Rundfunksendungen von Lord Haw-Haw geliefert.«
    Tom schloss die Augen, die Schmerzen ebbten ab. Haw-Haw war Brite, hatte den British Fascists und der BUF angehört, bevor er 1939 nach Deutschland geflohen war. Seine Rundfunksendungen verbreiteten Propaganda, der perfekte Weg, um Informationen zu senden.
    Harriet rätselte über dem Vergrößerungsglas. »Ja, verstehe. Hier sind Aussagen aufgelistet, die er über Rundfunk verbreiten wird, dazu das jeweilige Datum der Sendung. Es geht bis zum Vierzehnten. Aber ich kann sie nicht entziffern, nicht hier.«
    Es spielte keine Rolle. Sie würden sich von Harriets Fotografen Abzüge erstellen lassen und dann den Text mit dem Wortlaut der Rundfunksendungen abgleichen. Das hieß, der Mikrofilm kam von Leuten, die Haw-Haw Worte in den Mund legen konnten. Dennoch …
    »Es beweist, woher der Mikropunkt stammt.« Schwankend erhob sich Tom und wusch sich im Ausguss das Blut von den Händen. »Das heißt noch nicht, dass die Informationen auch stimmen.«
    »Es heißt, dass sie gezwungen sein werden zu handeln. Und Tommy – die Informationen sind wahr.«
    Er wickelte sich den Verband um die Hand. »Warum?«
    »Du brauchst einen Arzt.«
    »Warum, Harriet?«
    »Verstehst du nicht? Die japanische Flotte ist nur noch wenige Tage von Hawaii entfernt. Warum also sollten die Nazis die Amerikaner informieren?«
    »Weil nicht mehr genügend Zeit bleibt. Der Tag X minus eins ist schon vorbei.« Tom zog den Verband fest. »Nein, Quatsch. Die Nachricht sollte über Earl weitergeleitet werden, da war noch genügend Zeit, aber dann ist etwas
dazwischengekommen – es kam zu einer Auseinandersetzung … Earl wurde getötet …«
    Harriet senkte den Blick, ließ sich aber ansonsten nichts anmerken. »Sondegger hat sich an den einzigen anderen Amerikaner gewandt, von dem er wusste, dass er erreichbar
war – an dich, Tom. Er wusste das, weil er sich mit Earls Familie beschäftigt oder weil Earl es ihm gesagt hat. Aber warum?«
    »Um den Angriff auf Hawaii zu verhindern. Denn wenn Japan angreift, erklärt Deutschland den USA den Krieg.«
    »Und warum wollen die Deutschen die Staaten im Krieg haben?«
    Sie wollten es eben nicht. Genau das hatte sie doch gesagt. Die Deutschen wollten nicht, dass die Staaten in den Krieg eintraten. »Wenn die Japaner also nicht angreifen, bleiben die Staaten neutral. Roosevelt müsste schon alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Republikaner auch nur der Verschiffung von Milchpulver zustimmen …«
    »Er hat versprechen müssen, sich aus fremden Kriegen herauszuhalten, damit er wiedergewählt wurde«, sagte Harriet.
    »Aber wenn Japan angreift, ist es kein fremder Krieg mehr …«
    »Genau. Wenn Sondeggers Mikrofilm den japanischen Angriff unterbindet, wird Amerika neutral bleiben. Wenn Japan Pearl Harbor nicht angreift, werden die Staaten nicht in den Krieg eintreten.«
    Im Zimmer herrschte Stille, nur der tropfende Wasserhahn war zu hören. »Wir müssen den Angriff trotzdem aufhalten«, sagte Tom. »Man sieht nicht einfach zu, wenn die eigenen Leute sterben. Man tut, was man kann, mit allem, was einem zur Verfügung steht. Das ist es, was man immer tut.«
    »Du klingst wie dein Bruder.«
    »Danke.«
    Ihr stockte der Atem. »Er ist also wirklich tot.«
    »Tut mir leid.«
    Sie erhob sich und ließ den Mikrofilm in ein Tablettenröhrchen gleiten. »Wenigstens wird es ein Vergnügen sein, Mr. Bloomgaard aufzuscheuchen. Wir fahren zur Botschaft. Und machen dir einen neuen Verband.«
    »Es geht schon«, sagte er und folgte ihr in den Flur. »Das hat Zeit bis nachher.«
    Sie nahm ihren Mantel vom

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