Alice@Hollywood
verflogen.
Die Flasche Sekt klebte schrecklich in dem geschmolzenen Wassereis. Der süße Glibber von Capri und Flutschfinger hatte eine ganze Armee Wespen angelockt. Keine Chance, die Viecher loszuwerden. Wir überließen den summenden Stechern den Schlachtplatz und verzogen uns ohne Proviant, aber mit Decke, einige Meter tiefer ins Feld hinein. Gott sei Dank gehörte Steve nicht zu denen, die eine kleine Änderung im geplanten Tagesablauf komplett aus dem Konzept bringt. Im Gegenteil. Er amüsierte sich köstlich. Ich hatte alle Mühe, seine Aufmerksamkeit wieder auf meine Weiblichkeit zu lenken. Erst, als ich meinen BH auszog und Steve meine Brüste quasi ins Gesicht drückte, löste er sich endlich von dem Gedanken, dass die Grillen ihre Freunde, die Wespen, zum Barbecue eingeladen hatten, die zum Nachtisch Wassereis mitbrachten. Sanft dirigierte ich meinen Lover dahin, wo ich ihn haben wollte. Kurz wurde unser Liebesspiel noch einmal von einem Stau auf einer Ameisenstraße unterbrochen, die sich zähfließend über unsere Decke bewegte. Dann aber waren wir endlich so weit, auch unsere letzte Unterwäsche loszuwerden. Vorsichtig setzte ich mich auf meinen hübschen Amerikaner und begann zaghaft, mein Becken zu bewegen. Da hörten wir Motorengeräusche.
»Psst. Stopp. Kommt das näher ?« , sagte ich lauschend.
Steve schüttelte den Kopf.
»Nee. Ich glaube das fährt weg«, war er sich nach einer Weile sicher.
Er behielt Recht. Es war mein Auto, das sich in eine Staubwolke gehüllt entfernte und uns mit heruntergelassenen Hosen zurückließ. Mist! Wer, außer einem Schrotthändler, könnte Interesse an meinem Auto haben? Unverrichteter Dinge brachen wir ab. Mein Handy hatte mitten in der Pampa natürlich kein Netz. Keine Chance, Superman anzurufen, damit er losfliegt und sich darum kümmert, wo mein Auto ist.
Steve war ausgesprochen süß. Er tröstete mich, trug brav sämtliche Sachen, einschließlich der siruptropfenden Kühlbox. Die uns verfolgende Wespenschar ignorierte er standhaft, obwohl die eine oder andere sich auf seinem Arm niederließ. Nach anderthalb Stunden Fußmarsch erreichten wir das nächste Dorf. Auf einer kleinen Polizeistation erstatteten wir Anzeige wegen Autodiebstahl. Obwohl ich einige Details beim Protokoll geflissentlich verschwieg, schien sich Polizeiobermeister Konstantin seinen Teil zu denken. Er grinste schmutzig und summte die Melodie von »Ein Bett im Kornfeld« vor sich hin.
Die Rückfahrt in einem unklimatisierten und zum Bersten gefüllten Regionalexpress verlief vergleichsweise reibungslos, wenn man davon absieht, dass wir einen Anschlusszug verpassten und eine Stunde in Klein Berescheid warten mussten. Abends um zehn waren wir endlich zu Hause. Steve schmierte noch ein paar Sandwiches, die er liebevoll mit Silberzwiebeln und Oliven dekorierte, während ich mich im Bad kurz frisch machte. So ganz allmählich kehrte meine Selbstironie zurück, ja ich begann sogar, mich über den Tag zu amüsieren. Ich glaube, es war in meinem Leben noch nie so kompliziert gewesen, mit einem Mann zu schlafen. Andererseits war der Tag ja noch nicht zu Ende. Also hüpfte ich aus der Dusche, zog mir nichts weiter als eine Wolke Sun von Jil Sander über und tänzelte lasziv ins Wohnzimmer.
»Hallo, mein süßer Collegeboy. Bereit, dich von deinem Cheerleader verwöhnen zu lassen ?«
Steve sah mich entgeistert an. Genauso wie die beiden Polizisten, die ihm gegenüber auf dem Sofa saßen. Die »TV-Spielfilm« auf meinem Fernseher, nach der ich geistesgegenwärtig griff, reichte kaum aus, um mich angemessen zu bedecken. Ich grinste blöd, stotterte etwas wie »Ups, so spät noch Besuch«, sang »Hätte ich dich heut erwartet, hätt' ich Kuchen da« und trat beschämt den Rückzug an.
Die beiden Beamten hatten geklingelt, als ich unter der Dusche war. Mein Wagen sei nämlich wieder aufgetaucht, erzählte mir Steve, als sie endlich gegangen waren - Unversehrt. Ein paar Jugendliche hatten ihn kurzgeschlossen und für eine Spritztour missbraucht. Also sei im Grunde alles in Ordnung. Und wie es mir so oft passiert, wenn alles wieder in Ordnung ist, fing ich an zu weinen. Steve nahm mich in den Arm, tröstete mich und brachte mich ins Bett. Es war so schön, in seinen Armen zu kuscheln, dass ich auf der Stelle einschlief.
Die nächsten paar Tage hatte ich eine Menge in der Redaktion zu tun. Für Steve standen die Abschlussprüfungen an, denn das Semester neigte sich dem Ende zu. Entsprechend
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