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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Soll Hermann Görtz ruhig gehängt werden, solange Buchbinder in Sicherheit war.
    In Mr. Penthams Haus überprüfte sie ein letztes Mal das Funkgerät. Die Kopfhörer, der Antennendraht, die Ersatzröhren waren allesamt sicher im Kinderwagen verstaut. Sogar das wunderbare rot-schwarze Richter-Leder war gefettet und gewienert.
    Sie würden heute Abend senden. Sie fühlte sich wie eine Braut, die über den mit Rosen bestreuten Mittelgang schritt, so elegant und unnahbar, während sie innerlich bebte. Alles würde sich heute Abend entscheiden, wenn sie den Funkspruch absetzte. Natürlich kannte sich auch Buchbinder mit der Funktelegrafie aus. Er hatte einen verträumten leichten Anschlag – seine Signatur –, aber heute Abend würde sie funken.
    Sie ging ein letztes Mal durch das Haus. Alles war in Ordnung. Sie dankte dem großzügigen Mr. Pentham für seine Gastfreundschaft, sagte ihm, dass sie nicht wiederkehren würde, und schloss fest die Tür zum Kohlenkeller. Wie ein Schmetterling stieß sie ihre Puppe ab. Heute Abend würde sie fliegen.
     
    Highcastle fluchte über den Verkehr. »Machen Sie den Weg frei.«
    »Das geht nicht, Sir.«
    »Doch, verdammt noch mal. Scheuchen Sie sie auf den Bürgersteig.«
    »Sie sagen, es handelt sich um einen Blindgänger, Sir.«
    Highcastle fluchte. Die Einheiten waren versammelt und warteten auf ihn. »Dann rückwärts.« Er dachte nach.
    »Wir fahren einfach quer durch, über den Rangierbahnhof
und …«
    »Den Rangierbahnhof, Sir? Das ist nicht …«
    »Los!«
    Der Fahrer stieß einen halben Straßenzug zurück. Der Laster zwängte sich durch eine Gasse und schoss mit Dauerhupton über eine Straße und dann über die Gleise. Eine holprige Fahrt. Auf der anderen Seite gehörte die Straße ihnen. Etwas außer Atem trafen sie am Treffpunkt ein, sprachen sich ab und setzten sich in Bewegung.
    Die vordere Einheit teilte sich noch im Laufen auf, Beta nach hinten, Alpha nach vorn.
    Ein altes Ehepaar, das an seinem Zaun stand, riss vor Staunen den Mund auf. Ein Hund bellte – ein kleiner Köter, könnte gut ein Pekinese sein. Gott sei Dank, sein Gefühl hatte nicht getrogen, die Arbeitszeit und die zwanzig Männer waren nicht vergeudet.
    Die beiden Alten sagten, ja, Mr. Penthams Nichte sei für einen Monat da, und ein reizenderes Mädchen könne man sich …
    Die Männer stürmten vorwärts, alles lief wie am Schnürchen. Vier Minuten später stand Highcastle in der geöffneten Tür zum Kohlenkeller, und Abrams sagte ihm, dass Mr. Pentham tot sei. Im Wohnzimmer kratzte eine Nadel auf dem Grammophon, die Platte spielte für ein leeres Haus. Kein Funkgerät. Keine Frauenkleider, kein Geld und keine Papiere. Abendammer war fort.
     
    Am Shepherd Market brach Rugg die Tür neben dem Kurzwarenhändler auf. Die Treppe war schmal und so gewunden wie die Zunge des Teufels. Zwei Stockwerke hoch, dann hinein in das kleine, rechteckige Zimmer mit seinem Arbeitstisch und Fenstern, die zur Straße rausgingen. Der Straße von Lady Harriet Wall. Renard kannte jeden Winkel in der Stadt. Er hatte dieses Zimmer des Kurzwarenhändlers gefunden, von dem aus der Shepherd Market beobachtet werden konnte – genau wie Sonder es sich vorstellte.
     
    »Keine Probleme in der Central Hall?«, fragte Sonder am Fenster mit einer Stimme wie Sirup.
    »Nicht die geringsten«, sagte Renard. »Haben uns auch Chilton vom Hals geschafft.«
    Genau, vermaledeite Scheiße. Chilton bräuchte man nicht, hatte Sonder gesagt, er mache alles nur noch komplizierter, und man müsse ihn sich vom Hals schaffen. Außerdem brachte ihn die alte Schwuchtel sowieso nur auf die Palme. Dieser kleine Schwächling in seinen tollen Anzügen und seinem großen Haus.
    »Und die Waffen?«, fragte Sonder.
    Renard öffnete seinen Macintosh und ließ ihn die Revolver sehen.
    »Ah, schöne Teile aus Mr. Roosevelts Lend-Lease. Smith & Wesson, für einen Dollar das Stück.« Sonder lächelte so warm wie der Sommer. »Das hier ist übrigens ein ausgezeichneter Beobachtungsposten. Gut gemacht. Die besten Plätze des Hauses.«
    Rugg stand neben dem Schulrektor und zog den Kopf ein, um die Straße unten sehen zu können. »Dann fangen wir an?«
    »Dauert nicht mehr lange.« Sonder legte ihm die Hand auf die Schulter, wie es ein Vater getan hätte. »Tom Wall wird bald kommen. Aber wenn Sie so freundlich sein und dafür sorgen könnten, dass sonst niemand auf seine Ankunft wartet?«
    Rugg ging hinaus, hielt sich im Schatten und starrte in die

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