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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zukommen sehen.»
    «Weiß sie das auch sicher?», fragte ich hastig.
    «Vollkommen sicher. Er lief eilig vorbei und dann seitlich rechts auf jenem Pfad weiter, der den Weg zur Terrasse abkürzt.»
    «Um welche Zeit war das?», fragte Poirot, der mit unbewegtem Antlitz lauschte.
    «Genau fünfundzwanzig Minuten nach neun Uhr», sagte der Inspektor ernst.
    Alle schwiegen.
    Der Inspektor fuhr fort: «Alles fügt sich lückenlos ineinander. Um 9.25 wird beobachtet, wie Captain Paton an dem Pförtnerhaus vorbeigeht, gegen 9.30 hört Geoffrey Raymond, wie jemand Geld verlangt, was von Mr. Ackroyd abgeschlagen wird. Was geschah nun? Captain Paton entfernt sich heimlich durch das Fenster, läuft zornig und enttäuscht die Terrasse entlang. Er kommt zur offenen Flügeltür des Wohnzimmers. Sagen wir, es ist jetzt zehn Minuten vor zehn. Miss Flora wünscht ihrem Onkel gute Nacht. Major Blunt, Mr. Raymond und Mrs. Ackroyd befinden sich im Billardzimmer. Der Salon ist leer. Ralph stiehlt sich hinein, nimmt den Dolch aus der Vitrine, kehrt zum Fenster des Arbeitszimmers zurück und steigt ein … Die weiteren Einzelheiten kann ich mir wohl ersparen. Dann schlüpft er wieder hinaus und eilt davon. Hatte nicht mehr den Mut, zum Gasthof zurückzukehren, stürzt zum Bahnhof, telefoniert von dort …»
    «Weshalb?», fragte Poirot sanft.
    Ich fuhr in die Höhe. Der kleine Mann neigte sich vor. Unheimlich grün leuchteten seine Augen.
    Einen Augenblick lang brachte die Frage Inspektor Raglan aus der Fassung.
    «Weshalb? – Schwer zu sagen!», brummte er endlich. «Auch die klügsten Mörder machen oft die tollsten Fehler. Aber kommen Sie mit, ich will Ihnen die Fußstapfen zeigen.»
    Wir folgten ihm um die Ecke der Terrasse bis zum Fenster des Arbeitszimmers. Auf einen Wink von Raglan brachte ein Polizist die Schuhe herbei, die aus dem Dorfgasthof geholt worden waren.
    Der Inspektor hielt sie über die Spuren.
    «Es sind die gleichen», sagte er zuversichtlich. «Das heißt, dies ist nicht das Paar, von dem die Abdrücke herrühren. Die hat Paton an. Aber es ist ein ganz ähnliches Paar, nur älter – sehen Sie nur, wie abgetreten die Sohlen sind.»
    «Es tragen doch sicher viele Leute Schuhe mit Gummisohlen?», fragte Poirot.
    «Gewiss, natürlich», gab der Inspektor zurück. «Ich würde den Fußspuren auch nicht soviel Gewicht beimessen, wenn nicht alles andere so genau stimmte.»
    «Wie töricht von Captain Ralph Paton», sagte Poirot nachdenklich, «so viele Beweise seiner Anwesenheit zurückzulassen.»
    «Ja», fuhr der Inspektor fort, «es war eine schöne, trockene Nacht. Weder auf der Terrasse noch auf dem Kiesweg hat er Fußspuren hinterlassen. Aber zu seinem Unglück scheint kürzlich am Ende des Pfades eine kleine Quelle entsprungen zu sein. Sehen Sie selbst.»
    Ein schmaler, kiesbedeckter Pfad mündete unweit von uns auf die Terrasse. Einige Meter davon entfernt gab es eine Stelle, an der die Erde nass und sumpfig war. Durch diese feuchte Stelle liefen Fußspuren, darunter auch die von Schuhen mit Gummisohlen.
    Poirot schritt den Pfad entlang, der Inspektor neben ihm. «Haben Sie die weiblichen Fußspuren bemerkt?», fragte er plötzlich.
    Der Inspektor lachte.
    «Ja. Es ist ein allgemein begangener Abkürzungsweg zum Haus. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, alle Fußspuren auszusondern. Schließlich geben doch jene auf dem Fensterbrett den Ausschlag.»
    Poirot nickte.
    «Es wäre zwecklos, weiterzugehen», konstatierte der Inspektor, als wir die Auffahrt sehen konnten. «Hier ist wieder alles mit Kies bestreut und so trocken wie nur irgend möglich.»
    Wieder nickte Poirot, doch seine Augen blieben an einem kleinen Sommerhäuschen haften. Es lag links vom Weg vor uns, und zu ihm führte ein Kiespfad.
    Poirot blieb so lange stehen, bis der Inspektor zum Haus zurückgekehrt war. Dann sah er mich an.
    «Der Himmel scheint Sie mir als Ersatz für meinen Freund Hastings geschickt zu haben», sagte er augenzwinkernd. «Ich bemerke, dass Sie mich keinen Augenblick verlassen. Was halten Sie davon, Doktor Sheppard, wenn wir dieses Gartenhaus durchsuchen? Es interessiert mich.»
    Er ging zur Tür und schloss auf. Drinnen war es beinahe finster. Ein oder zwei Sitzgelegenheiten, ein Kricketspiel und einige zusammenklappbare Liegestühle. Der Anblick meines Gefährten überraschte mich. Er hatte sich auf die Knie fallen lassen und kroch auf allen vieren umher. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf.
    «Nichts», sprach er

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